Kinderlieder für dich und mich
Spannenlanger Hansl, nudldicke Dirn
Gibt es "erwachsenenverträgliche" Lieder für Kinder im Vor- und Volksschulalter? Und wenn ja, welche? Eine Tour durch unterschiedlichste Plattengeschäfte zeigt: Das Angebot an CDs mit Kinderliedern ist begrenzt - in quantitativer wie qualitativer Hinsicht.
8. April 2017, 21:58
Annas Lieblingslied von "13 mal 3", begleitet von Papa Kurt
Welche Kinderlieder im Vor- und Volksschulalter werden heutzutage sowohl Eltern als auch Kindern gerecht? Welche CDs soll man kaufen bzw. verschenken, vor allem, wenn man damit rechnen muss, sie auf langen Autofahrten, am Sonntagvormittag oder wann auch immer selbst hören zu müssen?
Als "Testpersonen" für eine "Spielräume-Spezial"-Ausgabe haben sich Vater Kurt und Tochter Anna auf die Reise durch unterschiedlichste Plattengeschäfte gemacht. Wirklich viele Lieder haben der Doppelprüfung Vater/Tochter nicht standgehalten.
Die Testsiegerin
"Valerie und die Gute-Nacht-Schaukel" - diese CD - übrigens eine heimische Produktion - kam sowohl bei Tochter als auch beim Vater gleich gut an - sie wurde "Testsiegerin". Mira Lobe (von ihr stammt auch "Das kleine Ich bin Ich) hat die Geschichte 1981 geschrieben. Erich Meixner von der Gruppe "Schmetterlinge hat sie 1993 vertont. Ein kleiner Textauszug:
Valerie, die will nie abends in ihr Bett. Will noch plaudern, will noch singen, will noch auf und nieder schwingen auf dem Schaukelbrett.
Maria Bill ist die "Valerie, und die "Schmetterlinge begleiten sie musikalisch auf ihren Fantasie-Reisen vor dem Einschlafen.
Mitsingen ist wichtig
Gute Kinderlieder verhelfen der Lebenswirklichkeit von Kindern zu einem musikalisch-sprachlichen Ausdruck. Der Kinderbuchautor Martin Auer (CD: "Lieblich klingt der Gartenschlauch) erzählte uns, dass die wildesten Buben im Publikum immer bei folgendem Lied beginnen, leise mitzusingen:
Heut will ich einmal traurig sein, heut hab ich keine Lust zu lachen. Heut bleib ich bloß mit mir allein, heut will ich keine Witze machen. Und wer mich tröstet, ist gemein, der kann gleich wieder gehen. Ich will heut einfach traurig sein, das wird man doch verstehen.
Gut, wenn man dieses Lied zu zweit singen kann. Martin Auer: "Durch das Mitsingen macht man sich das Lied zu Eigen. Ein gutes Kinderlied muss Bestand haben - auch vor erwachsenen Ohren.
CD und Buch
Das ist oft eine nützliche Kombination. So hat das Steirische Volksliedwerk vor zwei Jahren eine Kinderliedersammlung herausgebracht: "Kinderlieder hopsassa (und "Kindertänze trallala, das im Herbst erscheinen wird) - entstanden als Rückschau zweier Elternpaare, die ihren eigenen Liederschatz nicht nur ihren Kindern, sondern allen Kindern weitergeben wollten:
"Musikalische Früherziehung liegt zuallererst in der Verantwortung der Eltern. Da kann die eigene Erinnerung an die Kindheit mitklingen. Sie werden staunen: Es sind kleine Kostbarkeiten, die dann wieder entdeckt werden - so Hermann Härtel, der mit seinen und den Kindern der Familie Mogel die CD mit der halben Birne am Cover eingespielt hat: "Alle Lieder, Sprüche und Musikstücke sind zum Mitsingen und Mitmachen gedacht - Singen ist die erste Zweitsprache, in die wir alles übersetzen, wofür wir keine Worte finden können, meint Härtel.
Bewegungsmusik
Beeindruckt haben auch die deutschen Kinderliedermacher Fredrik Vahle und Dorothée Kreusch-Jacob, weil ihre Annäherung unaufgesetzt und natürlich ist und weil sie auf "Bewegungsmusik setzen.
Ein Buch namens "13 mal 3 und du bist dabei mit Spiel- und Bewegungsideen zu Liedern hat auch Ruth Schneidewind, die Leiterin des Lehrgangs für "Elementares Musizieren an der Musikuniversität Wien im Verlag Helbling herausgebracht. Das Buch ist für Kinder, Eltern und Musikerzieher geeignet, originell illustriert, und zu den Liedern gibt es natürlich auch Noten und Texte. Auf der Begleit-CD findet man 20 Lieder, abwechslungsreich arrangiert, von erstklassigen MusikerInnen gespielt. Titel wie "Papa - Mama - ich will, "Wann Freunde wichtig sind oder "Schlafen gehen sind davon Beispiele für "neue Kinderlieder - in der Haltung verständnisvoll, respektvoll, freundlich: "Wann Freunde wichtig sind? Eigentlich immer!
Ruth Schneidewind dazu: "Eltern sollten die Sache mit der Musik nicht an die Kinder delegieren, indem sie z. B. Kinder in ihr Zimmer eine CD hören schicken, sondern Musik soll einen Platz in der Familie finden. Kinder brauchen Zeit und Zuwendung von den Eltern.
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Musikpädagogen wie Maria Seeliger, die mit dem Buch "Das Musikschiff ein Standardwerk über Musikerziehung in den ersten Jahren eines Kindes geschrieben hat, halten folgende Kriterien für ausschlaggebend:
"Die Lage der gehörten Singstimmen sollte in der Singlage der Kinderstimme sein (ein- und zweigestrichene Oktave); wenn möglich sollten akustische Instrumente verwendet werden; musikalisch ansprechende und reichhaltige Begleitung; anspruchsvolle Texte; wenn möglich authentische Interpretationen (Lieder in anderen Sprachen gesungen von Muttersprachlern, spezielle Instrumente des Landes u. a.).
Veronika Kinsky von der Musikuniversität Wien meint, es gelte Gleiches für Menschen jeden Alters: Beste Qualität sei zu bevorzugen! Gute Musiker, die mit Herz und Seele musizieren - und da muss man sich schon auf die Suche machen, um Adäquates zu finden!
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