Der Kampf zwischen Mächtigen und Ohnmächtigen

Troubadour

Mit einem musikalisch, aber auch im wörtlichen Sinn feurigen Abend haben die 60. Bregenzer Festspiele begonnen: Die mit Spannung erwartete Neuinszenierung des "Troubadour" wurde zum ersten Mal auf der Seebühne aufgeführt. Das Publikum war begeistert.

Am Abend des 21. Juli 2005 fand die mit Spannung erwartete Premiere des "Troubadours" auf der Seebühne im Rahmen der Bregenzer Festspiele statt.

Bereits im Vorfeld war das Interesse für die 1853 in Rom uraufgeführte Oper von Giuseppe Verdi, die neben "La Traviata" und "Rigoletto" zu den populärsten Werken des italienischen Komponisten zählt, außerordentlich groß.

Nach dem inszenierten Flammeninferno als Finale löste sich nach über zwei Stunden die Spannung der fast 7.000 Premierenbesucher in begeisterten Beifall auf.

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Der Troubadour in der Gegenwart

Der Kanadische Opernregisseur Robert Carsen versetzt die Story um Leidenschaft, Liebe, tödliche Eifersucht, Machtstreben und Rache des 1853 uraufgeführten "Troubadour" in die Gegenwart.

Wenn in Verdis Troubadour die Zigeuner ihre Vorstellungen von Leben und Freiheit skandieren, dann sind es in Robert Carsens Inszenierung politische Flüchtlinge, Besitzlose die von den Machthabern grausam unterdrückt werden.

Feuriger Raffineriekomplex

Carsen lässt den politischen und persönlichen Konflikt zwischen den Mächtigen und den Untergrundkämpfern, die an die Macht wollen nicht in einer mittelalterlichen Burg, sondern in einem festungsartigen roten Industrie- und Raffineriekomplex spielen, als Symbol für die Verquickung von Geld und Macht.

Standesgemäß fahren Leonore im Mercedes mit Chauffeur und Luna - schließlich spielt man am See - in der Motoryacht vor, die allerdings von Manrico samt Leonore gekapert wird.

Es war die Intention von Regisseur Robert Carson einen Troubadour auf die Bregenzer Seebühne zu bringen wie er bislang noch nicht zu erleben war. Und das ist ihm auch gelungen.

Musik und Bühnenbild

Unter der musikalischen Leitung von Fabio Luisi agieren rund 90 Akteure auf, in und unter der Bühnenskulptur von Paul Steinberg. Die Wiener Symphoniker steuern den Orchestersound erstmals aus dem Festspielhaus und nicht aus dem Bühnenuntergrund bei.

Für die spektakulären Lichteffekte sorgt Patrick Woodroffe, die in den Dimensionen der Riesenbühne unerlässliche Bewegungs-Choreografie hat Philippe Giraudeau einstudiert, das für Open Air-Bedingungen phänomenale Akustikdesign verantwortet Wolfgang Fritz.

Schwierige Umstände für die Sänger

Die Expressivität des Dramas kommt musikalisch gut über die Rampe, geht darstellerisch aber in den Weiten der Riesenbühne gelegentlich etwas verloren. Bei turbulenten Massenszenen sind die Vokalsolisten manchmal schwer auszumachen.

Dafür geraten Duette und Ensembles trotz der enormen Distanzen zwischen den Protagonisten immer wieder als berührende Momente. Schade nur, dass ausgerechnet die tenorale Premierenbesetzung Alfredo Portilla in der Titelrolle als Troubadour nicht hundertprozentig bei Stimme war.

Festspielwürdig sangen hingegen sein Widerpart Zeljko Lucic als Graf Luna, die grandiose Sondra Radanovsky als liebende und leidende Leonore und Larissa Diadkova als rächende Azucena.

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Veranstaltungs-Tipp
Bregenzer Festspiele, 20. Juli bis 21. August 2005,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt beim Spiel am See (10 Prozent).

Link
Bregenzer Festspiele