Die Nadel im Heuhaufen

8. April 2017, 21:58

Wissen ist zur zentralen Voraussetzung gesellschaftlicher Entwicklung und zur wichtigsten Produktivkraft in der Wirtschaft geworden. In der Wissensgesellschaft ist das Problem nicht mehr jenes, dass es an Wissen mangelt, sondern die Frage, wie Wissen rasch und effektiv zugänglich gemacht werden kann.

Bei der Konferenz zum Wissensmanagement standen Themen wie mobile Informationssysteme, E-Learning, Informationsvisualisierung oder Suche in Multimedia-Daten auf dem Programm. Veranstaltet wird die Konferenz i-Know seit fünf Jahren vom Grazer Know-Center, dem Kompetenzzentrum für wissensbasierte Anwendungen und Systeme, das Grundlagenforschung der Universitäten in Innovationen für Unternehmen umwandelt. Für Klaus Tochtermann, den Geschäftsführer des Know-Center und Vorsitzenden der Konferenz, ist Wissensmanagement für die Wirtschaft besonders wichtig, weil das Wissen der Mitarbeiter eine bedeutende Produktivkraft geworden ist.

Zugang zu Wissen erleichtern

Beim Wissensmanagement geht es darum, wie der Zugang zu Wissen erleichtert werden kann und wie aus der Fülle an digital verfügbarem Wissen rasch die relevanten Informationen herausgefunden werden können. Dafür werden verschiedenste Datenbanken und Programme entwickelt, die die Suche erleichtern sollen.

Ein wichtiger Bereich ist dabei die Bedeutungszuweisung. Während man mit herkömmlichen Suchmaschinen im Internet nur nach einzelnen Wörtern suchen kann, sollen sogenannte semantische Technologien eine gezieltere Suche ermöglichen. So können mit dem Suchbegriff "Apache" zum Beispiel ein Indianerstamm, ein Militärhubschrauber oder ein Webserver gemeint sein. Durch Zusatzinformationen, sogenannte Meta-Tags, soll die jeweilige Bedeutung des Wortes in einem Text im Hintergrund mit abgespeichert werden und die Suche vereinfachen.

Experten finden

Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Frage, wie man rasch Experten für eine bestimmte Aufgabe finden kann. Vor allem in großen Firmen und Organisationen ist es oft schwierig herauszufinden, welcher Mitarbeiter welche Erfahrungen und welches Wissen hat.

Sogenannte "Yellow Pages"-Systeme sollen deshalb nicht nur Namen, Funktionen und Telefonnummern von Mitarbeitern abrufbar machen, sondern diese auch automatisch mit ihren Projekten und Publikationen verknüpfen. Zu klären ist jedoch noch, wie verhindert werden kann, dass die Mitarbeiter zu "gläsernen Menschen" werden, die von ihrem Arbeitgeber ständig überwacht werden können, oder deren Wissen von anderen gestohlen werden kann.

Wissensmanagement und Lernen

Mit der Verbreitung von E-Learning wird Wissensmanagement auch für Schulen und andere Lernbereiche immer wichtiger. In Nordirland wurde kürzlich das größte E-Learning-Netzwerk realisiert, mit dem mehr als 1.200 Schulen auf die virtuelle Bibliothek und andere Informationssysteme auf einem zentralen Server zugreifen können. Damit sollen die Schüler selbständiger Lernen lernen. In Firmen könnten derartige Plattformen die Weiterbildung am Arbeitsplatz ermöglichen.

Mit Wissensmanagement zum Lissabon-Ziel

Nach dem sogenannten Lissabon-Ziel der Europäischen Union soll Europa bis zum Jahr 2010 einer der wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Märkte werden. Ein Weg, um die Erreichung dieses Ziels zu unterstützen, ist, den Zugang zu Wissen zu erleichtern, denn in Zeiten der Auslagerung von Arbeitskraft in Billiglohnländer kann die Wettbewerbsfähigkeit nur durch Fachwissen und Innovation gehalten werden.

Die Europäische Union fördert deshalb seit vielen Jahren Forschungsprojekte zum Thema Lernen und Wissensmanagement. Derzeit werden zahlreiche Projekte unterstützt, an denen insgesamt an die 500 Organisationen beteiligt sind, außerdem wurde das "Knowledge Board" gegründet, dass die Forscher zu einer Community vernetzen soll.