Kubanischer Bolero-Son vom Feinsten
Der Klang vom Hügel
Das Trio Matamoros wird als eine der wichtigsten kubanischen Bands aller Zeiten bezeichnet. Gegründet in den 20er Jahren entstanden bis in die 50er Jahre mehr als 200 kubanische Evergreens; einer der bekanntesten: "Son de la Loma".
8. April 2017, 21:58
"Son de la Loma" mit dem Trio Matamoros
Son de la Loma. Ein Wortspiel. Mama, woher sind die Musikanten? Sie sind vom Hügel, Son de la Loma. Aber Son heißt eben auch Klang, der Klang vom Hügel, und stammt aus den ländlichen Dörfern der Berge und Hügelzüge des Oriente, des Ostens von Kuba, ehe er in dessen Hauptstadt, Santiago de Cuba, Fuß fasste und vor allem im Vergnügungsviertel Tivoli rasch populär wurde, dort, wo 1925 das Trio Matamoros gegründet wurde.
Der Bolero-Son
Der Son hatte schon um 1910 - auch im Zuge der Sklavenbefreiung - seinen Weg in den kubanischen Westen gefunden, also in die Hauptstadt Havanna. Um 1922 wurde das kubanische Radio gegründet, womit die Sones für alle hörbar wurden und den ursprünglichen kubanischen Nationaltanz, den Danzón, verdrängten.
Miguel Matamoros, Siro Rodriguez und Rafael Cueto prägten diesen Son, der einen stringenteren Rhythmus in die romantischen Bolero-Balladen brachte und komplexere Vokal- und Instrumental-Arrangements. Gespielt wurde auf kleinen handlichen Instrumenten: auf der Tres, einer kubanischen Gitarre mit drei Doppelseiten, Bongos, Maracas - bei uns sagt man dazu Rumbakugeln - oder Guiro - das ist ein getrockneter Kürbis, der mit einem Holzstab bespielt wird - und Klanghölzer, Claves.
Vom Trio zur Conjunto
In den 20er und 30er Jahren war das Trio Matamoros die populärste und einflussreichste Gruppe Kubas; es blieb auch nicht immer ein Trio, weitete sich gegebenenfalls zum Sextett, zum Septett oder als Conjunto Matamoros fast schon zum Orchester aus. Das hatte auch darin seinen Grund, weil die Tanzpaläste immer größer wurden und die kleine Triobesetzung die Räume klanglich nicht ausfüllen konnte.
Beny Morés Entdecker
1945, nach 20 Jahren Bühnenpräsenz, fand Miguel Matamoros, dass seine Stimme etwas Schonung vertragen könnte. Er engagierte einen jungen Sänger namens Bartolome Maximiliano für die bevorstehende Mexiko-Tournee des Conjunto Matamoros. Dieser Sänger sollte später als Beny Moré bald zum populärsten kubanischen Sonero, also Son-Sänger aller Zeiten, werden, vergleichbar mit dem Ruhm eines Frank Sinatra oder Nat King Cole in den USA.
Als Fidel Castro 1959 zur Revolution aufrief, ging Morés Frau ins Exil nach Venezuela; Moré selbst blieb mit den Worten: "Wenn ich Kuba verlasse, stirbt die Musik. Und ein Land ohne Musik stirbt auch".
Kuba-Boom ohne Beny und Miguel
Heute weilen beide - sowohl Beny Moré als auch Miguel Matamoros - nicht mehr unter den Lebenden. Und wenn man heute kubanische Musik in unseren Musikgeschäften sucht, wird man die Longseller der alten Herren Ruben Gonzales, Compai Segundo und Co finden, die im Gefolge des Bueno Vista Social Club die kubanische Musik in Europa publik machten. Das Trio Matamoros wird man vergebens suchen; das war am Kuba-Boom des letzten Jahrzehnts nicht beteiligt.
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