Xtabay Mambo - die Sängerin Yma Sumac

Bunte Cocktails aus den 50ern

Die aus Peru stammende Sängerin Yma Sumac tingelte erst durch amerikanische Varietés, ehe sie 1950 mittels einer Capitol-Records-Platte eine sagenhafte Karriere startete, deren Höhenflüge allerdings ebenso von heftigen Abstürzen begleitet blieben.

Königin der Inkas, exaltierte Prinzessin des Bigband-Mambo, Expeditionsleiterin in den Fundus amerikanisierter Operettenmelodramatik, Kaiserin expressiver Vokalexotik - der aus Peru stammenden Sängerin Yma Sumac kann man viele Attribute anhängen, so sagenhaft war ihre Karriere, die von berauschenden Höhenflügen, wie auch heftigen Abstürzen begleitet wurde.

Die Königin der Nacht

1954 mit der Veröffentlichung der Platte "Mambo!" ist sie auf dem Höhepunkt ihrer Popularität, die Mischung funktioniert perfekt: Der Bigband-Sound der großen amerikanischen Jazzorchester, allerdings mexikanisch geschmacksverstärkt mit diesen zugleich schmelzenden und ätzenden Trompeten, das Ganze unterhoben mit südamerikanischer Perkussion und angerichtet als perfekter Laufsteg für die mit Ethno und Exotik, mit Virtuosität und Erotik spielende Stimme der Diva.

Im zweiten Lied dieser Platte schmeckt noch eine weitere Ingredienz deutlich vor: Die Königin der Nacht. Mit Koleraturen und Barstimme, Singen, Gurren und Krächzen virtuos in sekundenschnellem Wechsel über mehrere Oktaven beeindruckte sie damals Publikum wie Medien. In Zeiten von Transgender und neuer Lust an alter Opulenz wurde sie so zu einem kleinen Fixstern am großen Kulthimmel.

Exotische Bühnenkunst

Während ihres Starruhms trat sie am Broadway und in Hollywood auf. Legendär wurden im Anschluss ihre spektakelhaften Tourneen. In den Jahrzehnten danach war es manchmal sehr ruhig um Yma Sumac, bis sich dann ab den 70er Jahren neue Generationen mit der grellen Buntheit und Exotik ihrer Bühnenkunst anfreundeten.

In den 80er und 90er Jahren sorgten Aufträge von Hal Willner beispielsweise - für seine Disney-Hommage-Platte - oder auch die Verwendung alter Sumac-Titel in neuen coolen Filmen wie "The Big Lebowski“ immer wieder für revivalartige Aufmerksamkeit. Aber begonnen hat alles ganz anders ...

Drei Versionen ihrer Herkunft

Um ihre Herkunft ranken sich Legenden. Geboren etwa 1927, soll ihr wirklicher Name ein Luxuriöser sein: Zoila Augusta Emperatriz Chavarri del Castillo. Diese angebliche hochadelige Inka-Abstammung bestätigte ihr 1946 der peruanische Generalkonsul in den USA sogar schriftlich. Das war notwendig geworden, weil es auch eine zweite Version ihrer Identität gab: Man warf der Sängerin nämlich Image-Schwindel vor und behauptete, ihr richtiger Name sei Amy Camus - das ist Yma Sumac von hinten gelesen - eine Hausfrau aus Brooklyn. Wahrscheinlich geht das allerdings auf einen Scherz eines Musikers ihres Orchesters zurück.

Version Drei ihrer Herkunft: Inka-hochadelig oder nicht stammt Yma Sumac aus einem Dorf im peruanischen Hochland im Distrikt Cajamarca. Doch auch diese Version hat einen exquisiten Touch: Sie soll nämlich als Kind bei traditionellen Feiern wie jenen zu Ehren des Sonnengottes Lieder in der indianischen Sprache Quechua gesungen haben und schnell zu einer verehrten lokalen Berühmtheit geworden sein.

Ihr Entdecker und Ehemann

Als sich 1939 eine kleine Regierungsdelegation aus Lima auf den Weg machte, um zu überprüfen, ob an dem Gerücht von der kleinen Sängerin was Wahres dran sei - so behauptete es die peruanische Zeitung "La Crónica" zumindest mal - wird Yma Sumac von diesen Beamten sozusagen entdeckt.

Ganz sicher entdeckt wurde sie daraufhin jedenfalls von einem Bandleader, Komponisten und Arrangeur, Moisés Vivanco, der sie über Jahrzehnte begleiten und musikalisch zu jener Kunstfigur formen sollte, die sie zur Legende machte. Als die beiden sogleich heiraten, ist Yma Sumac angeblich etwa 14 Jahre alt. Moisés Vivanco nimmt seine Frau auf in seine Truppe und reist in den folgenden Jahren mit seiner Compania Peruana de Arte durch ganz Lateinamerika. Yma Sumac nimmt Schallplatten auf, wirkt in Filmen und Radiosendungen mit und wird stürmisch als Star im Folkloregenre gefeiert.

Vom Thunfischhandel zur Diva

Als Stars des südamerikanischen Entertainments übersiedeln die beiden nach New York, doch hier lässt der Erfolg auf sich warten. Man tingelt als Kuriosität durch kleinere Etablissements und die Familie lebt mehr vom Thunfischhandel, denn von der Musik. Doch dann wird jemand von Capitol Records neugierig auf die eigenwillige Sängerin. Man unterzeichnet einen Plattenvertrag und 1950 erscheint die LP "Voice of the Xtabay“.

Moisés Vivanco schreibt wieder die Nummern, aber das Arrangement übernimmt ein Profi aus der US-Musikbranche. Und nun wird alles auf Entertainment-Niveau durchgespielt, was vorher bloß fremd und seltsam war: Yma Sumac wird als die Diva des exaltierten Gesangs inszeniert - eine Hohepriesterin wie aus der damals die Amerikaner gerade faszinierenden Inka-Bergfestung Machu Picchu. Und wie gut alles zusammenpasst: Es ist die Stadt des mystischen Inka-Sonnenkönigs Inti und - sollten die Geschichten stimmen - wie schon als Kind und dann als südamerikanischer Folklorestar singt Sumac auf "Voice of the Xtabay“ wieder Lieder für den Sonnengott, diesmal aber mit westlichem Streicherarrangement, Flötengirlanden und einem satten Gong zur Unterstützung des fulminanten Bühnenauftritts.

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Yma Sumac