Ideen weiter entwickeln und Strukturen verändern
David Weissenböck, Designer
Er hat Maschinenbau studiert und auch abgeschlossen: David Weissenböck, Jahrgang 1978, der Kunstpädagogik und textiles Gestalten an der Angewandten in Wien studiert. Was ihm einst bei der trockenen technischen Materie abging, bietet ihm nun das Kunststudium.
27. April 2017, 15:40
"Ich habe zuerst eine rein technische Ausbildung in einer Maschinenbaufachschule und einer Maschinenbau-HTL zum Ingenieur gemacht. Diese trockene Art des Berechnens, Zeichnens und Konstruierens hat mich letztlich aber nicht befriedigt und ich dachte: Wenn ich schon etwas konstruiere, dann will ich auch bestimmen, wie es aussieht. Also auch die Ästhetik hineinbringen. Und ich stieß dann auf die Möglichkeit eines Design-Studiums in St. Pölten, wo ich James Skone kennen lernte. Als ich danach ein Praktikum bei der Firma Valentinitsch begann, wurde mir klar, dass ich noch größeres Wissen im Bereich Design und in der Kunst erwerben möchte", erzählt David Weissenböck, gebürtiger St. Pöltner, Jahrgang 1978, der seit 2003 Student für Design, Architektur und Environment für Kunstpädagogik bei James Skone sowie "Textil - freie, angewandte und experimentelle künstlerische Gestaltung" bei Barbara Putz-Plecko an der Angewandten in Wien belegt hat.
Seinen Degree der "Kingston University", die in St. Pölten einen ausgelagerten Lehrgang für Design etabliert hat, hat der fertige Ingenieur bereits vor zwei Jahren erhalten. "Damals wurde mir ein völlig neuer Weg eröffnet, wie man Produkte entwirft. Es ist ein widersprüchlicher Ansatz zu dem Denken, das in Österreich vorherrscht. Hier geht es um das Erlernen eines Lösungsschemas", stellt der 27-jährige Designer mit künstlerischen Ambitionen fest.
Beide Seiten ausleben
Im Zentrum der Ausbildung der Abteilung "Design, Architektur und Environment für Kunstpädagogik" (DAE) steht die "Heranbildung von VermittlerInnen innovativer Gestaltungsprozesse, deren Aufgabe es ist, nicht nur in allen Bildungsbereichen, sondern auch in Wirtschaft, Industrie und im Sozialbereich die schöpferischen Fähigkeiten im Menschen zu sensibilisieren und zu fördern."
"Ich bin jetzt sehr zufrieden, denn einerseits kann ich an der Angewandten meine Designer-Ambitionen perfektionieren und andererseits im Bereich Textiles Gestalten meinen künstlerischen Zugang ausleben", resümiert Weissenböck, der im dritten Semester des Lehramtsstudiums ist, das er als Existenzabsicherung sieht, und voraussichtlich 2007 abschließen wird.
Die Technik - eine gute Basis
Heute ist der junge Nachwuchs-Künstler froh, dass er eine technische Ausbildung hat: "Wenn es um technische Grundlagen oder um Allgemeinwissen in diesem Bereich geht, habe ich eine Super-Basis. Denn wenn man Design oder Kunst macht, will man ja auch etwas realisieren. Da habe ich natürlich einen Vorsprung und kann mich mehr auf den Inhalt konzentrieren. Es ist ja spannend, zwei Disziplinen wie Technik und Kunst zu verbinden."
Projekt "NÖ Wasserpreis"
Anerkennung fand David Weissenböck, der im Rahmen seines Design-Studiums bereits mit mehreren Arbeiten bei Bewerben beteiligt war, beim "NÖ Wasserpreis 2003": Mit seinem Entwurf für ein Wasser-Garnitur, die durch ihre außergewöhnliche Form Symbol für die Einzigartigkeit des Trinkwassers sein sollte, erhielt er eine Nominierung.
"Ich kam bei diesem Projekt zu dem Schluss, dass es in Niederösterreich sehr viele Gesteinssorten gibt. Das Wasser wird ja durch den Boden gereinigt und gefiltert, aber es nimmt auch Mineralstoffe aus dem Boden auf. Und erhält so letztlich seinen Geschmack. Diesen Vorgang wollte ich sichtbar machen und kam auf die Idee, in den Boden des Glases einen Kieselstein zu setzen - als Metapher dafür, dass dieses Wasser seinen Geschmack und seine Reinheit aus diesem Boden hat", erläutert der Jung-Designer sein Konzept.
Lebendiges Film-Gewebe
Im Rahmen seines Textil-Studiums realisierte Weissenböck im Vorjahr die Videosequenz "Digital weaving structure", die im Rahmen einer Ausstellung in Krakau zu sehen war. "Das Grundthema des Projekts war, Papier auf den Körper zu bringen. Ich bin davon ausgegangen, dass Zelluloid auch eine Art von Papier ist, da es Zellulose enthält. Dann wurde ein bewegtes Bild auf nackte Haut projiziert und in Rotation versetzt. So entstand ein Gewebe, basierend auf einer mathematischen Gesetzmäßigkeit, das zu leben begann."
Und ebenfalls im Vorjahr hat Weissenböck für "shiny blink", eine neugegründete österreichische Internet-Plattform für junge Künstler und Designer, Entwürfe für Duschvorhänge gefertigt.
"Design your life!"
"Wie man erlernen kann, ein Produkt zu gestalten, so kann man auch lernen, eine kritische gesellschaftliche Frage oder soziale Probleme zu erfassen, zu verknüpfen und zu lösen. Es ist eine Grundformel, mit der man eigentlich fast alles erreichen kann", definiert David Weissenböck seine (Lebens)Philosophie. "Es gibt ja auch den Bereich der Kunst-Vermittlung - z.B. die Tätigkeit als Kurator oder Ausstellungen zu planen, zu designen - das Feld ist so groß. Um eine endgültige Entscheidung zu treffen, will ich noch mehr sehen" so David Weissenböck zu seiner beruflichen Zukunft.
Zukunftswünsche hat der junge Künstler, der sich kritischem Denken verpflichtet fühlt, aber durchaus: "Ich wünsche mir speziell im Design- und Kunstbereich, dass sich eine Basis bildet, die Ideen weiterentwickelt, in die Öffentlichkeit geht und diese strengen Strukturen in Österreich rissig macht."
Kontakt
David Weissenböck
Links
Universität für angewandte Kunst Wien
Muhrpot.at - Duschvorhang-Designs
Portfolio David Weissenböck
Projekt: Schilderwald
Snap-Case