Subtile Form

Legenden auf dem Prüfstand

Sie gehören zu den viel gepriesenen Bands, denen der große kommerzielle Erfolg versagt blieb. Die australischen The Go-Betweens haben eine neue CD veröffentlicht. Eine Gelegenheit, ihren Legendenstatus im Hier und Jetzt zu überprüfen.

The Go-Betweens aus dem Album “Oceans Apart"

Ich muss zugeben, dass mir die australische Band The Go-Betweens bisher nur namentlich ein Begriff war. Die nach dem Roman "The Go-Between“ von L.P. Harley benannte Gruppe rund um die beiden Songwriter Robert Foster und Grant McLennan genießt bei einer kleinen Gruppe von Fans und Rockjournalisten geradezu kultische Verehrung. Nach einer fast zehnjährigen Pause hatten die Go-Betweens in den Jahren 2000 und 2002 neue Aufnahmen veröffentlicht. Auch ihr jüngstes Opus "Oceans Apart“ wird in den einschlägigen Musikmagazinen gefeiert. Tabula rasa also für die Kritikerlieblinge.

Der erste Versuch

Der erste Eindruck ist ein wenig enttäuschend. Die Produktion und der Sound erinnern mich allerdings stark an vergangene Zeiten. Die in nicht sehr dynamische Arrangements verpackten gefälligen Songs plätschern zunächst ein wenig an meinen Ohren vorbei. Das soll die Band sein, die unverdientermaßen nie einen Starstatus erreichen konnte?

Ich vermeine den alten Mechanismus zu erkennen, der bei so manchem Musikjournalisten wirksam ist. Wenn einer von der Presse gehypten Band der kommerzielle Durchbruch nicht gelingt, behält sie den Status des Geheimtipps und bleibt damit cool, weil der "Durchschnittshörer“ offensichtlich die postulierte Großartigkeit nicht erkennen kann. Bands wiederum, die dann wirklich erfolgreich sind, werden bei ihren späteren Veröffentlichungen umso härter angefasst.

Der zweite Versuch

Bevor dieses Magazin Pop in ein Musikjournalisten-Bashing ausartet, kehre ich lieber zu den Go-Betweens zurück: "Oceans Apart“ ist eine CD, die ihre wahre Schönheit erst bei mehrmaligem Hören voll entfalten kann. Was zunächst unspektakulär klingt, ist eine ganz eigene Form der Subtilität.

Besonders aufschlussreich war es für mich, die im Booklet abgedruckten lakonischen Lyrics während des Anhörens zu lesen. (Nebenbei bemerkt, das ist etwas, was Jarvis Cocker, der Sänger der Band Pulp, in den Linernotes der Pulp CDs ausdrücklich verbietet.) Als Beispiel möchte ich den Song “Darlinghurst Nights" nennen: Diese wehmütige Erinnerung an längst vergangene Zeiten schafft es, mit ein paar Textzeilen ein lebendiges Bild des damaligen Lebensgefühls zu vermitteln.

Resumee

“Oceans apart" ist sicherlich keine Party-CD, aber hat das Zeug dazu, mit ihrer gelassenen Melancholie zu einer Herzensangelegenheit nicht nur für Nostalgiker der achtziger Jahre zu werden.

CD Tipp
The Go-Betweens, “Oceans Apart”, Tuition TIN 0020 2

Link
The Go-Betweens