Zum 60. Geburtstag von Anton Zeilinger

"Teilchen, wo bist du?"

Anton Zeilinger und seinem Team gelingt es 1997, die erste Quantenteleportation durchzuführen - die direkte Übertragung des Zustandes eines Lichtteilchens unter Überwindung von Zeit und Raum ohne die Zurücklegung eines Weges von A nach B.

Der Quantenphysiker Anton Zeilinger

Renata Schmidtkunz: Sie gelten als wendiger und besonders geschickter Wissenschafter, als jemand, der sich mit etwas befasst, was die Menschen gerne hören, als jemand, der sich gerne die Rosinen aus dem Teig pickt. Sie werden mit Auszeichnungen überschüttet. Die Medien lieben und verwöhnen Sie. Dabei ist Ihr Fach, die Physik, etwas Trockenes und Staubiges und den meisten Menschen unverständlich. Wie erklären Sie sich das selbst?
Anton Zeilinger: Die Physik ist eben nicht trocken. Sie ist irrsinnig spannend, und ich hab mein ganzes Leben in der Wissenschaft eigentlich nur die Dinge gemacht, die ich wirklich spannend find. Und komischerweise interessiert das auch andere Leute.

Geht der Zeilinger über Grenzen, über die sich viele nicht drüber trauen?
Da ist wahrscheinlich was dran. In dem Sinn, dass ein großer Teil der Wissenschafter - auch der Künstler übrigens - nicht wirklich Grenzen überschreiten, oft innerhalb dessen bleiben, was machbar ist. Mich persönlich interessiert eigentlich nur das, was wirklich spannend ist. Und was wirklich spannend ist, heißt, an Dingen arbeiten, von denen naturgemäß viele Leute glauben - nach dem Motto - na jetzt hat er sich aber zu viel vorgenommen. Am Anfang wollte man uns nicht einmal Geld geben für die Dinge. Da mussten wir sagen "Dann machen wir's halt ein bisschen kleiner". Wir haben aber gleich das Große versucht, und es hat funktioniert.
Man muss einfach ungeduldig und vollkommen leidenschaftlich bei der Sache sein, als Wissenschafter.

Ich war vor kurzem auf einer hochinteressanten Tagung in Japan, wo man über die "Überbrückung des Abgrunds" zwischen Künstlern und Wissenschaftern diskutiert hat. Und da kam immer wieder diese Behauptung auf, dass Wissenschaft entweder durch militärische Interessen weitergetrieben wird oder durch wirtschaftliche Interessen. Da ist ein Kollege aufgesprungen - das war wirklich wunderschön! - und hat gesagt "Das ist alles falsch! Wissenschaft wird nur durch leidenschaftliche Menschen weitergebracht. Durch sonst nichts." Das kann ich voll unterschreiben.

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"Im Gespräch Vol. 7", ORF-CD, erhältlich im ORF Shop