Risikomanagement-Methoden aus der Luftfahrt

Fehler im Krankenhaus

Fehler passieren überall dort, wo Menschen arbeiten. Im Spital können sie jedoch fatale Folgen haben. Lang erprobte Risikomanagement-Methoden z.B. aus der Luftfahrt sollen nun auch für Krankenhausstrukturen adaptiert werden.

Meldungen wie "Frau bei vollem Bewusstsein operiert", oder "Mann wurde falscher Hoden entfernt" sind von den Medien gern aufgegriffene Beispiele für Fehler, die in Österreichs Krankenhäusern passieren. Diese wirklich schwerwiegenden Kunstfehler sind aber nur die Spitze des Eisberges.

Fatale Fehler im Krankenhaus, so sind sich Experten einig, sind die Folge eines komplexen Systemversagens. Am Anfang einer Fehlerkette, die sich gerade in der Medizin katastrophal auswirken kann, stehen oft ganz alltägliche, menschliche Fehlleistungen.

Blick in die Zukunft

Bislang haben die meisten Krankenanstalten durchaus gängige Modelle des Risikomanagements nicht angewendet. Dies soll sich in Zukunft ändern. Am Donnerstag, dem 13. Jänner diskutierten im Rahmen der Veranstaltung "Fehler im Krankenhaus" der Wiener Ärztekammer Experten über mögliche Methoden, die ein risikominimiertes Vorgehen in Spitälern ermöglichen können.

Diese Modelle, die großteils aus der Luftfahrt stammen, sollen aber nicht nur Spitalsbediensteten helfen, schneller und effizienter zu arbeiten, sondern auch den Patienten mehr Sicherheit bringen.

Einheitliche und individuelle Strukturen

Willkommen ist jedes Instrument, das dazu beiträgt, mehr Sicherheit zu schaffen - da sind sich Experten einig.

Etwas diffiziler sieht es jedoch bei der Umsetzung in die Praxis aus. Denn wenn man z.B. chirurgische, gynäkologische oder onkologische Stationen vergleicht, wird es klar, dass jede Abteilung andere Abläufe und Bedürfnisse hat. Wird es möglich sein, auf all diese unterschiedlichen Facetten beim Risikomanagement Rücksicht zu nehmen?

Der persönliche Aspekt

Jeder Mitarbeiter ist am Gelingen einer gut funktionierenden Station beteiligt. Jede Person wiederum ist aber auch individuellen Leistungsgrenzen unterworfen. Außerdem hängen Quantität und Qualität einer Arbeit von vielen äußeren Faktoren wie z.B. Stress oder dem Arbeitsumfeld ab.

Es hat sich gezeigt, dass neben technischen Problemen, fehlendes Teamwork und die derzeit gängige Fehlerkultur nicht dazu beitragen, die Sicherheit zu erhöhen. In der Regel wird nämlich, nach bekannt werden eines Fehlers, ein "Sündenbock" gesucht, der dann als allein Schuldiger gilt.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass aus Angst vor Sanktionen oder Reputationsverlust somit jede, auch kleine Fehlleistung geheim gehalten wird. Latente Fehlerquellen bleiben unentdeckt, das Risiko neuer, fataler Fehler steigt.

Aus Fehlern lernen

Seit den 1990er Jahren beschäftigen sich wissenschaftliche Studien mit den Kosten medizinischer Fehler, die eigentlich verhindert hätten werden können. In diesem Zusammenhang gilt das Risikomanagement als Mittel der Wahl um diese Sicherheitsmängel zu verbessern.

In anderen Industriezweigen wie z.B. bei der Kernkraft, in der Petrochemie oder der Raum- und Luftfahrt wird seit Jahrzehnten erfolgreich Risikomanagement betrieben. Dabei haben Faktoren wie

  • Fehlerepidemiologie
  • menschliche Faktoren und Leistungsgrenzen,
  • Kultur und
  • Teamarbeit
einen hohen Stellenwert bei Optimierung der Sicherheit.

Die Rolle des Patienten

An sich - so Vertreter der Patientenanwaltschaft - sollte sich ein Spitalspatient darauf verlassen können, die bestmöglichste Behandlung zu erhalten. Denn Personen im Krankenhaus befinden sich in einer Ausnahmesituation. Die Installierung eines geeigneten Risikomanagements ist somit eine zu unterstützende Maßnahme. Denn letztendlich kommt sie jedem potenziellen Patienten zu Gute.

Diskutieren Sie mit

Wenn Sie Fragen zu diesem Thema haben, oder von ihren eigenen Erfahrungen im Spitla berichten möchten, dann rufen Sie während der Sendung unter der Telefonnummer 0800 22 6979 an, oder posten Sie hier.

  • Wie können Ihrer Meinung nach Fehler im Spital vermieden werden?
  • Welche Erfahrungen haben Sie im Krankenhaus gemacht?
  • Können Fehler im Krankenhaus generell vermieden, oder nur das Fehlerrisiko minimiert werden?
Offen gebliebene Fragen werden nach der Sendung von unserem Sendungsgast Dr. Alexander Ortel in unserem Online-Forum beantwortet.

Mehr über Fehler im Krankenhaus in der Online-Infomappe

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