Fußball als Waffe
World Cup War
"Fußball ist weltweit die populärste Sportart", steht auf der offiziellen Web-Seite der FIFA (Federation Internationale de Football Association). Mit ihren 207 Mitgliedern ist die FIFA heute stärker als die UNO, die "nur" 191 Mitgliedstaaten hat.
8. April 2017, 21:58
"Die Begeisterung der Menschen für die FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft ist ein einzigartiges Phänomen", schreibt hochzufrieden die FIFA auf ihrer Website. "28,8 Mrd. kumulierte Zuschauer in 213 Ländern verfolgten die Spiele der letzten FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2002 im Fernsehen. Die offizielle Website setzte mit über 2 Milliarden Seitenzugriffen neue Maßstäbe für die Internetauftritte sportlicher Großereignisse. Die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft ist daher eine der effektivsten Marketing-Plattformen weltweit, die den offiziellen Partnern unbeschreibliche Möglichkeiten bietet, den Unternehmensumsatz zu steigern und die eigenen Produkte, Serviceleistungen und Fachkenntnisse vorzustellen."
Die letzte Qualifikationsrunde
So weit, so gut. In vielen der 207 FIFA-Länder war diese Woche sehr stressig. Die entscheidenden Spiele in der letzten Qualifikationsrunde für die WM 2006 in Deutschland gaben die Antworten, wer noch hin fährt und wer das nicht geschafft hat. Alle, die das Ziel erreicht haben, feiern, und die anderen sammeln die Kraft und den Optimismus fürs nächste Mal.
Nach FIFA-Standard ist ein Fußball "regelgerecht, wenn er kugelförmig ist, aus Leder oder einem anderen geeigneten Material gefertigt ist, einen Umfang zwischen mindestens 68 und höchstens 70 cm hat, zu Spielbeginn mindestens 410 und höchstens 450 Gramm wiegt und sein Druck 0,6 bis 1,1 Atmosphären beträgt, was 600-1100 g/cm2 auf Meereshöhe entspricht".
Balkanisches Armageddon
Nun, es gibt, leider, auch diejenigen, die im Fußball nicht nur das Spiel und die Spielfreude, Business und Freizeitvergnügen sehen. Das offizielle Motto der WM 2006 "Die Welt zu Gast bei Freunden" haben einige offensichtlich nicht ganz verstanden.
"Balkanisches Armageddon", "Die Gäste im Käfig", "Der Abend für die Ewigkeit" sind nur einige von den Titeln, die vor dem Spiel zwischen Serbien und Montenegro und Bosnien-Herzegowina erschienen sind. Der "Guardian" kommentierte, dass "obwohl der Krieg in Bosnien-Herzegowina vor zehn Jahren beendet wurde, seine Folgen im Fußballmatch in Belgrad zu sehen wären. Der Hass ist noch nicht verschwunden und deswegen ist mit Gewalttaten zu rechnen."
Einen Tag nach dem Spiel gab CNN in ihren Sportsendungen einen Überblick über die Qualifikationsspiele. Dem Match in Belgrad wurde ein spezieller Beitrag gewidmet. Die Spieler von Bosnien-Herzegowina werden unter starkem polizeilichen Schutz zu ihrem Quartier und zum Stadion begleitet. Die aus Bosnien-Herzegowina kommenden Anhänger wurden, wie überall üblich, von den serbischen isoliert. Doch das alles verhinderte die Zusammenstöße und Angriffe nicht.
Ein Armageddon war es nicht, aber nach dem Spiel ist doch ein bitterer Geschmack geblieben. Der bosnischen Agentur FENA (Federal News Agency) nach sind mindestens 40 Fußballfans aus Bosnien-Herzegowina verletzt worden, manche sogar schwer. Nach Meinung des bosnischen Journalisten Fatmir Alispahic hätte der griechische Schiedsrichter das Match nach den Gewalttaten abbrechen müssen. Er denkt, dass der Abbruch des Spieles auch der Welt gezeigt hätte, was sich dort ereignet hat. Auf diese Weise aber, mit dem regulär beendeten Spiel, wird diese Sportschande schnell in Vergessenheit geraten.
Die serbischen Medien dagegen schmücken ihre Berichte mit der Freude über die Qualifikation für Deutschland 2006. Es war mehr über die Feiern, die in ganz Serbien und Montenegro nach dem Sieg stattfanden, zu lesen als über die Gewalttaten.
Radio B92 berichtete über "ein paar hundert Fans aus Bosnien-Herzegowina, die auch in Plänkeleien verwickelt wurden. Die Anhänger aus der östlichen Box warfen die Stühle auf die Fans, die auf der östlichen und südlichen Tribüne saßen. Diese wiederum antworteten im gleichen Maße."
"Fußball für den Frieden"
Auf einem Video mit dem Titel "Fußball für den Frieden" zeigt die FIFA stolz ein Fußballmatch, das "...im vom Krieg geschüttelten Haiti am 18. August 2004 aufgenommen wurde". Im Booklet-Text steht: "Sie werden in den nächsten sieben Minuten zu Tränen gerührt sein, wenn sie den folgenden Film sehen. Wenn Ihnen nicht das herzliche Lächeln von Ronaldinho und Roberto Carlos feuchte Augen bereiten, die der grenzenlosen Freude der Einheimischen lauschen, als die Mannschaft in gepanzerten UN-Wagen durch die Straßen Haitis gefahren wird, dann jedoch sicher der scheue Blick des kleinen glücklichen Jungen, der vor Ronaldo steht, als das brasilianische Team sich aufstellt. Erleben sie die Begeisterung, die Fußball wecken kann."
Die Transparente, die während des Spieles in Belgrad zu sehen waren "Noz, zica, Srebrenica" - in serbischer Sprache ein Reim, was man als "Das Messer, der Draht, Srebrenica" übersetzten könnte, dann "Danke Ratko" - damit ist vermutlich der von Den Haag gesuchte General Ratko Mladic gemeint - und "Das serbische Bosnien", haben sicher nichts mit dem Motto "Fußball für den Frieden" von der FIFA zu tun.