Erfolg bei Airbus und Co.

Luftfahrtindustrie im Aufwind

Die österreichische Luftfahrtindustrie hat sich in den letzten zwanzig Jahren rasant entwickelt. Firmen wie Böhler Schmiedetechnik oder FACC haben sich bei Airbus, Boeing oder Eurofighter in dem hart umkämpften Markt weltweit einen Namen gemacht.

Das größte Passagierflugzeug der Welt, der Airbus A380 hat in der vergangenen Woche seinen Erstflug erfolgreich absolviert. Knapp 600 Tonnen wiegt diese neue Maschine, sie kann über 800 Passagiere 15.000 Kilometer weit befördern.

Über 150 Bestellungen sind bei Airbus für den neuen Jet, der in der Luftfahrt eine neue Ära einleiten soll, bereits eingegangen. Für den europäischen Flugzeughersteller Airbus dürfte der A 380 also ein gutes Geschäft werden. Teilhaben daran werden auch Firmen aus Österreich.

Etwa 100 Bauteile des neuen Flugzeuges sind "made in austria". Natürlich ist das nur ein kleiner Teil, doch die österreichische Luftfahrt-Zulieferindustrie hat sich in den letzten zwanzig Jahren rasant entwickelt, Firmen wie Böhler Schmiedetechnik oder FACC aus Oberösterreich haben sich in dem hart umkämpften Markt weltweit einen Namen gemacht und produzieren Landeklappen, Fahrwerksteile oder Verkleidungen nicht nur für Airbus sondern auch für den US-amerikanischen Konkurrenten Boeing. Hilfreich seien auch die Gegengeschäfte für den Eurofighter, heißt es in der Branche.

Qualität zählt

In Österreich sind 10 Firmen am Airbus A380-Programm beteiligt, etwa die Böhler Schmiedetechnik im steirischen Kapfenberg. Sie ist auf Bauteile, die extremen Belastungen standhalten müssen, spezialisiert.

Der zweite große österreichische Zulieferer für den Airbus A 380 ist die Firma FACC, Fischer Advanced Composite Components. Etwa ein Prozent des neuen Riesenflugzeugs kommt aus dem oberösterreichischen Werk in Ried im Innkreis. Gefertigt werden in Oberösterreich Teile des Flügels, die aus korrosionsfreien Verbundwerkstoffen bestehen, die ihre aerodynamischen Eigenschaften erst im Flug entfalten.

Weiters werden etwa Computerchips, die den Kabinendruck regeln von einer Wiener Firma geliefert, Feinmechanikteile steuert ein Völkermarkter Spezialbetrieb bei.

Im Waldviertel ist die Firma Testfuchs beheimatet, im Vordergrund stehen Testanwendungen für Kunden im militärischen Bereich aber eben auch in der zivilen Luftfahrt, beschreibt Volker Fuchs, geschäftsführender Gesellschafter des Jahrzehnte alten Familienbetriebs mit nun schon über 200 Mitarbeitern, den Arbeitsschwerpunkt seiner Firma.

Mehr als ein Pferd im Stall

Daneben produziert man bei Testfuchs etwa Treibstoffpumpen für die Rettungshubschrauber des ÖAMTC oder fertigt Ventile für die europäische Weltraumträgerrakete Ariane 5.

Trotz der Wichtigkeit des Airbus A380-Programms setzt man in der österreichischen Luftfahrtzulieferindustrie auch auf andere Hersteller, die Böhler Schmiedetechnik etwa schon auf den neuen Dreamliner, die Boeing 7E7

Die Gegengeschäfte für den Kauf des Eurofighters haben für Volker Fuchs von Testfuchs bestenfalls eine Schuhlöffelfunktion für die Industrie. Es sei gelungen, manche Kontakte leichter herzustellen, aber, so betont auch Heinz Roman Kierner von Böhler, zählen würde letztlich nur die Qualität.

Der Wert der Gegengeschäfte
Aber wie beurteilt ein Wissenschafter das Thema Gegengeschäfte? Sebastian Kummer, Professor am Institut für Transportwirtschaft und Logistik der Wirtschaftsuniversität Wien meint dazu, dass die Entscheidung für den Eurofighter notwendiger Weise eine politische war. Rational bewerten ließe sich die Richtigkeit der Entscheidung, wenn überhaupt, dann erst Jahre später treffen.

Viel entscheidender für den Erfolg der österreichischen Luftfahrt-Zulieferindustrie als die Gegengeschäfte sei das vorhandene Humankapital, die Qualität der Mitarbeiter. Hier macht sich der steirische Autocluster positiv bemerkbar, weil von dort qualifizierte Fachkräfte auch in andere Bereiche, eben die Luftfahrtindustrie überspringen würden.

Ein anderer, sonst in der Industrie oft entscheidender Faktor spielt in der Luftfahrt in Österreich hingegen praktisch überhaupt keine Rolle: die Lage.

Starke Konkurrenz

Konkurrenz für die österreichische Luftfahrtindustrie kommt vor allem aus dem asiatischen Raum, aus Malaysia, China, und Singapur, dem boomenden Wirtschaftsraum der Erde, dort wo auch der neue Airbus am häufigsten eingesetzt werden wird.

Dafür haben die kleinen österreichischen Firmen aber durchaus andere Vorteile im Wettbewerb, gerade weil es sich hierzulande um eine junge Industrie handelt. Wer nicht den Ballast mitschleppt, vom Flugzeughersteller zum Komponentenanbieter geschrumpft zu sein, tritt am Markt ganz anders auf.

Die Entwicklungskosten sind freilich enorm und ebenso das Risiko für die Unternehmen, denn bestellt ein Hersteller nach der Entwicklungsphase nicht, bleiben die Zulieferer auf den Kosten für die Produktentwicklung sitzen. Der Wusch an die Politik: Mehr Förderung für die Hochtechnologie, etwa nach europäischem Muster, sagt FACC Chef Stephan, der das Airbus-Programm als gelungenes Beispiel ansieht, denn dank staatlicher Förderung ist Airbus Marktführer und das werfe auch Geld für den Staat ab.