Auf in die Unterwelt!

Vom Suchen und Finden der Liebe

Helmut Dietl auf neuen Wegen: "Vom Suchen und Finden der Liebe" heißt der neue Film des Erfinders so vergnüglicher Satiren wie "Kir Royal", "Schtonk" und "Rossini". Diesmal begibt sich Dietl in die antike Unterwelt.

Wo einst bissige Seitenhiebe auf Schickeria und Massenmedien dominierten, regiert jetzt die ganz große Liebe: Der Komponist Mimi Nachtigall (Moritz Bleibtreu) verliebt sich in die Sängerin Venus Morgenstern (Alexandra Maria Lara), trennt sich von ihr, kann es nicht verwinden und begeht Selbstmord. Was bei anderen Erzählern für eine mehrteilige Serie reichen würde, ist für Dietl und Drehbuchautor Patrick Süskind nur die Ouvertüre: Die Sängerin folgt - Orpheus andersrum - dem toten Geliebten in den Hades, wo ein goldumwandeter Hermaphrodit (Heino Ferch) sein erotisches Zwitterwesen treibt.

Parodie und Pathos

Irgendwo zwischen Parodie und Pathos möchte Dietl diesen seinen bisher ehrgeizigsten Film angesiedelt sehen. Die Szenen in der Unterwelt sind mit dem tricktechnischen Aufwand einer mittleren Hollywood-Produktion bebildert, doch ansonsten regiert der absichtsvoll in Szene gesetzte Unernst. Schon die Namen der Hauptfiguren sind bewusst irreal erfunden, und der unsterblichen Liebe der beiden verleiht ein Neben-Paar, dessen erotische Glut unter dem Druck des Terminkalenders erloschen ist, satirische Distanz.

Pro und kontra

Ob das kühne Konzept aufgeht, steht freilich auf einem anderen Blatt. Die Mehrheit der Kritiker, sonst Dietl sehr gewogen, reagierte diesmal merklich verhalten. Am beredtesten brachte der deutsche Spiegel den Zwiespalt auf den Punkt: Er druckte, durchaus keine Alltagspraxis, zwei einander krass widersprechende Kritiken ab: Die eine feierte den Film als "Große Oper", die andere tat ihn als "Schmierentragikomödie" ab. Dietl selbst hat sich mittlerweile vertrauterem Terrain zugewandt: Sein nächster Film soll die Schickeria-Szene von Berlin karikieren. Willkommen in der Oberwelt!

Vom Suchen und Finden der Liebe
Deutschland, 2004
Mit: Moritz Bleibtreu, Anke Engelke, Heino Ferch, Alexandra Maria Lara, Harald Schmidt
Drehbuch: Patrick Süskind
Regie: Helmut Dietl