Mit Lazy-Feeling Musik genießen

Comeback der "Alten Großen“

Können Sie sich noch an Osibisa erinnern? Oder Touré Kounda? Super Diamono de Dakar? Die afrikanischen Stars der 70er, 80er und 90er Jahre? Lange schienen sie verschollen. Jetzt tauchen ihre "Front-Men“ aus der Versenkung auf: mit Solo-Alben!

Gregg Kofi Brown und Sting mit "Lulloby"

Solo-Album. Warum nicht? Witzig ist nur, dass drei Sänger von drei afrikanischen Topbands innerhalb der letzten drei Monate ihre Soloalben veröffentlicht haben. Feine Sommermusik, das! Und fürs sommerliche Lazy-Feeling wie maßgeschneidert wirken die "Essential Guide“-Sampler Africa und Brazil. Und was wäre ein Sommer ohne Sommerfestivals? Fad, genau!

Die Rückkehr der alten (Musik-) Götter

Das waren noch Zeiten, als zum ersten Mal echt klasse afrikanische Popsounds aus dem Radio dröhnten - wo doch Afrika in den späten 60ern vinylmäßig maximal aus Miriam Makeba bestand. Oder christlichen Gospels aus irgendeiner Missionsstation. Osibisa nannten sich die Boys aus Ghana, und ihr Gemisch war einfach und genial: afrikanische Melodien mit Rockrhythmen. Naja, später dann wurden sie von der Wirklichkeit eingeholt, von den nachdrängenden Afrobands, vom afrikanisch geprägten Disco-Sound ... Aber sie haben ihren afrikanischen Fellow-Musicians gezeigt, dass sich afrikanisches Selbstbewusstsein lohnt, und dass Afrika musikmäßig was zu bieten hat!

Und Touré Kounda? Ist das noch ein Begriff? Na gut, die krebsten im Wesentlichen im Französischen herum. Waren schon viel rootiger als die Happy Guys von Osibisa, brachten senegalesisches Feeling nach Europa. Sie sumpften dann als Lambada-Player herum, wiewohl das gut Geld gebracht haben dürfte. Noch schwärzer dann die Musik von Super Diamono, verlinkt mit Soul und Blues.

Witzig: fast gleichzeitig erschienen nun bei uns die Solo-Alben der "Stimmen von...“. Und - auch witzig - jeder in dem Sound, in den sich die Ur-Band entwickelt hat. Ex-Osibisa Gregg Kofi Browns "Together as one“ ist wohl das kommerziellste. Ein wenig Jazz, ein wenig Schmusepop, ein guter Schuss Afrika und viele Freunde. Sting, Billy Cobham, Airto Moreira, um nur ein paar zu nennen. Ex-Touré Kounda Ousmane Touré bringt auf "Avenue du monde“ seine musikalische (und wohl auch sonstige) Lebenserfahrung ein. Und Omar Pene, Ex-Super Diamono, ist mit "Myamba“ wieder der schwärzeste der drei. "Coolen Mbalax“ nennt er seine Musik und fügt dazu: "Das ist ein echt neuer Sound in der Internationalen Szene“. Fazit: Dreimal wunderbare Sommermusik!

Let the music run

Gibt es was Feineres als in der Sonne zu liegen, einen netten Partner, einen netten Drink (jaja, Alkohol erst nach Sonnenuntergang!), ein nettes Buch und nette Musik? Ewas Buntes, Freundliches? Da hab ich etwas anzubieten: die 3-CD-Boxen "Essential Guides to“. Afrika und Brasilien sind jetzt zu haben, und beide bieten einen wunderbaren Querschnitt durch die afrikanische/brasilianische Musik, präsentieren die wichtigsten Leute und die besten Nummern, und es ist keine dabei, die man wegdrücken müsste, weil sie die Stimmung durcheinander bringt.

Sommermusik - live

Das Jazz Fest Wien bietet am Samstag, 9. Juli 2005 Feines aus der Weltmusik: die Anden-Lieder der gebürtigen Tschechin Marta Topferova, "die Stimme“ Südafrikas Vusi Mahlasela - ihn bewundert sogar Nadine Gordimer! - und Karakatau mit seinem exotischen Sound-Mix aus Weather-Report und indonesischem Gamelan. Zawinul & The Zawinul Syndicate sowie Alegre Correa und Arto Tuncboyaciyan bringen morgen den Dornbirner Spielboden zum Kochen, während in Bregenz das Seelax-Festival mit brasilianischer Musik startet.

Afrika steht im Mittelpunkt des Kasumama Festivals im niederösterreichischen Moorbad Harbach. Gäste: Minyeshu aus Äthiopien, Sam Brisky’s Reggae aus dem Senegal, Kadero, der marokkanische Rai-King aus Österreich u.a. Die es ganz exotisch lieben, sollten ins steirische Hüttenberg pilgern. Das Harrer Museum veranstaltet ein Fest der Kulturen, bei dem am Freitag die tibetanische Musikerin Dechen Shak-Gagsay und am Samstag Insingizi aus Simbabwe auftreten werden. Und wem nach Arabischem zumute ist, der könnte am Samstag in Graz Marwan Abado lauschen.

CD-Tipps
Gregg Kofi Brown, "Together as one“, Nicolosi NIC 90034

Ousmane Touré, “Avenue du Monde”, Together TOG 0405

Omar Pene, “Myamba”, Faces 6122332

“The Essential Guide to Africa”, ESGCD302

“The Essential Guide to Brazil”, ESGCD301

Marta Topferova, “la marea”, world village 468040

Veranstaltungs-Tipps
Marta Topferova, Vusi Mahlasela, Krakatau, Samstag, 9. Juli 2005, 18:00 Uhr, Jazz Fest Wien, Wiener Rathaus,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (10 Prozent).

Joe Zawinul & The Zawinul Syndicate mit Alegre Correa, Arto Tuncboyaciyan u.a., Mittwoch, 6. Juli 2005, 20:30 Uhr, Spielboden Dornbirn,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintrit (30 Prozent).

Revista do Samba, Mittwoch, 6. Juli 2005, 20:00 Uhr, Seelax-Festival, Bregenzer Freudenhaus

Kasumama Afrika Festival, Mittwoch, 6. bis Sonntag, 10. Juli 2005, Moorbad Haarbach,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (15 Prozent).

Fest der Kulturen, Freitag, 8. bis Sonntag, 10. Juli 2005, Heinrich Harrer Museum Hüttenberg

Marwan Abado, Samstag, 9. Juli 2005, 18:00 Uhr, Verein für
Palästina in Graz

Links
Ousmane Touré
Marta Topferova
Jazzfest Wien
Spielboden
Caravan
Kasumama Afrika Festival
Heinrich Harrer Museum
Marwan Abado