Alternativnobelpreisträger trafen sich in Salzburg
Alternativen, die sich rechnen
1980 wurde der Alternative Nobelpreis erstmals verliehen. Zunächst belächelt oder skeptisch beurteilt, hat sich dieser Preis zur bedeutendsten Auszeichnung für persönlichen Mut und Engagement entwickelt. Ein 25-jähriges Bestandsjubiläum.
8. April 2017, 21:58
Alternativen, die sich rechnen - so lautete das Motto eines Treffens von mehr als 70 Alternativnobelpreisträgern aus rund 40 Ländern letzte Woche in Salzburg. Der Anlass: der Right Livelihood Award - wie der Alternative Nobelpreis auch genannt wird - feierte sein 25-jähriges Bestandsjubiläum.
Mit diesem Preis werden seit 1980 Personen und Initiativen geehrt, die vorbildhafte Lösungen für die dringendsten Probleme der Menschheit erarbeiten und hoffnungsvolle Wege für eine bessere Zukunft aufzeigen.
Der Preis, anfangs von der Öffentlichkeit skeptisch betrachtet oder gar belächelt, hat sich mittlerweile zur wichtigsten Auszeichnung für persönlichen Mut und Engagement entwickelt. Er wird jedes Jahr einen Tag vor dem eigentlichen Nobelpreis im schwedischen Reichstag verliehen.
Komplott von KGB oder CIA?
Gestiftet wurde und wird dieser Preis vom deutsch-schwedischen Publizisten und ehemalige Europa-Abgeordnete Jakob von Uexküll. "Es wurde in Schweden vor der ersten Verleihung ernsthaft diskutiert, ob es sich bei dem Preis um ein Komplott des CIA oder des KGB handelt, um den Nobelpreis zu diskreditieren. In den Folgejahren wurden wir immer ernster genommen und im fünften Jahr wurden wir eingeladen, den Preis im schwedischen Parlament zu verleihen".
Kein Gegensatz zum Nobelpreis
Das Image des Alternativen Nobelpreises und die Bekanntheit der Preisträger ist in den zweieinhalb Jahrzehnten enorm gewachsen. Obwohl - verglichen mit dem Nobelpreis - nur drei oder vier Preisträger pro Jahr ausgezeichnet werden und obwohl sie sich nur rund 220.000 Euro teilen.
Was der Alternative Nobelpreis bewirkt
Welche Bedeutung der Alternative Nobelpreis inzwischen erlangt hat, ersieht man etwa an der Kenianerin Wangari Maathei. Sie erhielt den Preis 1984 für ihre ökologische und friedenspolitische Arbeit und für ihren Einsatz für Menschenrechte und Demokratisierung.
Die internationale Aufmerksamkeit, die sich durch den Alternativen Nobelpreis ergab, war sicher mit ein Grund für die Verleihung des Friedensnobelpreises im Jahr 2004.
Zwei Salzburger Preisträger
Dass letzte Woche mehr als 70 Träger des Alternativen Nobelpreises gerade in Salzburg zusammen getroffen sind, hat seinen bestimmten Grund. Stammen doch von dort zwei der frühen Preisträger - der Philosoph und Nationalökonom Leopold Kohr und der Zukunftsforscher Robert Jungk, beide im Jahre 1994 verstorben.
Leopold Kohr gilt als der Schöpfer des bekannten Slogans "Small is beautiful". So lautete eigentlich der Titel eines 1973 erschienen Buches seines Schülers und Freundes Fritz Schumacher, doch die Idee dahinter stammt von Kohr: Kleine Einheiten und Staaten seien effizienter und friedlicher als große, behauptete Kohr.
Alle Formen sozialen Elends hätten nur eine Ursache: ihre Größe. "Kohrs Idee zur Rückkehr zum menschlichen Maß und die von Jungk initiierten Zukunftswerkstätten sind heute bedeutender denn je", sagt Uexküll.
Die nächsten Alternativen Nobelpreise werden im Oktober bekannt gegeben.
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Buch-Tipp
Geseko von Lüpke, "Die Alternative. Wege und Weltbilder des Alternativen Nobelpreises", Riemann - Verlag, München 2003, ISBN 3570500314
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25 Jahre Alternativer Nobelpreis