Allein, zu zweit, zu dritt?

Urlaub und anderer Ärger

Was tun, wenn man seit Jahren die perfekte Urlaubsbegleitung sucht und keine Lösung findet? Man hadert mit sich selbst und atmet am Ende auf, wenn es wieder heißt: Urlaub aus! Erholung benötigt man manchmal eben nicht nur von seiner Arbeit.

Ich weiß nicht, woran es liegt, dass ich nach jedem Urlaub grüble: was hab ich falsch gemacht? War es der Urlaubsort, der nicht gut gewählt war? War es die Urlaubsart? Hab ich mir zuviel zugemutet oder zuwenig? Hätte ich doch die Trekkingtour mitmachen sollen, den Berg hinaufschwitzen mit ein paar Amis, Holländern oder sonst wem, um oben zu stehen und auszurufen: so ein schönes Land? Ich hätte im Zelt nächtigen können und frieren können und mir denken können: welch ein Abenteuer!

Ich bekenne gleich: für derartige Anstrengungen bin ich sowieso zu faul. Doch man hat mir erzählt, wie solche Touren ablaufen, und genauso schrecklich habe ich sie mir vorgestellt. Mit viel Gequassel natürlich. Und ich hätte auch viel gequasselt, und dann hätte ich mir gedacht: warum nütze ich den Urlaub nicht, um besser Englisch zu lernen? Oder überhaupt, um endlich Französisch zu lernen?

Womit ich wieder bei der ein-, oder zweimal im Jahr gestellten Luxus-Frage bin: warum ist Urlaubmachen so schwer?

Weil es an der Arbeit liegt, die einen urlaubsunfähig macht? Weil es also an mir liegt? Dass ich nicht abschalten kann und so weiter und so fort? Nein, nein, es muss an den anderen liegen: an den Urlaubsgefährten. Jawohl! Da liegt der dicke Hund begraben. Die große Unbekannte: wie wird er oder sie sich entpuppen, wenn WIR Urlaub machen?

Mir wird schlecht.

Mit Fast-Ehemännern oder Langzeitgefährten ist der Urlaub einfach und gerade deswegen so schwer. Was soll denn noch gesagt werden, was einen nicht ärgert und auf Umwegen nicht doch zur Grundsatzdiskussion führt. Und dann: bitte nicht hier am Strand, wenn es eh so heiß ist! Und dann: jetzt erst recht. Und dann und dann und dann. Schlussendlich: Tränen, Richtung Meer. Und die Frage: bin ich nicht schon längst am falschen Dampfer? Also mit einem Wort: man kann gleich zu Hause bleiben.

Mit dem Geliebten könnte man natürlich verreisen. Das wär’s! Man schlendert eisessend, händchenhaltend. Ein einziges Übereinstimmen und Zusammenspiel. Man sieht nicht viel und hört nicht viel und bekommt auch sonst nichts mit. Wär’s nicht billiger zuhaus’?

Also verreise ich mit einer Freundin. Da haben wir die Wurzel des Problems. Mit welcher? Mit IRGENDeiner? Diese Sache will gut überlegt sein. Man hat ja keine Urlaubswochen zu verschenken. Nur, vorher überlegen, nützt auch nicht viel: der Urlaub ist eine Extremsituation. Jede/r will so viel. Oder zuwenig, findet der eine oder die andere oder, oder. Ich mache es kurz: mit Frauen läuft es auch nicht besser. Eine hab ich verlassen nach einer Woche. Eine wollte mich verlassen, irgendwo in der Pampa; größte Diplomatie hat mich gerade noch gerettet. Einmal bin ich wo aus dem Auto gehüpft, sie ist weiter gefahren zum Glück. Einmal bin ich mit einer relativ lang gefahren, ein paar Stunden, und als ich das Meer gesehen hab, hätt’ ich sie am liebsten ins Wasser getaucht. Ein bisschen. Nur zur Abkühlung.

Liegt es doch an mir?

Oje.

Ich bin natürlich auch allein verreist. Ah! Auf der ersten Singlereise saß ich gleich inmitten einer Fußballmannschaft, links und recht von Hünen flankiert. Bei einer nicht geplanten Zwischenlandung gaben sie einen aus, die Burschen, und nett war’s, aber dann war’s auch wieder ganz nett, dass alle ihre Wege gingen. Und so war es auch die folgenden Wochen. Treffen hier und Treffen da, Männer kennen lernen, Frauen kennen lernen, und wieder auseinander gehen. Ich hab natürlich auch viel gelesen: Bücher. Soll das alles gewesen sein?

Unlängst hab ich einen kombinierten Urlaub gewagt: eine Woche zu dritt, zwei Wochen allein. Was soll ich sagen? Die Woche zu dritt war ein wenig anstrengend. Aber dann... Kaum waren die beiden anderen weiter gereist, wurde ich bestohlen. Das war erst anstrengend.

Ich bin wieder zurück.

Urlaub machen kann man eben nur von der Arbeit.

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