Besondere Affinität zum Musiktheater

Rainer Sellmaier, Bühnenbild

Schon als Kind hat er sich für dieses Genre interessiert: Rainer Sellmaier, Jahrgang 1977, Student für Bühnengestaltung am Salzburger "Mozarteum". Im April wird O'Caseys "Ende vom Anfang" in der Ausstattung des Jungtalents am Salzburger Landestheater zu sehen sein.

"Ich habe mich lange für Bühnebild interessiert bevor ich überhaupt wusste, dass es diesen Beruf gibt. Schon als Kind habe ich z.B. Fenster in Schuhschachteln geschnitten, oder eine Bühne für ein Kasperltheater geschaffen. Am Spielen hatte ich dann kein Interesse mehr. Dann habe ich mit dem nächsten Projekt begonnen. Dieses Interesse für Räume hat bis heute angehalten", schildert Rainer Sellmaier, gebürtiger Bayer, Jahrgang 1977, Student für Bühnengestaltung bei Herbert Kapplmüller am Salzburger Mozarteum, der in etwa eineinhalb Jahren sein Studium mit dem Magister artis abschließen wird.

Zuerst studierte Sellmaier noch Kunstgeschichte an der Münchner Universität, ehe er sich für das Kunststudium entschied: "Mit Kunstgeschichte habe ich deshalb begonnen, weil ich dachte, wenn ich Bühnenbild studiere, muss ich perfekt sein. In diesem Beruf muss man ja alles können - man ist Gewandmacher, Schlosser, Schreiner, Dramaturg und Musikwissenschaftler." Salzburg war nicht zuletzt durch die Nähe zu Erding und als Festspielstadt interessant. "Der Unterricht in Salzburg hat den Ruf, sehr 'verschult' zu sein. Aber ich finde das gut, denn man braucht profundes Basis-Wissen - handwerklich, stilistisch und kunsthistorisch. Und Kapplmüller lässt vieles zu. Und zieht nicht Klone von sich selbst, was bei manchen anderen der Fall ist. Bisher habe ich es nicht bereut, in Salzburg zu studieren", so der Nachwuchs-Bühnenbildner, der sich bereits im achten Semester befindet.

Networking für Projekte

Wichtig ist bei diesem künstlerischen Beruf natürlich die Praxis - "und da wurde mir vom 'Mozarteum' nie ein Stein in den Weg gelegt", so Sellmaier. Und ebenso wichtig sind Kontakte, die zu konkreten Projekten führen:

"Ich habe jetzt bereits zum vierten Mal mit einer jungen Regisseurin zusammengearbeitet, wie z. B. im Vorjahr bei einem 'Don Giovanni' mit dem Münchner Jugendorchester. Wir kannten uns von einer 'Cosi fan tutte'-Regie, bei der ich Bühnebild-Assistenz machte. Und so blieb der Kontakt." Ebenso war es mit Jung-Regisseur Tobias Kratzer, den der Nachwuchs-Bühnenbildner beim Studium in München kennen lernte.

Praxis von Wien bis Dresden

Derzeit macht Sellmaier wieder Bühnenbild-Assistenz bei Frank Philipp Schlößmann für Johann Adolf Hasses Oper "Cleofide", die am 26. März an der Dresdner Semperoper Premiere hat. Schlößmann hatte ihn bereits für "Wozzeck" als Assistenten nach Dresden geholt. "Er suchte jemanden, mit dem er gut zusammenarbeiten kann. Ich war dann in seinem Atelier in Berlin und es hat gut funktioniert."

Davor war Sellmaier Assistent bei der "Volksopern"-Produktion von Franz Schrekers "Irrelohe" in der Regie von Oliver Tambosi, die im vergangenen Oktober in Wien Premiere hatte und in der übernächsten Saison wieder gezeigt wird, bei der ebenfalls Frank Philipp Schlößmann für Bühnenbild und Kostüme verantwortlich zeichnete.

Werkstatt-Einblicke

"Zuerst war ich mehrere Wochen im Atelier von Schlößmann und habe dort mit ihm Modell gebaut. Dann kamen noch der Regisseur bzw. der Dramaturg dazu. Nach den diversen Besprechungen wird das Modell dann fertig gebaut, die Pläne fertig gezeichnet. Etwa ein halbes Jahr vor der Premiere kommen die Pläne und das Modell an das jeweilige Opernhaus. Man sieht dann, was konkret möglich ist und danach werden die Pläne überarbeitet und die Kulissen in den Werkstätten gefertigt. Zu 90 Prozent ist es schon technische Arbeit, die ich dabei leiste. Ich bin also keine Muse für den jeweiligen Bühnenbildner. Aber natürlich kann es sein, dass ein Vorschlag von mir gefällt und umgesetzt wird", beschreibt Sellmaier die konkreten Arbeitsabläufe.

Bei der Oper beginnen etwa sechs Wochen vor der Premiere die szenischen Proben. "Meine Arbeit ist es dann, konkrete Antworten geben zu können. Wenn also der Regisseur z.B. wissen will, ob eine Türe nach innen oder außen aufgeht, ob ein Fenster hoch genug ist usw. Ich bin dann sozusagen der Anwalt des Regisseurs und des Bühnenbildners, um Sachen zu ermöglichen. Irgendwie ist man Mädchen für alles, ohne jemandem die Kompetenzen wegzunehmen", schildert Sellmaier.

Finalist beim "Europäischen Opernregie-Preis"

Ein sichtbarer Beweis für das Talent Sellmaiers war u.a. die Nominierung als Finalist beim "2. Europäischen Opernregie-Preis" vor zwei Jahren. Die deutsche "Camerata Nuova", die 2001 ins Leben gerufen wurde, fördert junge Regisseurinnen und Regisseure sowie Regieteams und ermöglicht es, dass sie ihr Talent an einem großen Opernhaus zeigen können.

"Es ging damals um ein Inszenierungskonzept für Heinrich Marschners romantische Oper 'Hans Heiling'. Tobias Kratzer und ich traten damals als Team auf. Ich habe den Raum für dieses Werk entwickelt und dann konkret als Modell gebaut. Schließlich haben wir unsere Arbeit in etwa 40 bis 50 Fotos dokumentiert, die verschiedene Szenen der Oper in unserer Umsetzung zeigen", erzählt Sellmaier. Und im Rahmen des "ring.award.05", des internationalen Wettbewerbs für Regie und Bühnenbild in Graz, wurden Sellmaier und Tobias Kratzer (Regie) für ihre Konzeption von Mozarts "Le Nozze di Figaro" mit einem Förderpreis ausgezeichnet. Im Vormonat waren das Modell, Figurinen und Schaubilder ihres Projekts in Graz zu sehen.

Große Affinität zu Musiktheater

"Am Anfang nimmt man natürlich, was einem angeboten wird. Wenn sich Regie-Ehen ergeben, dann umso besser. Wenn ich könnte, würde ich mich aber für Musiktheater entscheiden", stellt der Nachwuchskünstler, dessen Ausbildung auch Film- und Ausstellungsarchitektur umfasst, fest.

"Schauspiel und Oper - das bedeutet zwei verschiedene Arbeitsweisen. Beim Schauspiel muss man kurzfristiger reagieren. Bei der Oper wird ja eher mit Emotionen gearbeitet - und da sind die künstlerischen Möglichkeiten natürlich viel größer."