Die weltweite Initiative White Ribbon
Weiße Schleife als Symbol
Die weiße Schleife ist das Zeichen der weltweit größten Initiative von Männern gegen Gewalt an Frauen. Auch in Österreich ist das Ziel, das vorherrschende Männlichkeitsbild in Frage zu stellen. Gewalt soll als Verhaltensweise geächtet werden.
8. April 2017, 21:58
"Männer sind Menschen, wie Frauen auch. Jeder Mensch ist ein komplexes, buntes, vielfältiges Wesen, das mit sich selbst und anderen respektvoll und gewaltfrei umgehen sollte. Gewaltfreiheit sollte ein Standard sein."
So Romeo Bissutti, Mitbegründer und Mitgestalter der White-Ribbon-Kampagne in Österreich.
Wer schweigt, ist Komplize
White Ribbon - weiße Schleife - ist die weltweit größte Initiative von Männern gegen Männergewalt an Frauen. In Österreich begeht die Kampagne in diesem Herbst den fünften Jahrestag ihrer Gründung.
In Kanada, ihrem Ursprungsort, besteht sie bereits seit 14 Jahren. Die Sorge über die alltägliche Gewalt gegen Frauen war 1991 der Anlass für Michael Kaufmann und zwei seiner Freunde gewesen, die weltweit erste White-Ribbon-Kampagne zu lancieren. Zu der Sorge über das Ausmaß der Gewalt kam die Erkenntnis, dass, wer schweigt, sich zum Komplizen der Gewalt macht.
Die unsichtbare Gewalt
"In Kanada hat es wie in vielen anderen Ländern der Welt eine unsichtbare Epidemie von Gewalt gegen Frauen gegeben. Wir sehen sie nicht, weil sie in den Familien, in Beziehungen versteckt ist. Frauen werden von ihren Ehemännern geschlagen, tätlich angegriffen und sexuell missbraucht. In Kanada hatten wir 1989 auch tragische Fälle, wo eine Reihe von Frauen ermordet wurde. Alle diese Ereignisse sowie die Aktivitäten von Frauenorganisationen haben die Männer herausgefordert, erklärt Michael Kaufmann.
Die Epidemie der Gewalt gegen Frauen, von der Michael Kaufmann für Kanada spricht, ist in allen Ländern der Welt verbreitet, auch in Österreich, wie der Gewaltbericht 2001 belegt. Zwei Drittel aller Morde werden demnach im Familienkreis begangen, in neunzig Prozent der Fälle sind die Opfer Frauen und Kinder.
White Ribbon weltweit
Neben Kanada, Österreich und Brasilien ist die White-Ribbon-Kampagne heute in rund 40 weiteren Ländern vertreten. Mit Öffentlichkeitsarbeit, Vorträgen, Diskussionen, Benefizveranstaltungen und Workshops versucht sie, die Männer zu erreichen, überkommene Männlichkeitsbilder in Frage zu stellen und ein neues Männlichkeitsbild zu propagieren, in dessen Zentrum die Gewaltfreiheit steht.
Gewalt, betont Romeo Bissutti von White Ribbon Österreich, dürfe schon Kindern gar nicht erst als Ressource angeboten werden. Bissutti spricht sich dafür aus, dass die Arbeit zu den Themen Gewalt und Gewaltlosigkeit schon in der Schule fest verankert werden sollte.
Coolness-Training gegen Aggression
Entsprechende Modelle, wie etwa über Schultheater das Thema Gewaltfreiheit behandelt werden kann, gibt es bereits in einigen Ländern. In Deutschland wurde ein Anti-Aggresssivitäts- und Coolness-Training entwickelt.
Coolness hat hier nichts mit Aggression, Härte und Gewalt zu tun; ganz im Gegenteil. Cool ist, wer auch in schwierigen Situationen sich nicht provozieren lässt und sagen kann: Gewalt kommt für mich nicht in Frage.
Was die weiße Schleife signalisiert
Für die White-Ribbon-Kampagne geht es beim Engagement gegen Männergewalt an Frauen aber nicht nur um eine Absage an Gewalt, sondern um viel mehr.
Die weiße Schleife signalisiert zum einen, dass Mann Gewalt an Frauen weder ausübt noch duldet und sich dagegen engagiert, erklärt Benedito Mendrado von der brasilianischen White-Ribbon-Kampagne: "Die weiße Schleife signalisiert aber ebenso das Bekenntnis zu partnerschaftlichen und gleichberechtigten Beziehungen und damit zu einer egalitären Gesellschaft.
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Links
WRC - The White Ribbon Campaign
White Ribbon Kampagne Österreich