Musikbegriffe Alte Musik

Alpha und Omega

Wer Alte Musik liebt, die oder der möchte auch ein bisschen mehr über Spezialbegriffe und Personen wissen. Fra Bernardo, der den Sommer über auf vielen Festivals weilt, kommt diesem Wunsch nach und stellt die kommenden Wochen die wichtigsten zusammen.

Um die Reisezeit noch schöner zu gestalten, werde ich versuchen in den nächsten Wochen - freilich unregelmäßig - in den wöchentlichen Web-Brevieren am Donnerstag ein kleines Lexikon der Alten Musik zu liefern. Mir ist natürlich bewusst, dass dabei einiges auch durch den Raster fallen wird. Aber: Wer ist schon perfekt?

B wie Bach, Johann Sebastian

"Das A und O der Musik“ wurde im Webbrevier mehrmals besprochen. Aktuell: für die ORF Edition Alte Musik wird gerade eine Veröffentlichung seiner Flötensonaten mit Linde Brunmayr-Tuz und Lars Ulrik Mortensen vorbereitet.

Basso continuo

Notiert wird eine Basslinie, die mit Ziffern versehen ist: diese Bezifferung zeigt den Continuospielern an, welche Akkorde, Harmonien zu improvisieren seien. Musiker der Akkordinstrumente wie Cembalo, Orgel, Laute, Harfe etc. konnten sich an Hand der Bezifferung über den harmonischen Verlauf der Komposition orientieren und so das entsprechend harmonische Gerüst für Sänger bzw. Instrumentalisten bieten. Übrigens stand dem Kapellmeister zum "Dirigieren“ - das es ja damals im heutigen Sinn nicht gegeben hat - meist auch keine Partitur, sondern lediglich die Basso-continuo-Stimme zur Verfügung.

Blockflöte

Der Name leitet sich von einem im Schnabel des Instruments sitzenden Block ab, der die Luft durch den Kernspalt auf die Schneidekante (Labium) leitet. Das Instrument in seiner heutigen Form war wohl schon im Hochmittelalter bekannt. In der Renaissance wurde die Blockflöte - wie damals auch viele andere Instrumente - in Familien gebaut. Diese Familien, von der Sopran- (Flautino), Alt- und Tenorflöte bis zur Bassett- und Bassflöte, wurden immer gemeinsam in speziellen Etuis aufbewahrt, die bis zu 15 Instrumente enthalten konnten. Verschiedene Sätze untereinander zu mischen, war schwierig, da Renaissanceflöten immer aus einem Stück gefertigt wurden und dabei eine saubere Stimmung nur innerhalb eines Instrumenten-Satzes gewährleistet war. Einen einheitlichen Stimmton (Kammerton) gab es im 16. Jahrhundert noch nicht.

Bouzignac, Guillaume

Geboren um 1590 gehört Guillaume Bouzignac zu jenen französischen Komponisten, deren Werk lange in Vergessenheit geraten war. Bereits mit 17 Jahren komponierte er - als Chorknabe in Narbonne - eine Motette. Später wirkte er als Maître de musique in Grenoble. Bereits zu Lebzeiten wurden seine Kompositionen kaum verbreitet, stand er doch in keinerlei Naheverhältnis zum Hof oder zum Verleger Baallard, der zu seiner Zeit das Druckmonopol in Frankreich Inne hatte. Seine außergewöhnlichen Werke werfen ein bedeutendes Licht auf die französische Sakralmusik zur Zeit eines Monteverdi: Sie erinnern zum Teil sehr an die traditionellen Gesänge der orthodoxen Ostkirche. Beinahe schreiend und klagend wird Gott um Hilfe in den Motetten angerufen. Äußerst emotionale Musik.

Byrd, William

Byrd, William (1543-1623): Englischer Komponist: angeblich soll Byrd ein Schüler von Thomas Tallis gewesen sein, 1563 wird er als Nachfolger von Parson Organist an der Kathedrale in Lincoln, 1570 Gentleman der Chapel Royal, 1572 ging er nach London, wo er zusammen mit Tallis Organist an der Chapel Royal wurde. 1575 erhielt er zusammen mit Tallis das Privileg des Notendrucks. Alle Strafen und öffentlichen Anfeindungen wegen seiner unbedingten Treue zum katholischen Glauben konnten ihn nicht von seiner Überzeugung abbringen. Wegen unterlassenen Kirchenbesuchs (in der anglikanischen Kirche) mussten er und seine Frau öfter Geldstrafen entrichten. Er schrieb mehrere viel bewunderte Stücke für Virginal, die im "Fitzwilliam Virginal Book“ enthalten sind; für eine andere Sammlung, "Parthenia“, arbeitete er mit John Bull und Orlando Gibbons zusammen. Seine geistliche Musik, die drei Messen und zahlreiche Psalmen und Motetten umfasst, wird noch häufig aufgeführt. Besonders zu empfehlen und ganz neu: Werke für Tastenistrumente gespielt von Gustav Leonhardt.

Soli Deo Gloria
Euer
Fra Bernardo (alias Bernhard Trebuch)

CD-Tipp
"William Byrd", Gustav Leonhardt, Alpha 073

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Alpha