Austausch unter Bergvölker

Sherpas in Tirol

Einen Tirol-Aufenthalt der etwas anderen Art erleben 27 Angehörige des Sherpavolkes. In ihrer Heimat arbeiten sie für Expeditionen oder in Bergsteiger-Unterkünften. Auf Tiroler Schutzhütten werden sie als Hüttenwirte ausgebildet.

Schauplatz Höttinger Alm bei Innsbruck. Mitten in einer fantastischen Bergwelt auf 1.500 Metern Seehöhe vermischt sich Vogelgezwitscher mit Kuhglocken. Doch mit der Ruhe auf der Alm-Hütte ist's bald vorbei. Schon sind die Gipfelstürmer im Anmarsch, die alle bewirtet werden wollen. Manch Wanderer staunt nicht schlecht, wenn er seine Tiroler Knödelsuppe von zwei echten Sherpas serviert bekommt.

Doch Karma und Tenji aus Nepal servieren ihnen nicht nur die Tiroler Knödel, sie kochen sie auch selbst. Unter der Anleitung von Bernhard Schlechter dem Wirt auf der Hütte. Er zeigt Karma und Tenji die österreichische Küche. "Man muss ihnen nur einmal etwas zeigen, und dann können sie es", ist Schlechter von der schnellen Auffassungsgabe der beiden Sherpas beeindruckt.

Pizza und Palatschinken gibt es in Nepal überall: Bald findet man wahrscheinlich auch Knödelsuppe und Apfelstrudel im Himalaya. Und die Sherpas möchten auch das Menü auf der Hütte erweitern: Zusätzlich zu Schweinsbraten und Speckknödel wollen sie bald die nepalesische Spezialität Momo - das ist Fleisch und Gemüse im Teigmantel - servieren.

Kulturschock

Einen Kulturschock haben die Sherpas trotz der kulinarischen Globalisierung. Zwar gebe es in Kathmandu alle Grundnahrungsmittel, doch der Überfluss in Europa war für Karma anfangs überwältigend, schildert Bernhard Schlechter.

Die Nepalesen Karma und Tenji sind zwei von insgesamt 27 Sherpas die auf Einladung der Nepal-Hilfe in Tirol sind. Sie stammen aus dem Solokhumbu-Tal im Osten Nepals. Die beiden Sherpas sind in ihrer Heimat bei einer Trekkingagentur beschäftigt. In Tirol sollen sie lernen, wie ein Lodge zu führen ist, erklärt Dienstgeber Bernhard Schlechter.

Dabei wird unter anderem Umgang mit Wasser, Strom, Gästen, Hüttenbewirtschaftung, Hygiene, Umweltschutz und Wegerhaltung vermittelt. Ausbildungsziel ist, dass diese erworbenen Kenntnisse in Nepal direkt angewandt werden können und somit nachhaltig zur Verbesserung der Lebensqualität der Sherpas beitragen. Was ihm noch Schwierigkeiten macht, ist die Mülltrennung hier zu Lande. In Nepal werde einfach alles zusammen weggeworfen, erzählt er.

Hilfe

Initiator des Projekts ist der Tiroler Alpinist Wolfgang Nairz - eine Bergsteigerlegende mit bald 60 Reisen nach Nepal. Insgesamt 22 Hüttenwirte haben sich an dem Aus- und Weiterbildungsprojekt beteiligt. Es kommt ohne öffentliche Gelder aus, erklärt Wolfgang Nairz: Die Flugkosten für die Sherpas haben die Hüttenwirte übernommen. Für ihre Arbeit werden sie nach dem Kollektivvertrag bezahlt. Denn besonders im Sommer gibt es für die Sherpas in Nepal kaum Arbeitsmöglichkeiten. Aufgrund des Monsuns kommen kaum Touristen in das Land. Das Hüttenprojekt in Tirol ist für die Sherpas ein wichtiger Beitrag zum Familieneinkommen.

Berühmtes Bergvolk

Sherpas zählen zu den berühmtesten Bergvölkern der Erde. Der Volksstamm ist vor 500 Jahren aus seiner osttibetischen Heimat geflüchtet und hat sich im Nepalgebirge angesiedelt.

Download-Tipp
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Links
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Nepalhilfe Tirol
Wolfgang Nairz
Nepalnews