Ein großer Bernhard-Darsteller

Joachim Bißmeier zu Gast

Er ist einer der profiliertesten Schauspieler im deutschsprachigen Raum: Joachim Bißmeier. Derzeit feiert der "Bernhard-Darsteller", der 30 Jahre lang dem Burg-Ensemble angehörte, an der Josefstadt große Erfolge in "Der Ignorant und der Wahnsinnige".

Joachim Bißmeier erzählt über seine Wien-Beziehung

Er war bereits 1974 in der Uraufführung von Thomas Bernhards "Jagdgesellschaft" zu sehen, hat den Schriftsteller in Frouke Fokkemas Film "Der Umweg" verkörpert und ist derzeit in der Rolle des Anatomen in Bernhards "Der Ignorant und der Wahnsinnige" im Theater in der Josefstadt zu sehen: Joachim Bißmeier.

Im Gespräch mit Maria Rennhofer spricht Bißmeier u. a. über seine Erfahrungen mit Thomas Bernhard, über seine Bühnenkarriere, seine Jahre am Burgtheater und seine sorgfältige Auswahl, welche Angebote für Theater, Film und TV er annimmt.

Auch 2002 in Bernhard-Stück

Zuletzt war der "Bernhard-Darsteller" Bißmeier in der Erfolgs-Produktion "Über allen Gipfeln ist Ruh" im Herbst 2002 an der Josefstadt als Dichter Moritz Meister - ebenfalls in der Regie von Wolf-Dietrich Sprenger - zu sehen.

In den vergangenen zehn Jahren davor war Bissmeier nur in einer einzigen Rolle auf einer Wiener Bühne zu sehen: 1999 im "Nachspiel" der Amerikanerin Anne Meara, ebenfalls an der Josefstadt.

Ein gefragter Rezitator

Der deutsche Schauspieler ist aber auch ein gefragter Rezitator: So wird er am 13. November in einer Josefstadt-Matinée unter dem Titel "Nehmt hin die Welt ... Joachim Bißmeier liest Schiller" Balladen und sogenannte "Ideengedichte" des Dichters lesen.

Im vergangenen Sommer las er beim ersten Festival Retz, das unter dem Motto "Offene Grenzen" stand, Texte von Vaclav Havel. Schon als Burg-Schauspieler hatte Bissmeier seit den 1970er eine herausragende Rolle bei der Verbreitung von Vaclav Havels Werken in Österreich zu. Im Rahmen des diesjährigen Carinthischen Sommers trat er ebenfalls als Rezitator mit Texten von Friedrich Schiller auf.

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Bis 1996 Burg-Mitglied

Bißmeier wurde während seiner 30 Jahre am Burgtheater zu einem der wesentlichen Darsteller des Hauses. Hier ist er 1992 letztmals aufgetreten. Seit 1996 ist er offiziell 1996 in Pension.

Er verkörperte bei der Uraufführung von Bernhards "Jagdgesellschaft" den Schriftsteller in der Regie von Claus Peymann, harmonisierte aber offenbar mit dem späteren Burg-Direktor nicht besonders.

Zahlreiche Auslands-Engagements

Seine Theater-Auftritte verlegte Bißmeier dann ins Ausland und war in den vergangenen Jahren an namhaften Bühnen im deutschsprachigen Raum wie am Schauspielhaus Frankfurt, am Schauspielhaus Zürich, dem Münchner Residenztheater und der Schaubühne Berlin engagiert.

Erfolge in Film und TV

In Österreich feierte er trotz seiner Theater-Abwesenheit Erfolge in Film und TV: So war er in dem deutschen Film "Napola - Elite für den Führer", der in diesem Frühjahr in Österreich anlief, zu sehen. Und in dem stark autobiografischen Film "Der Umweg" der Holländerin Frouke Fokkema, der bei der Diagonale 2001 als österreichische Erstaufführung zu sehen war, brillierte Bißmeier - nicht nur auf Grund seiner unleugbaren körperlichen Ähnlichkeit - als menschenscheuer Thomas Bernhard.

Ein Jahr davor erhielt er zusammen mit Roland Düringer und Josef Hader für seine Mitwirkung in Florian Flickers Film "Der Überfall" beim Internationalen Filmfestival in Locarno den Bronzenen Leoparden. Im Vorjahr war er im ORF-TV in Jo Baiers Historienverfilmung "Stauffenberg" als Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben zu sehen.

Debüt in Wuppertal

Joachim Bißmeier wurde am 22. November 1936 in Bonn geboren. Nach Beendigung der Schule absolvierte er die Essener Folkwang-Schule. Sein Debüt gab er als Rodrigo in Shakespeares "Othello" unter der Regie von Werner Krauth an den Wuppertaler Bühnen. Es folgten das Contra-Kreis-Theater in Bonn, das Zimmertheater in Tübingen, das Theater der Courage in Wien und das Bayerische Staatsschauspiel in München.

Als 29-Jähriger stieß Bißmeier 1965 zum Ensemble des Burgtheaters. Er spielte an allen großen Theatern des deutschen Sprachraumes und mit und arbeitete mit der Elite der Theater-Regisseure: Walter Felsenstein setzte den wandlungsfähigen Schauspieler mit der vollendet beherrschten Mimik ebenso auf die Besetzungsliste wie Peter Palitzsch, Leopold Lindtberg, Achim Benning oder Claus Peymann.

Weites Rollen-Fach

Er spielte überzeugend unterschiedliche Charaktere wie den Don Carlos, den Faust, den Orest in Aischylos' "Orestie", den Robespierre in Büchners "Dantons Tod" und den Woyzeck, um nur einige zu nennen.

Im Jahr 1979 wurde Joachim Bissmeier mit der Kainz-Medaille ausgezeichnet, seit 1983 ist er Kammerschauspieler.

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