Matrixredaktion 2025

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Die Nerds feiern Geburtstag

Matrix wird 30

Ein Mann kommt nach 30 Jahren aus dem Gefängnis und wundert sich: Alle Menschen starren auf ihre Handys. Über diesen Kulturschock eines Hawaiianers berichtete im Februar 2025 Sky News. Dass wir unsere Smartphones heute an modischen Handyketten um den Hals baumeln lassen, über kleine kabellose Ohrstöpsel telefonieren und der Handynacken zur Volkskrankheit geworden ist, das hätten sich die Kolleg:innen von Matrix im Jahr 1995 wohl nicht träumen lassen.

Als Matrix am 7. Mai 1995 um 22.30 das erste Mal on air geht, war das Handy noch weit entfernt vom Massenphänomen, und gerade einmal 16 Millionen Nutzer surften weltweit auf dem Datenhighway. „Wir waren für die Kolleginnen und Kollegen bei Ö1 damals die Nerds“, erinnert sich Bernhard Frank heute, Matrix-Kopf der ersten Stunde.

"Ab spätestens Dienstag sollte unsere World Wide Website dann online sein.“

... kündigte Matrix-Moderator Mischa Zickler am Ende der zweiten Sendung 1995 am Sonntagabend an. In zwei Tagen dann eine Website besuchen - heute möchte man sich ein Stück von dieser Online-Gelassenheit abschneiden. Mit 14,4 KBit/s eine Stunde lang Links aufrufen oder E-Mails schreiben, das kostete 1995 sage und schreibe 40 Schilling. Während viele in Österreich noch von einem Internetzugang träumten und vor allem Universitäten und Technik-Freaks Zugang zum Netz hatten, hatte das Radiomagazin für Computer und Neue Medien schon eine Website.

"Das hört sich ja an wie die Frühzeit der Telefonie."

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Ungeduldig zeigte sich Wolfgang Ritschl 1995 beim Testen einer Internettelefonie-Software für Matrix, denn das Design hatte er sich futuristischer vorgestellt: „Man braucht zum Computer noch Kopfhörer und Mikrofon … das hört sich ja an wie die Frühzeit der Telefonie, als man kurbeln musste und Sprechmuschel und Hörschale getrennte Existenzen fristeten“, monierte er on air den gefühlten technischen Rückschritt. Die Internettelefonie war also noch nicht die erhoffte „Killer-Applikation“. Begeistert berichtete Matrix über „Handyromane“, ein Trend, der sich ebenso wenig durchgesetzt hat wie die zwischenzeitliche Gewohnheit, zum Telefonieren „handyfonieren“ zu sagen.

"Apple hat uns nie Interviews gegeben.“

Nicht am Hype beteiligt war Matrix 2007, als Steve Jobs Apples erstes iPhone vorgestellt hat. Das Smartphone, das Internet, iPod und Touchscreen kombinierte, war on air kein großes Thema. „Apple hat uns nie Interviews gegeben“, erinnert sich Franz Zeller lapidar, als ich ihn auf das apfelfreie Ö1 Archiv anspreche. Vielleicht wollten die Kollegen den Wirbel um das Wischtelefon aus dem Silicon Valley nicht unnötig befeuern, Produkttester waren wir ja nie. Und wie revolutionär das iPhone tatsächlich war, das wussten wir natürlich erst ein paar Jahre später, als wir damit kommunizierten, Fotos knipsten, Musik hörten und damit unterwegs im Internet arbeiteten.

Zu positiv oder zu aufgeregt?

Ob wir gerade wieder einen historischen iPhone-Moment erleben, das haben wir uns erst Anfang dieses Jahres gefragt, als das chinesische Start-up DeepSeek sein KI-Sprachmodell vorgestellt und damit KI-Branche und Börse geschockt hat. Seit einiger Zeit diskutieren wir in Redaktionssitzungen immer wieder, ob wir zu positiv oder zu alarmistisch über neue Entwicklungen und KI-Tools auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz berichten und wie wir den Spagat zwischen aktueller Netzpolitik, Technologie-Kritik, Social-Media-Trends, Maker-Geschichten und Servicebeiträgen schaffen.

Noch immer die „Nerds“

Wie eine Matrix-Sendung entsteht und wie wir Themen setzen – darüber können Sie mit uns sprechen, wenn Sie wollen. Denn zum 30er gibt es die Matrix-Redaktion analog: Wir laden Sie herzlich zur Diskussion und zum ersten Matrix-Pubquiz ein, bei dem Sie ihr Tech-Wissen und Nerdtum unter Beweis stellen können.

Was sich seit 30 Jahren nicht verändert hat: Wir sind bei Ö1 noch immer „die Nerds“ und – wie auch in der ersten Matrix-Sendung formuliert – wir werden noch immer von der digitalen Wirklichkeit überholt und liefern Ihnen Schnappschüsse, Hintergrundanalysen und Einordnungen vom Überholvorgang.

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