Raus aus der Liebesfalle
Die sieben Todsünden der Liebe
Was tun, wenn es mit der Beziehung nicht klappt? Und wenn sich vor allem immer wieder die gleichen Muster wiederholen? Der New Yorker Psychotherapeut Alon Gratch beschreibt sieben Verhaltensmuster, die man erkennen und vermeiden kann.
8. April 2017, 21:58
Was tun, wenn es mit der Beziehung nicht klappt? Und wenn sich vor allem immer wieder die gleichen Muster wiederholen? Immer wieder Dreiecksbeziehungen? Oder immer wieder verliebt man sich in jemanden, der in einer anderen Stadt oder gar in einem anderen Land wohnt und nicht so einfach "zu haben" ist?
Der New Yorker Psychotherapeut Alon Gratch beschreibt sieben Verhaltensmuster, die man erkennen und vermeiden kann. Er ist freilich der Erste, der zugibt, dass in Buchhandlungen die Regale mit Selbsthilfebüchern in Sachen Liebe übergehen, und so versucht er zu erklären, was "Die sieben Todsündern der Liebe" von anderen Büchern unterscheidet: "In vielen Büchern steht nicht die Wahrheit über Beziehungen. Die Wirklichkeit wird immer rosiger dargestellt als sie tatsächlich ist. Das liegt daran, dass wir eben unsere Vorstellungen haben, wie Liebe sein soll. Ich schreibe, was Sache ist."
Leben mit dem inneren Zwiespalt
Alon Gratchs Gedanken über Beziehungen stammen aus seiner langjährigen Erfahrung mit Klienten aus seiner Praxis auf der New Yorker Park Avenue. Viele scheitern, weil sie nicht mit dem inneren Zwiespalt leben können. Einerseits lieben sie ihren Partner, andererseits passt er ihnen nicht und sie wollen nichts wie raus aus der Beziehung.
"Wir klammern uns an die Fantasievorstellung, dass wir alles haben können", meint Gratch, "Schokolademousse und Hühnersuppe; aufregende Spannung und Sicherheit; intellektuelle, aber auch sexuelle Stimulierung; jemanden, der schön und gleichzeitig geistreich ist. Und wir wollen für immer und ewig in Symbiose verliebt und glücklich sein. So funktioniert es halt nicht."
Die Muster, die Alon Gratch beschreibt, sind bestens bekannt: etwa die einseitige Liebe, die Dreiecksliebe, die sexuelle Liebe oder die virtuelle Liebe. Letztere werde mit zunehmender Mobilität von Berufstätigen immer häufiger und gehe auf Kosten der Nähe. Den Partnerbörsen im Internet steht der Psychotherapeut skeptisch gegenüber. Vielen seiner Klienten, erzählt er, sei die virtuelle Beziehungssuche auch zutiefst zuwider. Sie nehmen sie nur deshalb auf sich, weil es schwierig sei, neue Leute außerhalb des Büros kennen zu lernen.
"Wir schreiben, wie es wirklich ist"
Zur Illustration der unterschiedlichen Denkungsweise erzählt der Autor folgende Anekdote von seiner amerikanischen Lektorin: Im Kapitel 4 über "Einseitige Liebe" beschreibt Alon Gratch die Schwierigkeiten, einen Partner zu finden, wenn man die 40 überschritten hat.
"Ich schreibe, dass in diesem Alter die Suche nach einem Partner - ganz brutal ausgedrückt - eine marktwirtschaftliche Angelegenheit ist", erzählt er. "Je älter man wird, desto uninteressanter werden die Leute, die zu haben sind. Ich führe aus, wie deprimierend das ist. Und meine Lektorin schreibt an den Manuskriptrand: Huch! Das stimmt sicher, aber kann man das nicht positiver ausdrücken? So ist es zu deprimierend. - Und meine Antwort drauf war: Nein, wir schreiben, wie es wirklich ist.
Freilich gäbe es Menschen, sagt der Autor, die ihre eigenen Beziehungsfallen nicht ohne psychotherapeutische Hilfe erkennen und vermeiden können, doch ein Selbsterkennungsprozess sei auch ohne die Couch möglich.
Buch-Tipp
Alon Gratch, "Die sieben Todsünden der Liebe ... und wie man sie vermeidet", aus dem Amerikanischen von Christine Strüh, Scherz Verlag, ISBN 3502142599