Unvergessene Greta Garbo
Das Geheimnis der "Göttlichen"
Man nannte sie "die Göttliche", die halbe Filmwelt lag ihr zu Füßen, obwohl sie sich mit 36 Jahren ins Privatleben zurückzog. Am 18. September wäre sie 100 geworden: Greta Garbo, eine der wenigen wirklichen Legenden der 7. Kunst.
8. April 2017, 21:58
Greta Garbo brillierte auch im Tonfilm.
Schon ihr Name gibt Rätsel auf: Heißt "Garbo" auf Schwedisch "Kobold" oder auf spanisch "Anmut", oder benennt er vielleicht die Fee eines finnischen Märchens? So geheimnisvoll wie das Pseudonym der als Greta Lovisa Gustafson geborenen Tochter einer Stockholmer Hafenarbeiterfamilie, so unergründlich ist letztlich auch die Wirkung, die dieses klare, große Gesicht auf Zeitgenossen und Nachfahren ausgeübt hat und noch immer ausübt. Rätselhafte Frauenfiguren von androgyner Ausstrahlung kennt die Filmgeschichte - von Joan Crawford bis Gloria Swanson - viele, doch eine Greta Garbo gab es nur einmal.
Die "schwedische Dietrich"?
Vieles im Leben der Greta Garbo erinnert an den anderen filmischen Superstar des 20. Jahrhunderts, an Marlene Dietrich. Hier wie dort die gleiche unscheinbar pummelige Jugend, in Deutschland und in Schweden die Formung durch einen Stil bewussten Entdecker (Josef von Sternberg bei der Dietrich, Mauritz Stiller bei der Garbo) und in beiden Fällen der Versuch, sich in Hollywood des eigenen Glamour-Images durch den Wechsel ins Komödienfach ("Destry Rides Again" und "Der große Bluff" im einen Fall, "Ninotschka" im anderen) zu entledigen.
Hier enden freilich die Parallelen: Während Marlene Dietrich in reifen Jahren eine veritable Zweitkarriere als Sängerin hinlegte, zog sich Greta Garbo ganz aus der Öffentlichkeit zurück und ließ sich selbst durch noch so bizarre Comeback-Gerüchte - u. a. war von einer Marcel-Proust-Verfilmung "Die Suche nach der Verlorenen Zeit" die Rede - nicht wieder vor die Kamera locken.
Garbo talks
Erstaunlich genug ist, dass Greta Garbo, von Ernst Lubitsch einmal abgesehen, nie mit den wirklich großen Regisseuren ihrer Zeit zusammengearbeitet hat. Viele ihrer Filme wären ohne ihre Mitwirkung heute längst vergessen, und noch die bekannteren Titel wie die Historiendramen "Die Kameliendame" oder "Königin Christine" verdanken ihren Nachruhm mehr dem Charisma ihres Stars als den Qualitäten von Drehbuch und Inszenierung.
Erstaunlich immerhin, wie bruchlos der Garbo der Sprung vom Stumm- in den Tonfilm gelang. "Garbo talks" ließ das Studio damals als Werbebotschaft trommeln, und der sinnliche Alt der Garbo tat mit einem gurrenden schwedischen Akzent das Seine, um den Nimbus des Stars zu mehren. Und so kündet denn die Kunst der Greta Garbo auch noch 100 Jahre nach ihrer Geburt von der fernen Größe einer Zeit, in der das Kino noch Geheimnisse zu bewahren wusste.
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Internet Movie Database - Greta Garbo