Leben für die Musik

Neues und Altbewährtes

Junge Talente in Österreich: Der Pianist Christoph Berner tritt erstmals im Konzerthaus auf und die Mezzosopranistin Stephanie Houtzeel, seit vier Jahren am Grazer Opernhaus, widmet sich Bühnenwerken von Händel bis Richard Strauss.

Das heutigen "Klassik-Magazin" widmet sich in zwei Porträt dem Pianisten Christoph Berner und der Mezzosopranistin Stephanie Berner. Beide stehen noch am Beginn ihrer Karriere. - Den Rückblick auf eine erfüllte Karriere als Kirchenmusikdirektor von St. Augustin gibt es für Alois Glaßner; eine Ära ging zu Ende.

Zwischen Händel und Strauss

Eigentlich hat Stephanie Houtzeel Französisch und Politikwissenschaft studiert und ist durch Umwege an die renommierte New Yorker Juillard School gekommen, wo sie sich dann vorgenommen hat, sich ausschließlich mit dem Lied- und Oratorienrepertoire auseinanderzusetzen.

Und es ist dann doch wieder anders gekommen: Der Schwerpunkt ihrer künstlerischen Beschäftigung gilt heute dem Operngenre. Die Mezzosopranistin Stephanie Houtzeel ist seit vier Jahren am Grazer Opernhaus engagiert und widmet sich mit Engagement, Charme und Spiellust den Bühnenwerken von Georg Friedrich Händel bis Richard Strauss.

Als sie die "Theater Graz"-Intendantin Karen Stone vor vier Jahren ans Opernhaus der steirischen Landeshauptstadt geholt hat, war die Mezzosopranistin gerade vier Saisonen lang am Linzer Landestheater engagiert. In Graz warteten Rollen in Opern von Mozart ("La finta gardiniera", "Die Zauberflöte"), Händel ("Semele") und Strauss ("Ariadne auf Naxos") auf die Sängerin, die während ihrer Ausbildung ursprünglich kein Interesse für das Operngenre gezeigt hatte.

Jetzt singt sie am Grazer Opernhaus den "Oktavian“, die Titelrolle in der Straussschen Musik-Komödie um den "Rosenkavalier“, ist in der "Zauberflöte“ und in Lortzings "Wildschütz“ zu erleben. Wenn die Sprache auf das italienische Repertoire kommt, ist ein Hauch von Wehmut in ihrer Stimme spürbar - aber in Antwerpen wird Stephanie Houtzeel jedenfalls in Rossinis "Il barbiere di Siviglia“ auf der Bühne stehen.

Wenn keine Händel-Opern auf dem Spielplan stehen (und das ist meistens der Fall), widmet sich die Sängerin gemeinsam mit ihrem Ehemann Charles W. Brink und dem von ihm gegründeten "Bouts Ensemble“ den Kantaten des deutschen Meisters (mit dem Faible für London). Resultat dieser künstlerischen Arbeit ist eine CD mit italienischen Liebeskantaten und mit Kammermusik von Georg Friedrich Händel.

Das nach dem holländischen Maler Dirk Bouts (Frühbarock) benannte Ensemble wird heuer auch im Rahmen des Musikfestivals "styriarte“ in Graz zu erleben sein; und Stephanie Houtzeel wird die vokalen Soloparts übernehmen.

Christoph Berner - "Hausmusik" am Karrierebeginn

Christoph Berner - zuletzt am Samstag, dem 12. März, im Wiener Konzerthaus gemeinsam mit den "Bergen Philharmonic" unter Andrew Litton aufgetreten - ist hierzulande noch kaum bekannt. Dabei bewegt sich der 1971 in Wien geborene Künstler in seiner Wahlheimat Deutschland bereits zum aufstrebender Stern am Pianistenhimmel.

Berner lebt zurzeit mit seiner Familie in Dresden. Dort hat er das Ensemble "Hausmusik Dresden" gegründet und begleitet auch Sänger der Dresdner Semperoper, wie Werner Güra.
Mit Güra hat er auch sein jüngstes CD-Projekt durchgeführt: romantische Lieder von Clara und Robert Schumann, sowie Brahms. Die CD wurde bei Erscheinen von der Presse bejubelt.

Berner hat sich vor allem der Kammermusik verschrieben und versucht in seinen Interpretationen eigene und neue Wege zu gehen. Er ist experimentierfreudig. Das ist auch das Erfrischende an dieser neuen Lied-CD mit Werner Güra.

Noch einige biographische Details: Berner studierte an der Wiener Musikuniversität bei Imola Joo, Hans Graf und Hans Petermandl. 1995 gewann er den Bösendorferwettbewerb und 2003 beim Geza-Anda- Wettbewerb den Mozart- und Schumannpreis.

Künstlerisch den letzten Schliff holte er sich bei der italienischen Pianistin Maria Tipo. Seine Kammermusikpartner waren bis jetzt u.a.: Heinrich Schiff, Christian Altenburger, Franz Bartolomey, Tamas Varga.Und er spielte bereits mit vielen großen Orchestern unter Dirigenten wie: Neeme Järvi, Michel Plasson, Günther Neuhold oder Dennis Russell Davies.

Generationswechsel in St. Augustin

Seit dem Jahr 1483 wird in St. Augustin, der Hof- und Hochzeitskirche der Habsburger mitten im Herzen Wiens, jeden Sonntag die Messe musikalisch besonders feierlich gestaltet. Zwölf Jahre lang stand Alois Glaßner als Kirchenmusikdirektor von St. Augustin als Garant für eine maßstabsetzende Qualität dieser kirchenmusikalischen Nobeladresse.

Was bedeutet, nicht nur die gesamte bodenständige klassische Messliteratur von Haydn über Mozart und Schubert bis Bruckner im Repertoire zu haben, sondern den Programmbogen von William Byrd bis Maurice Duruflé, von Zoltan Kodaly bis Giacomo Puccini zu spannen.

Und dazu gab es noch den lebendigen Kontakt mit dem zeitgenössischen Schaffen: Wolfram Wagner, Guido Mancusi und Herwig Reiter schufen in den letzten Jahren Messen und Oratorien speziell für die Aufführung in St. Augustin in Wien.

Alois Glaßner, Professor für Chor- und Ensembledirigieren an der Wiener Musikuniversität, blickt am Ende seiner zwölfjährigen Tätigkeit auf eine kaum überschaubare Anzahl von Aufführungen in Gottesdiensten und Konzerten zurück.

Mit dem Chor von St. Augustin, sozusagen dem Kernensemble, musizierten Instrumentalisten der besten Wiener Orchester und Solisten der Staats- und Volksoper. Jährlich hörten weit über 50.000 Besucher die Spitzenwerke der Sakralmusik; eine eigene CD-Serie ist als Dokumentation des erreichten Niveaus entstanden.

Texte: Franz Josef Kerstinger, Stephanie Maderthaner,
Gustav Danzinger

CD-Tipps
Georg Friedrich Händel, "Italienische Liebeskantaten und Kammermusik", Raumklang RK2101

Johannes Brahms, "Schöne Wiege meiner Leiden", Berner, harmonia mundi HMC 901842

Johann Sebastian Bach, "Missa Brevis BWV 233", Houtzeel, ORF CD365

Veranstaltungs-Tipps
Stephanie Houtzeel, Mittwoch 16. März, Sonntag 20. März und Sonntag 17. April 2005, 18:00 Uhr, im Opernhaus Graz

Stephanie Houtzeel, Sonntag 26. Juni 2005, 20:00 Uhr, Minoritensaal Graz

Links
Grazer Oper - Der Rosenkavalier
Styriarte - Zauberei
St. Augustin - Alois Glaßner
Christoph Berner
Wiener Konzerthaus
harmonia mundi
Raumklang