Neue Forschungsergebnisse über Bodenerosion

Der Kampf gegen Wind und Wasser

Jährlich geht in Mitteleuropa mehr als eine halbe Tonne Boden pro Hektar durch Erosion verloren. Vor allem landwirtschaftliche Flächen, die nur teilweise durch Pflanzenbewuchs geschützt sind, sind durch Wind und Wasser stark erosionsgefährdet.

Durch Bodenerosion wird in Mitteleuropa durchschnittlich eine Dreiviertel Tonne Boden pro Hektar und Jahr abgetragen. Vor allem landwirtschaftliche Flächen, die nur teilweise durch Pflanzen geschützt sind, sind den Kräften von Wind und Wasser schutzlos ausgesetzt. Durch Erosion geht aber nicht nur wertvoller Ackerboden verloren, es kommt u. a. auch zu vermehrten Überschwemmungen.

Erosionsfolgen im Detail

"Mit dem Boden gehen auch wertvolle Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor verloren, wodurch vermehrt gedüngt werden muss. Langfristig kann es sogar zu einer Verringerung des Ertrages kommen. Bei Maisanbau kann der Bodenverlust sogar mehr als einen Millimeter pro Jahr betragen. Unter den derzeitigen klimatischen Bedingungen ist die Neubildung des Bodens so gut wie nicht möglich".

So Andreas Klik, Leiter des Instituts für Hydraulik und landeskulturelle Wasserwirtschaft der Universität für Bodenkultur in Wien. Klik beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit der Frage, wie die Bodenerosion verringert werden kann.

Bis zu 450.000 Hektar gefährdet

Von Bodenerosion besonders betroffen sind die landwirtschaftlich genützten Gebiete im Osten Österreichs. Im Seewinkel und im Marchfeld wird der Boden in erster Linie vom Wind abgetragen, im Weinviertel und im Alpenvorland hauptsächlich durch Wasser.

Insgesamt - so wird geschätzt - sind zwischen 380.000 und 450.000 Hektar landwirtschaftlicher Flächen in Österreich erosionsgefährdet. Das entspricht in etwa der Größe des Burgenlandes und Wiens zusammen. Vor allem Äcker mit Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln, Sonnenblumen und Sojabohnen sowie Weingärten bieten Wind und Wasser große Angriffsflächen. Das abgetragene Material landet dann in Gräben oder Flüssen und muss unter großem finanziellen Aufwand wieder entfernt werden.

Erosions-Versuche auf Ackerflächen

Seit zehn Jahren führt die Universität für Bodenkultur gemeinsam mit dem Land Niederösterreich Erosions-Versuche auf verschiedenen Ackerflächen durch - und zwar in Pixendorf im Tullnerfeld, in Mistelbach und in Pyhra bei St. Pölten. Mit diesen Versuchen werden auch die Auswirkungen verschiedener Bodenbearbeitungs- und Anbaumethoden auf die Bodenerosion getestet. Die Methoden reichen von konventioneller Bearbeitung mit Pflug und Grubber, bei der der Boden lange Zeit den Kräften von Wind und Wasser schutzlos ausgesetzt ist, bis zur Direktsaat, bei der mit speziellen Geräten direkt in eine abgefrostete oder abgetötete Gründecke gesät wird.

Die langjährigen Versuche in Niederösterreich haben gezeigt, dass die Erosion umso geringer ist, je weniger der Boden bearbeitet wird und je länger er mit Pflanzen oder Pflanzenrückständen bedeckt ist. Bei der konservierenden Bodenbearbeitung, bei der der Boden nur oberflächlich gelockert wird, kann die Erosion etwa auf die Hälfte jener bei konventioneller Bearbeitung reduziert werden. Bei der Direktsaat ist sogar eine Verringerung auf ein Viertel und mehr möglich.

Je weniger Bodenbehandlung, desto gesünderer Boden

Minimale Bodenbearbeitung und eine Pflanzendecke verringern aber nicht nur die Erosion, sie sorgen allgemein auch für einen gesünderen Boden und schonen die Umwelt: Die Humusbildung wird gefördert, wodurch die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens steigt und das vorhandene Wasser besser für die Pflanzen verfügbar ist. Heftige Niederschläge können besser versickern, was die Gefahr von Überschwemmungen verringert. Ausserdem muss bei Trockenheit weniger bewässert werden.

Ein gesunder Boden kann Schadstoffe bei Niederschlägen auch besser filtern und schont damit das Grundwasser. Im nur oberflächlich oder gar nicht gelockerten Boden wird der organische Kohlenstoff von Mikroorganismen langsamer abgebaut, wodurch sich auch der CO2-Ausstoß verringert, der zum Treibhauseffekt beitragen würde. Die Zahl der Regenwürmer steigt, dadurch wird der Boden natürlich gelockert. Durch selteneres Befahren des Ackers mit schweren Maschinen wird der Boden auch nicht so stark verdichtet, der Teufelskreis des Pflügens - verdichten, lockern, verdichten - wird durchbrochen.

Ganz ohne Pflug geht es nicht

Peter Liebhard vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität für Bodenkultur untersucht seit vielen Jahren die Auswirkungen konservierender Bodenbearbeitungsmethoden auf das Auftreten von Pflanzenkrankheiten, Schädlingen, Nützlingen und Beikräutern. Dabei hat er ebenfalls festgestellt, dass verringerte Bearbeitung und der Schutz durch Pflanzen und Pflanzenrückstände zu einem gesünderen Boden führt.

Wird der Boden aber nie gelockert, kann es beim Anbau von Feldfrüchten wie Zuckerrüben oder Kartoffel jedoch zu Fehlwuchs und geringeren Erträgen kommen. Liebhard empfiehlt deshalb die Methode der integrierten Bodenbearbeitung, bei der nur alle fünf Jahre gepflügt wird. Nach einer Zwischenfrucht, die den Boden mit ihren Wurzeln lockert, sollten Zuckerrüben oder Kartoffel angebaut werden, in den vier folgenden Jahren Früchte, die weniger Tiefenlockerung benötigen.

Das Einarbeiten von Ernterückständen mit Maschinen ist auch dann nötig, wenn abwechselnd Mais und Getreide angepflanzt werden. Blieben Stroh oder Blätter dieser Pflanzen liegen, könnte sich der Pilz Fusarium auf die nachfolgenden Pflanzen übertragen, dessen Stoffwechselprodukte krebserregend sind.

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