Grenzprobleme Slowenien - Kroatien

Die Seeschlacht von Piran?

Im Grunde genommen kann man die Beziehungen zwischen Kroatien und Slowenien als zufrieden stellend bezeichnen. Schon im einstigen Jugoslawien kooperierten die beiden Nachbarstaaten eng und gut. Aber es gibt doch ungelöste Grenzprobleme aus dieser Zeit.

Die Probleme zwischen diesen heute unabhängigen Staaten, die man in vier Hauptgruppen einordnen könnte, die Kernkraft Krsko, die kroatischen Sparer in der Ljubljanska Banka, die nach dem Zerfall Jugoslawiens ohne ihr Geld geblieben sind, einige kleinere Grenzstreitigkeiten und die maritime Grenze zwischen zwei neuen Staaten, kann man eigentlich als harmlos und lösbar nennen. All diese Probleme sind akkumulierte Probleme der Vergangenheit.

Bis zum heutigen Stand der einzelnen Staatswesen waren die beiden Länder in unzähligen Varianten der getrennten und verbündeten politischen Einheiten verwickelt. Aus allen diesen Phasen schleppen Slowenien und Kroatien die ungelösten Streitigkeiten bis zum heutigen Tag mit.

AKW Krsko als Beispiel

Die Kernkraft Krsko ist sehr gut geeignet, als ein Beispiel dieser Verhältnisse und der Vernetzung der Vergangenheit und Gegenwart. Das Projekt Krsko war ein Prestige-Projekt des sozialistischen Jugoslawiens. Mit dieser Kernkraft trat Jugoslawien in die nukleare Ära eing. In Slowenien wurde die Kernkraft sehr nahe zur kroatischen Grenze gebaut. Der erzeugte Storm floss in das gemeinsame jugoslawische Stromnetz. Am meisten aber bekamen davon Slowenien und Kroatien.

Nach der Trennung ist die Kernkraft Krsko als ein Stolperstein zwischen diesen Nachbarn geworden. Sie haben bis jetzt kein Instrumentarium für eine für alle Beteiligten zufrieden stellende Teilung gefunden.

Ein Trugschluss

Weil die Probleme von Krsko nur aus der Auflösung des gemeinsamen Staates Jugoslawien stammen, erstrecken sich Konflikte über die maritime Grenze weit zurück in die Vergangenheit. Die Kontrahenten blättern die alten Katasterbücher durch, um Beweise für ihre territorialen Ansprüche zu finden.

Sie vergessen dabei aber, dass diese Grundbücher aus jenen Zeiten stammen, als sowohl Slowenien wie Kroatien eine ganz andere Staatsform waren, andere Grenzenformen hatten und dass diese Gebiete zu anderen damaligen Staaten gehörten.

Das Grenzproblem

Slowenien hat eine 47 Kilometer lange Meeresküste, Kroatien eine 1.777 Kilometer lange Festland-Küstenlinie, mit den Inseln sind es sogar 5.835 Kilometer. Und wegen des spezifischen geografischen Verlaufs dieser Küste hat Slowenien heute keinen Zugang zu den internationalen Gewässern.

Der Fluss Dragonja, der in die Bucht von Piran mündet, bestimmt die Grenze zwischen Slowenien und Kroatien. Eine Linie, die man vom Dragonja durch die Mitte der Bucht durchzieht, sollte die maritime Grenze zwischen zwei Ländern bezeichnen. Und dieser Ausgangspunkt bei der Mündung des Dragonja erzeugt das Problem.

Slowenien ohne freien Meereszugang

Durch diese Grenzlinie hat Slowenien keinen freien Zugang zum offenen Meer. Wenn man diesen Punkt ein Paar hundert Meter weiter entfernt bestimmte, würde sich die ganze Situation zum Vorteil Sloweniens ändern.

Damit aber würden die Kroaten die direkte Seegrenze mit Italien verlieren, was für ein Land selbstverständlich wichtig ist. Dies ist auch für die Fischer auf beiden Seiten entscheidend. Das Fischereigebiet ist - sowohl für Slowenien wie für Kroatien - von dieser Grenze abhängig.

Erstarrtes Denken

Anstatt sich auf den jetzigen Stand der Dinge zu konzentrieren und eine Lösung zu finden, nützen die Vertreter der radikaleren Parteien in beiden Staaten diese Situation aus, um politisch zu punkten.

Sie operieren mit alten Dokumenten und Grundbüchern und versuchen, die Grenzen anders zu ziehen. Sie können sich noch immer nicht von ihren hartnäckigen Vorstellungen befreien und auf die neuen, kompromiss-suchenden Wege gewöhnen.

Kriegerische Lösung befürchtet

Man kann Verständnis für beide Seiten und für ihre Gründe zeigen, aber man kann kein Verständnis für solch seltsame Ideen, die Lösung z.B. durch die Kriegsmarine, wie einige dies vorgeschlagen haben, zu erzwingen aufbringen.

Obwohl in einer Umfrage der kroatischen Zeitung Novi List aus Rijeka etwa 40 Prozent der Befragten eine kriegerische Lösung befürchten, bleibt doch zu hoffen, dass die überwiegende Mehrheit der Bürger und Politiker beider Staaten sich gemeinsamen Projekten, und das nicht nur entlang der Adria-Küste, widmen werden. Denn eigentlich sind Slowenen und Kroaten doch gute Nachbarn.

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