Musik ist Freiheit

King of Klezmer

Giora Feidman zählt zu den bekanntesten Klezmer-Musikern. Viele Jahre war er Mitglied des Israel Philarmonic Orchestra. Seine Liebe zur Klassik und Impulse, die er sich daraus holt, sind geblieben. Im KlangBogen-Wien-Konzert widmet er sich auch Prokofjew.

Man nennt ihn King of Klezmer: Giora Feidman zählt zu den bekanntesten Klezmer-Musikern der Welt. Unter Kletzmer versteht man jüdische Volksmusik, die vor allem früher bei Hochzeiten osteuropäischer Juden gespielt wurde.

Offen in alle Musikrichtungen

Vor allem Giora Feidman war es, der den Klezmer - manchmal auch Jewish Soul genannt - zu allen Musikrichtungen öffnete. So gibt es jetzt sowohl Einflüsse aus dem Jazz, Folk, aber auch durch Klassik und Moderne. Feidman konnte und wollte seine Jugendprägung durch klassische Musik nicht abstreifen. Denn seine ersten musikalischen Eindrücke waren neben argentinischer Volksmusik und Klezmer, klassischer Natur. Dafür hatten sein Vater, ein Klarinettist, der nach Argentinien emigrierte und sein Großvater, der Posaune spielte, gesorgt.

Musik im Orchester

Es war also geradezu selbstverständlich, dass sich der Sohn auch einem Instrument widmen würde. Und das war - nicht schwer zu erraten - die Klarinette. Mit siebzehn Jahren spielte Feidman bereits so gut, dass ihn das Orchester des Teatro Colón aufnahm. Dort lernte er die gesamte deutsche Operntradition von Mozart über Wagner zu Richard Strauss kennen. Nur wenige Jahre später wechselte er für zwanzig Jahre zum Israel Philharmonic Orchestra. Chefdirigent Zubin Mehta unterstützte seinen Starsolisten wo er konnte. Doch Feidman wurde die Doppelbelastung zu viel und er entschied sich ganz für die Richtung Klezmer. Als Credo bekennt er:

Das ist der einzige Punkt, worauf ich hierzulande im Sinne einer Veränderung Wert legte: die Klassik-Leute ein bisschen mehr in Richtung Folklore, Jazz usw. orientieren. Musik ist Freiheit. Da reicht keine Form von Sprache hin. Bist du gegen etwas, gegen dich, so bist du gegen die Musik - weil du nicht frei bist. Ich habe einen klassischen Hintergrund, ich praktizierte und praktiziere das, und das wird bis zum letzten Tag meines Lebens so sein - und ich liebe alles andere genauso!

Klezmer-Bewegung

Die Klezmer-Bewegung war Mitte der 1960er Jahre in Israel aufgekommen und trat von New York aus weltweit seine Popularität an. Feidman war wesentlich daran beteiligt. In der Auseinandersetzung mit verschiedenen Musikstilen und -elementen faszinieren ihn nach wie vor klassische Werke. Und da vor allem jene, in denen sich jüdische Spuren finden lassen. Dazu zählt Sergej Prokofjews "Ouvertüre über jüdische Themen" op. 34, die er 1919 für das jüdische Ensemble Simro in New York komponiert hatte.

Prokofjew erinnerte sich an ein Heft mit hebräischen Liedern ("angenehm klingende Melodien"), das ihm die Musiker in die Hand gedrückt hatten. Und sie fügten sich "ohne mein Zutun zu ganzen Stücken zusammen". Die Komposition entstand für Streichquartett, Klarinette und Klavier und steht mit Giora Feidman am Sonntag, 7. August 2005 auf dem Programm eines Konzerts, das im Rahmen des KlangBogen Wien stattfindet.

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CD-Tipp
Giora Feidman, "Concert for the Klezmer", pläne 88757

Veranstaltungs-Tipp
KlangBogen Wien, Giora Feidman Trio, Sonntag, 7. August 2005, 20:00 Uhr, Theater an der Wien,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (10 Prozent).

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