Baritonlegende

Nachkriegs-Superstar

Josef Metternich war in den Nachkriegsjahren zweifellos der prominenteste deutsche Bariton. Seine Engagements führten ihn an die Metropolitan Oper und andere internationale Häuser. Metternichs Wagner-Interpretationen sind längst Legende.

Josef Metternich war in diesen Nachkriegsjahren zweifellos der prominenteste deutsche Bariton, wenn man von den vereinzelt wirkenden Zwischenkriegsstars wie Schlusnus oder Schmitt-Walter absieht und die jüngere Generation mit Dietrich Fischer-Dieskau und Hermann Prey noch ausklammert. Nicht zuletzt hat sich Metternich durch viele Schallplatten und vielleicht noch mehr durch unzählige Rundfunkaufnahmen, die aufgrund der ablaufenden Schutzfristen heute ja quasi am laufenden Band herauskommen, einen internationalen Namen gemacht.

Kleine Rollen

Berlin, das war quasi die erste professionelle Station des am 2. Juni 1915 in Köln geborenen Sängers, nachdem er davor schon im Rundfunk aufgefallen war und schließlich eines Tages über Vermittlung des Tenors Henk Noort - dem Walter von Stolzing Toscaninis in Salzburg - dem legendären Bariton und Intendanten des Deutschen Opernhauses Berlin, Wilhelm Rode, vorsingen durfte.

Der war sofort von seiner Stimme begeistert und hat ihm einen Zweijahres-Vertrag gegeben. So hat Metternich dort 1940 als Heerrufer im "Lohengrin" debütiert - einer Debütrolle, die er mit vielen großen Fachkollegen teilte. Nach einigen kleineren und mittleren Rollen kam dann schließlich einmal der erste Luna und der erste Escamillo. Dennoch standen in diesen Partien immer noch einige damals Prominentere vor ihm auf den Besetzungszetteln.

Startschuss

So wollte Metternich nach Wiesbaden ausweichen, um dort tatsächlich das erste Fach zu singen. Aber es kam selten dazu. Mit der totalen Theatersperre von 1944 kündigte sich bald schon der Anfang vom Ende an. Nazideutschland ging in Trümmer. Aus diesen Trümmern aber entstand bald neues Leben.

Michael Bohnen, einst selbst einer der charismatischsten Sängerstars zwischen Berlin und New York wurde zu einem der Pioniere der Nachkriegszeit. Er organisierte das Berliner Opernleben neu und nahm Metternich sofort unter seine Fittiche. Von da an ging es für den damals Dreißigjährigen schlag auf Schlag.

Diamantenes Hufeisen

1950 war er bereits ständiges Mitglied sowohl der Städtischen Oper von Berlin als auch der Staatsoper, der Münchner Oper und der Hamburgischen Staatsoper. 1949 hat er bereits zum ersten Mal in Wien gastiert und wenig später wurde er schließlich auch von Rudolf Bing für die Metropolitan Oper (Met) entdeckt.

Doch auch dieser wollte ihn - allen Met-Regeln gegen den Strich - vor allem für das italienische Repertoire und das trotz Merrill, trotz Warren, Valdengo, Bastianini usw. Und Metternichs Erfolge im diamantenen Hufeisen - allerdings auch in deutschen Rollen - hat Bing durchaus Recht gegeben.

Karrierehoch in München

Trotzdem, allzu lange sollte Metternichs Met-Karrierre nicht dauern. Auch in Wien hat er sich eher rar gemacht. Zentrum seiner Karriere wurde mehr oder weniger die Bayerische Staatsoper in München, an der er bis Anfang der 70er Jahre gesungen hat, um sich dann ausschließlich pädagogischen Aufgaben zu widmen.

Hierbei war Josef Metternich bis knapp vor seinen Tod im heurigen Februar außerordentlich erfolgreich: Mechthild Gessendorf z. B. war eine seiner Schülerinnen, Carol Malone, Oskar Hillebrandt, Wicus Slabbert, Sebastian Holecek und unzählige andere.