Berta von Suttner - Ikone der Friedensbewegung
Friede, Frauen, Fortschritt
Vor 100 Jahren, im Dezember 1905, wurde Bertha von Suttner der Friedensnobelpreis zuerkannt. Die Österreicherin war damit nicht nur die erste Frau, die den Preis erhielt - ohne sie hätte es den Friedensnobelpreis vermutlich gar nicht gegeben.
8. April 2017, 21:58
Mitte November 1891 in Rom, eine Österreicherin hält eine fulminante Rede. Sie ist nicht nur die erste Frau, die im Kapitol vortragen darf, auch ihr Thema ist neu: Bertha von Suttner spricht beim Internationalen Friedenskongress über die Abschaffung des Krieges.
Kurz zuvor war sie durch ihren skandalumwitterten Antikriegsroman "Die Waffen nieder! beinahe über Nacht berühmt geworden und hatte ihre plötzliche Bekanntheit genutzt, um die Österreichische und auch gleich die Deutsche Friedensgesellschaft zu gründen.
Geborene Gräfin Kinsky
Geboren als Gräfin Kinsky reist sie an der Seite ihrer Mutter quer durch die Spielsalons Europas. Mit knapp dreißig ist Bertha immer noch unverheiratet, mittellos und vor allem nicht mehr ganz so jung.
Die belesene Bertha, die außer deutsch auch noch fließend französisch, englisch und italienisch spricht, zieht daher als Gouvernante ins Haus des Baron Suttner. Dort verliebt sie sich in einen seiner Brüder, den sieben Jahre jüngeren Arthur.
Als die Liebesgeschichte auffliegt, verliert Bertha ihrer Stelle bei den Suttners. Sie muss weg und antwortet auf eine Zeitungsannonce. Ein "älterer" Herr in Frankreich sucht darin eine sprachversierte Sekretärin.
Die Bekanntschaft mit Alfred Nobel
Der ältere Herr ist der gar nicht so alte Alfred Nobel, steinreicher Erfinder des Dynamits, der auf der Stelle Gefallen an der intelligenten und witzigen Bertha findet.
Eine Woche bleibt sie bei Nobel, lange, intensive Gespräche begründen eine lebenslange Freundschaft - dann allerdings ruft Berthas Herz sie zurück nach Österreich.
Heimliche Hochzeit
Heimlich heiratet sie Arthur, beide verlassen das Land. Sie reisen in den Kaukasus und bleiben dort neun Jahre lang. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie mit Artikeln und Fortsetzungsromanen für europäische Zeitschriften, während sie sich gleichzeitig im Kampf gegen den Antisemitismus engagieren.
Die ganze Zeit über pflegt Bertha von Suttner losen Briefkontakt mit Alfred Nobel, der ihr schon damals bei ihrem ersten Treffen in Paris von seinen pazifistischen Träumen erzählt hatte. Nobels Ansicht nach würde sich der Frieden auf der Welt durchsetzen, wenn Waffen von so schrecklicher Zerstörungskraft entwickelt wären, dass niemand mehr einen bewaffneten Kampf zu beginnen wagen würde.
Engagement für den Frieden
Bertha selbst kommt erst nach ihrer Rückkehr nach Europa mit der gerade erwachenden Friedensbewegung in Kontakt - und plötzlich ist sie Feuer und Flamme für das Thema. Allerdings sieht sie den Weg zum Frieden nicht in Abschreckung à la Nobel. Sie glaubt viel mehr an den Fortschritt des Menschen, ganz im wissenschaftlichen Zeitgeist an eine "Veredelung" des Menschen und damit daran, dass er aus Einsicht bald darauf verzichten könnte, seinem Nächsten den Schädel einzuschlagen.
In "Die Waffen nieder!" beschreibt sie die Schrecken des Krieges in bis dahin ungekannter Drastik. Der Roman wird ein Riesenerfolg. Bertha von Suttner ist berühmt, als Ikone der Friedensbewegung ist sie fortan als Vortragende in Europa und auf zwei ausgedehnten Reisen durch die USA unterwegs. Stiller Sponsor dieser Aktivitäten blieb, bis zu seinem Lebensende 1896, Alfred Nobel.
Bertha von Suttner war es auch, die ihren Freund dazu überredete, einen Teil des Geldes, das er zu stiften gedachte, dem Friedensprojekt zu vermachen. So verfügte Alfred Nobel in seinem Testament nicht nur einen jährlichen Preis für Medizin, Physik, Chemie und Literatur, sondern auch einen für Frieden, den Bertha von Suttner 1905 als erste Frau erhielt.
Bertha von Suttner starb am 21. Juni 1914, eine Woche vor den Schüssen in Sarajevo, die den Ersten Weltkrieg auslösten.
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