Post Scriptum zum Sternenkrieg
Wie politisch ist "Die Macht"?
Der neue "Star-Wars"-Film bricht nicht nur auch hier zu Lande Kassenrekorde, er ist auch Gegenstand ausufernder politischer Deutungen geworden: Gleichnis über den Irak-Krieg oder Bebilderung religiöser Symbole? In Wahrheit ist alles ganz einfach.
8. April 2017, 21:58
Bei den Filmfestspielen von Cannes war "Star Wars"-Erfinder George Lucas um politische Interpretationen seiner jetzt abgeschlossenen Sternenkriegssaga nicht verlegen: Hier gehe es, teilte er den staunenden Journalistenscharen mit, um nichts Geringeres als um den Übergang von der Demokratie zur Diktatur. Der historische Prozess wiederhole sich in der Geschichte immer wieder - vom alten Rom bis zu Hitler, und sein Film "Die Rache der Sith" zeige die Mechanismen einer solchen Machtverschiebung auf. Nun spielt Politisches in die bunten Spektakel allenfalls vom Rand her mit hinein, doch das hat vor allem in Amerika ganze Heerscharen von Analysten nicht davon abgehalten, Lucas' vage Hinweise um detaillierte Deutungen zu erweitern.
Darth Vader Bush?
Ist George Bush Darth Vader und steht der Sternenkrieg für die US-Intervention im Irak? Deutungen wie diese schwirren derzeit vor allem durch das Internet, und der Phantasie scheinen dabei keine Grenzen gesetzt. Da wird der Reporterstab im Weißen Haus mit den rachsüchtigen Sith verglichen, da sind in den USA gleich vier neue Bücher erschienen, die das "Star Wars"-Universum nach Spuren großer Weltreligionen durchforsten, und da gilt Ronald Reagan als erster "Star Wars"-Fan, weil er die Sowjetunion schon 1983 als "Reich des Bösen" gegeißelt hatte.
Böse Politik, guter Instinkt
Dabei ist alles ganz einfach. Man muss nur ein paar Schritte zurücktreten und die jetzt abgeschlossenen sechs "Star Wars"-Filme als Ganzes betrachten, wie es ja auch George Lucas vorschlägt. Das Bild, das sich dann bietet, ist eindeutig: Die ersten drei Filme denunzieren Politik als sinistres Ränkespiel, das zwangsläufig ins Böse mündet, während die zweiten (also die "alten" Teile IV bis VI) dafür werben, statt der Vernunft den Instinkten, der berühmten "Macht", zu vertrauen. Nicht grundlos kommen Senatsintrigen und Parlamentsreden nur in den Anfangsteilen der Saga vor, wenn Annakin Skywalker als Marionette des intriganten Kanzlers Palpatine zum Schurken Darth Vader geworden ist, haben sie ihre Funktion erfüllt.
Der Schlüsselmoment der zweiten Saga-Hälfte ist dagegen ein Appell an den Bauch: Der junge Luke Skywalker schließt am Ende von Teil IV ("Eine neue Hoffnung") die Augen, drückt auf einen Raketen-Abwurf-Knopf und es macht "bumm". Politik ist pfui, blinder Bombenabwurf dagegen super - ist das noch naiv oder schon reaktionär? Sehr amerikanisch ist es auf jeden Fall.
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