Nu-Bossa und Reggae

8. April 2017, 21:58

Katia B. mit "Segredos"

Sie zählt zu den aufstrebenden stimmlichen Sternen am Nu-Bossa-Himmel und hat vor, künftig in der Musikszene kräftig mitzumischen: Katja B. Für all jene, die etwas für Reggae der anderen Art übrig haben, haben "Die Kingston Ladies" etwas ganz Besonders parat...

Seelenbalsam Katia B.

Sie verschenkt ihr Herz, aber nur dem, der es verdient. Das verkündet sie im Titelsong, der zugleich auch ihrer neuen und bis jetzt zweiten CD den Namen gab: "So deixo meu coracau na mao de quem pode".

Aber ihr Herz gehört längst der Musik. Genauer gesagt, der ganz neuen Bossa. Bossa Nova ist nämlich out. Ganz alt. Großväter-Stil. Bossa Nova umgab Katia B., seit sie auf der Welt ist: ihre Mutter war selbst Bossa Sängerin.

Was Katia B. macht, nennt sich Nu-Bossa und ist ein eleganter Mix aus allem Möglichen - Dub und Latin, Lounge und ja, auch Jazz.

Vom Tropicalismo über die wilden Achtziger und ihrer avantgardistischen Experimentierphase kam Katja schließlich zu ihrem ganz persönlichen Nu-Bossa, den sie zusammen mit leider früh verstorbenen Ausnahmeproduzenten und Studiozauberer Suba entwickelt hat. Ihre intensive, samtige Stimme lässt alle Studiotricks und alles Nu-Beiwerk so authentisch erscheinen wie eine schlichte Gitarre, denn sie trägt die Magie der Bossa, die auch "Alt-Bossa-Fan" immer wieder verzaubert, in sich.

Die Kingston Ladies

Selbst wenn man von ihnen allen genug hat, den Marley-Imitaten, den Halleluja-Jaulern, den Frust-Rappern, dem stampf-steady-stumpfsinnigen Rhythmus und (vor allem) der unpräzisen weil bekifften Bläsersection, selbst wenn man sich geschworen hat, nie wieder - ich wiederhole - nie wieder ein Ohr für irgendwas Reggae-mäßiges aufzuklappen, selbst dann sollte man seinen Grundsätzen einen Stoß geben und den drei Mädels zuhören. "Ladies’ Turn / die Damen sind dran" ist nicht nur der Titel ihrer CD, sondern auch das geheime Motto.

Kontrapunkt zum Frauentag

Kaurismäki-Fans kennen ihn: Markku Peltola war der traurig blickende Gedächtnislose im Film "Der Mann ohne Vergangenheit". Fans finnischer Popmusik kennen ihn auch schon. Immerhin ist seine CD "Buster Keatoni Ratsulilla" was das Veröffentlichungsdatum betrifft, nicht mehr ganz taufrisch. Die Musik schon. Sie wirkt, als würden ein paar Individualisten nach der Sauna ein bisserl Musik machen, anstatt zu ruhen. Als hätte einer von ihnen einen, fast alle bekannten Titel eines Traditionals genannt, dem sich nun alle mit Buster Keatonschem Charme nähern - Sie erinnern sich: B.K. war der Mann, der niemals lachte!

"Fanfare Ciocarlia" touren durch Österreich. Mit ihrer Musik hätten sie dem alten Dracul Beine machen können, die "Speed Demons of Gypsy Brass". Sollten Sie an einer blutsaugenden Winterdepression leiden, dann nichts wie Karten sichern für einen ihrer Auftritte. Von heute bis zum elften März profitieren Wiener, Linzer, Dornbirner und Grazer von den "Ancient Secrets“ der rumänischen Musikmagier.