Die weisse Massai

8. April 2017, 21:58

Am Anfang stand die Faszination, am Ende die Ernüchterung. Vier Jahre dauerte die Ehe der Schweizer Boutiquenbesitzerin Corinne Hofmann mit einem afrikanischen Samburu-Krieger namens Lketinga, der im Film jetzt Lemalian heißt. Die weiße Frau zog in das Dorf ihres Partners und musste bald erfahren, dass ihr sozialer Rang dem von Nutztieren entsprach. Man heiratete, ein Kind wurde geboren, doch als sich die Europäerin erlaubte, im Busch ein Lebensmittelgeschäft zu eröffnen, begann die Völker verbindende Liebe zu entgleisen.

Zwischen Hollywood und Oscar-Film

Der Film, den die deutsche Regisseurin Hermine Huntgeburth ("Bibi Blocksberg") jetzt über diese Lovestory gedreht hat, sucht stilistisch einen Mittelweg zwischen der hoch polierten Hollywood-Nostalgie von "Jenseits von Afrika" und der spröden Genauigkeit des deutschen Oscar-Films "Nirgendwo in Afrika".

Huntgeburth spart nicht mit Geschmacksverstärkern wie etwa einem süßlichen Musikbrei, vermeidet aber andererseits doch manch optisches und dramaturgisches Klischee. Wenn die afrikanischen Chargen bisweilen gegen alle Inszenierungsregeln kurz in die Kamera blicken, erreicht der Film mitunter fast ethnografische Dimensionen.

Kritik an Vermarktung

Die deutsche Kritik ist mit dieser "Weissen Massai" dennoch denkbar unsanft umgesprungen. Von "Kolonialware" ("Frankfurter Allgemeine Zeitung") bis zu "elegischer Edelkitsch" ("Der Spiegel") reicht die Palette der Bewertungen. Vielleicht schwingt in dieser unfreundlichen Rezeption auch das Unbehagen an der originalen Hauptfigur der Geschichte mit, die ihre Erlebnisse fast schon zu clever vermarktet hat. Einem ersten Buch folgten inzwischen zwei weitere, und ein Video zeigt Frau Hofmann bei der besuchsweisen Rückkehr in den Busch. Zumindest diese Fortsetzungen will Hermine Huntgeburth nicht mehr verfilmen.