Noch immer mehr als 100.000 Menschen in Zeltlagern

Sri Lanka nach Tsunami

Ein halbes Jahr nach dem Tsunami leben in Sri Lanka noch immer mehr als 100.000 Menschen in Zelten. Trotz zahlreicher Hilfsmaßnahmen verzögern Logistikprobleme, Regierungskrise, ein Konflikt mit den Rebellen und eine ungerechte Weltordnung die Direkthilfe.

Statement Peter Fischer von "Kurier Aid Austria"

Ein halbes Jahr nach der Tsunami-Katastrophe leben in Sri Lanka noch immer mehr als 100.000 Menschen in Zelten. Die Welt war großzügig, der Wiederaufbau lässt allerdings auf sich warten. Es sind nicht nur logistische Probleme, die die Arbeit erschweren. Da wären noch eine Regierungskrise, ein ungelöster Konflikt mit den Rebellen und eine ungerechte Weltordnung, die die Direkthilfe erschweren.

Helfen allein zu wenig

"Helfen zu wollen alleine reicht nicht. Da gehört auch Erfahrung und Kooperationsbereitschaft dazu", weiß Kathrin Messner von "one world foundation“. Seit zwei Jahrzehnten gibt es dieses Projekt an der Südküste Sri Lankas. Grundidee dieser Unternehmung ist es, mit den Einnahmen aus dem Tourismus eine Schule zu finanzieren. Denn auch an der Südküste hat der Tsunami große Schäden verursacht.

Einer elastischen Gummiwand ähnlich sei die Situation im Land, meint Architekt Peter Fischer vom Österreich-Dorf des "Kurier Aid Austria“. Herkömmliche Vorstellungen von Planungsabläufen musste man über Bord werfen. Nun sei man endlich so weit, dass man zu bauen beginnen kann.

Der größte Bremsklotz

Höchst erfreulich ist die Tatsache, dass die Spendengelder mit jedem Tag mehr werden. Nachdem Staaten, wie Indien und Thailand auf internationale Hilfsgelder freiwillig verzichten, konzentriert sich der Spendenfluss immer mehr auf Sri Lanka. Milliarden Dollar liegen bereit. Davon gesehen haben die Opfer der Flutkatastrophe aber noch kaum etwas. Es sind aber nicht nur logistische Probleme oder eine Bauverbotszone entlang des Küstenstreifens. Der größte Bremsklotz ist der nach wie vor ungelöste Konflikt zwischen der Regierung des Inselstaates und den mittlerweile gespaltenen so genannten "Tamil Tigers"-Rebellen.

Weder Krieg noch Frieden

Zwei Jahrzehnte Bürgerkrieg hinterließen tiefe Spuren im politischen Klima des Landes. Seit drei Jahren gibt es einen Waffenstillstand, der allerdings mittlerweile immer öfter gebrochen wird. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht Blut fließt, gezündelt oder provoziert wird. Die "Tamil Tigers" fordern Kompetenzen, wenn es um die Verteilung der Spendengelder geht. Schließlich sei das von ihnen kontrollierte Gebiet im Osten und Norden stärker betroffen als der Süden.

Regierungskrise als Spätfolge des Tsunami

Die Regierung ist gespalten. Der kleinere Koalitionspartner JVP hat sich aus der Regierung zurückgezogen. Den "Tamil Tigers" Geld zukommen zu lassen, wäre ihrer Meinung ein großer Fehler, würde dieses doch für Waffenkäufe verwendet werden. Das sind auch die Befürchtungen einiger buddhistischer Mönche. Einer hat bereits mit einem Hungerstreik versucht, darauf aufmerksam zu machen.

Auch die "Tamil Tigers" sind gespalten. Ein Schritt in Richtung politischer Einigung bedeutet Machtverlust für die militärische Führung. Ein politischer und ein in sich zerstrittener militärischer Flügel machen es den Verhandlungspartnern schwierig.

Der "Joint Mechanism"

Präsidentin Chandrika Bandaranaike Kumaratunga ist eine charismatische Frau mit hoher Glaubwürdigkeit. Sie war selbst vor wenigen Jahren Ziel eines Selbstmordattentats, das sie nur knapp überlebte und bei dem sie ein Auge verlor. Sie setzt sich für den viel diskutierten "Joint Mechanism“ ein, der die Verteilung der Hilfsgelder mit den "Tamil Tigers" regeln soll. Ob sie mit einer Minderheitsregierung den Wiederaufbau forcieren kann, darf allerdings bezweifelt werden.

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Links
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one world foundation - öst. Site