In Niederösterreich werden ganze Ortsteile umgesiedelt

Vom Wasser vertrieben

Strengberg ist eine von drei niederösterreichischen Gemeinden, in denen im Rahmen eines Aussiedlungsprogramms ganze Ortschaften umgesiedelt werden. Neue Häuser müssen von den betroffenen Bewohnern gebaut werden, die alten werden abgerissen.

Der Ortsteil Au in der Gemeinde Strengberg: Alle zehn bis 15 Jahre wird dieses Gebiet an der Donau im Bezirk Amstetten von einem Hochwasser heimgesucht. Die letzte Überschwemmung erreichte Au 1991, der bisher höchste Pegelstand wurde 1954 gemessen.

Der sandige, fruchtbare Boden hat viele Bauern angezogen und Landwirtschaft zu betreiben galt dort schon seit jeher als lukrativ. Dafür haben die Bauern in Kauf genommen, in einem Risikogebiet zu leben. Der Bau des Kraftwerks Wallersee-Mitterkirchen und die Errichtung eines Damms wiegten die Bevölkerung in den letzten Jahren einigermaßen in Sicherheit. Doch dann kam das Jahrhunderthochwasser 2002, das den Höchststand von 1954 noch übertraf und die Häuser in Au rund drei Meter hoch überflutete.

Großteil entschied sich zur Aussiedlung

Für die leidtragenden Anrainer ist durch eine Aussiedelungsaktion ein Ende der Bedrohung durch das Wasser in Sicht. Die Aktion gibt es schon seit 1991, doch erst nach dem der Flut 2002 entschied sich der Großteil der Bewohner für die Aussiedlung, die auf freiwilliger Basis beruht.

Wer wegziehen will, muss sein Haus von Sachverständigen schätzen lassen. 80 Prozent dieses Schätzwerts erhält der Besitzer als Direktförderung - 50 Prozent vom Bund, 30 Prozent vom Land Niederösterreich. Die Summe muss nicht zurückbezahlt werden, verpflichtet aber zur Investition in einen neuen Wohn- oder Wirtschaftsraum. Das alte Grundstück verbleibt im Besitz der Eigentümer, es darf aber darauf nicht mehr gebaut werden. Die alten Gebäude müssen abgerissen werden.

Neubau und Neubeginn

Franz und Christine Linder haben sich wie die meisten 2002 zur Aussiedlung entschlossen. Ihren alten Bauernhof haben sie schon vollständig ausgeräumt. Lange hielten sie der Au die Treue und haben schon mehrere Hochwasser zusammen erlebt. "Wir hatten einen eigenen Alarmplan. Wir wussten schon genau, was wir nach oben in den ersten Stock räumen müssen. Dass das letzte Hochwasser aber auch das Obergeschoß überfluten würde haben wir nicht erwartet. Zehn Jahre hätte es wieder gedauert, bis alles trocken gewesen wäre", so Franz Lindner.

Rund ein Jahr wartete Familie Lindner auf das Ergebnis der Schätzung ihres Hauses durch einen unabhängigen Sachverständigen. Das Ergebnis bereitete den beiden dann einige schlaflose Nächte. Sie hatten sich mehr Geld erhofft und waren unsicher den Neubau finanzieren zu können.

In die Schätzung des Hauses fließt auch die gefährdete Lage mit ein, was den Wert zusätzlich verringert. Es ist sich, mit Wohnbauförderung und Krediten, doch ausgegangen und letztlich haben sich die großen Mühen des Neubeginns für die Familie doch gelohnt. Seit August wohnen die drei Generationen wieder zusammen im neu gebauten Haus zwei Kilometer vom alten Hof entfernt auf einer wassersicheren Anhöhe. "Es gab während der Bauzeit einen sehr großen Zusammenhalt innerhalb der Familie. Es war eine schwere aber letztlich eine gute Entscheidung, dass wir umgesiedelt sind.", ist Christine Lindner froh, die Hochwasserbedrohung nun endgültig los zu sein.

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Marktgemeinde Strengberg