Mehr als nur ein Kuss

Just a Kiss

Im Mittelpunkt des Films steht die schwierige Liebesgeschichte zwischen einer Katholikin aus Glasgow und dem Sohn pakistanischer Einwanderer. Dabei verbindet der britische Altmeister Ken Loach ein Melodram mit gewohnt treffender Sozial- und Gesellschaftskritik.

Die Liebe zwischen Roisin und Casim steht von Anfang an unter schwierigen Vorzeichen.

Es ist die Ausgewogenheit des Blicks, die Ken Loachs neuen Film "Just a Kiss" so beachtenswert macht. Denn im Zwist zwischen zwei Kulturen und Religionen - der moslemischen und der christlichen - ist man mit Fundamentalismen auf beiden Seiten nicht zimperlich. Und so steht die Liebesbeziehung des jungen Moslems Casim in Glasgow, Sohn pakistanischer Einwanderer, und der irisch-katholischen Musiklehrerin Roisin von Anfang an unter gehörigem Druck. Casims Familie ist strikt gegen diese Verbindung. Und die Heirat des Sohnes mit einer Moslemin ohnehin bereits ausgemachte Sache.

Vielschichtige Konflikte

Ken Loach verbindet mehrere Konfliktachsen, denn die Probleme zwischen den Kulturen sind zugleich auch jene zwischen den Generationen, vor allem zwischen einer Generation von Zuwanderern und ihren Nachkommen, der so genannten zweiten Generation, die im Zwiespalt zwischen strenger Tradition und liberalen westlichen Grundsätzen aufwächst.

Keine einseitigen Schuldzuweisungen

Der mittlerweile 68-jährige britische Regisseur vermeidet jedenfalls einseitige und vereinfachende Schuldzuweisungen und ist bestrebt, allen Positionen gerecht zu werden. Er versucht beispielsweise, die Mentalität und Motive der moslemischen Eltern - vordergründige Hardliner - aus deren Lebenszusammenhang und Biografie verständlich zu machen. Genauso wie er auf jene streng-katholischen Kirchenmänner nicht vergisst, die kein Verständnis für eine außereheliche - und noch dazu - multikulturelle Beziehung haben. Roisin wird schließlich an eine andere, konfessionslose Schule versetzt.

Durchaus heiter

Ungewöhnlich für Loach ist - trotz der ernsthaften Grundthematik - ein durchaus optimistischer und heiterer Erzählton, der - oft unfreiwillig - die komischen Seiten dieses vielschichtigen Kulturkampfs zulässt, aber auch die unbeschwerten Momente einer großen Liebe vermittelt. Manchmal, so meinte denn auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung, würden die Filme des Sozialkundelehrers Loach eben auch Spaß machen.

Just a Kiss
GB, 2004
Mit: Shamshad Akhtar, Ghizala Avan, Eva Birthistle, Atta Yaqub
Drehbuch Paul Laverty
Regie Ken Loach