Vielfältiges Bild früherer Verhältnisse

Nestroys sämtliche Briefe

Mehr als 25 Jahre hat ein Herausgeberteam an der historisch-kritischen Nestroy-Ausgabe gearbeitet. Band 41 mit sämtlichen Briefen erscheint am 5. Februar. Einen Vorgeschmack gibt es exklusiv für Newsletter-AbonnentInnen noch bis nächsten Donnerstag.

Hunderte Handschriften des - wie er sich selbst in einem seiner Briefe nannte - " Sängers, Schauspielers, Komickers, Dichters, und Arrestanten, und der Himmel weiß, was noch Alles" wurden im Zuge der Editionsarbeiten entziffert. Die internationalen Recherchen in Bibliotheken und Archiven haben wichtiges Material an den Tag gebracht, das bisher noch in keiner Nestroy-Ausgabe enthalten war.

Unbekanntes Material

Bei der Suche nach möglichst authentischen Textfassungen der Stücke stieß man auf Textvarianten und Fassungen, die bisher unbekannt waren und in Band 41 der historisch-kritischen Ausgabe zum ersten Mal publiziert werden. Der umfangreiche wissenschaftliche Apparat gibt zu den Fragen der Überlieferung, Textgrundlage, Entstehung und Vorlage der Stücke erschöpfend Auskunft. Neben Vorarbeiten, Varianten und Lesarten wird auch die Rezeptionsgeschichte dokumentiert. Ausführliche Erläuterungen erleichtern das Verständnis des Textes.

Bei den Briefen, die oe1.ORF.at im Rahmen der Kooperation mit dem Zsolnay-Verlag publiziert, sind diese Anmerkungen selbstverständlich mit dabei. Auch die Musik zu den Couplets wird nach den Originalpartituren oder zeitgenössischen Drucken wiedergegeben.

Des is klassisch

In seinem 2001 bei Zsolnay erschienenen Buch "Nestroy. Die Launen des Glückes" schriebt der österreichische Germanist Wendelin Schmidt-Dengler über die Nestroy-Gesamtausgabe:

"Die Ausgabe kann vielleicht als die eindrucksvollste und wichtigste philologische Leistung im 20. Jahrhundert gelten, die von Österreich ihren Ausgang nahm. Sie wurde von Gelehrten in Australien, Deutschland, Großbritannien und Österreich besorgt, kann nun als so gut wie vollendet gelten - eine Ehre, die kaum ein österreichischer Autor in diesem Ausmaß erfuhr, denn selbst der historisch-kritischen Ausgabe Grillparzers fehlt bis auf den heutigen Tag das so notwendige Gesamtregister.

Die Ausgabe berücksichtigt alle verfügbaren Überlieferungsträger, sie geht auf die Originalorthographie zurück, enthält die wesentlichen Informationen zur Wirkungs- und Entstehungsgeschichte und einen umfänglichen Sachkommentar, geht den sprachlichen Eigenheiten nach, verzeichnet die wichtigste Literatur zu jedem einzelnen Stück und bleibt trotz dieser erdrückenden Materialfülle übersichtlich und handlich.

Dankbar registriert man, dass die von Nestroy verwendeten Quellen in den meisten Fällen auch im vollen Wortlaut wiedergegeben werden, so dass der Leser sich der Differenz von Vorlage und Endprodukt ohne großen Aufwand vergewissern kann.

Diese Ausgabe bedeutet nicht nur einen qualitativen Sprung für die Nestroy-Forschung, sondern erhebt, nicht zuletzt durch den philologischen Aufwand, Nestroy in den Rang eines Klassikers."

Tipp
Als Bezieher des Ö1 Newsletter, der jeden Donnerstag Nachmittag verschickt wird, erhalten Sie noch bis 10. Februar die Gelegenheit, ausgewählte Briefe dieses österreichischen Klassikers vorab zu lesen. Darüber hinaus informieren wir Sie im Newsletter, wie gewohnt, über Höhepunkten des Ö1 Programms, zu Veranstaltungen, Büchern und CDs.

Mehr zum Ö1 Newsletter in oe1.ORF.at

Buch-Tipp
Johann Nestroy, Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe, Herausgegeben von Jürgen Hein, Johann Hüttner, Walter Obermaier und W. Edgar Yates, Band 41, Sämtliche Briefe, Herausgegeben von Walter Obermaier, Deuticke 2005, ISBN: 3216307425

Download-Tipp
Nikolaus Ofczarek und Cornelius Obonya, die ab 6. Februar in Nestroys "Zu ebener Erde und im ersten Stock" am Wiener Burgtheater zu sehen sind, waren am 31. Jänner in Treffpunkt Kultur zu Gast. Das Gespräch mit Arwid Holtenau können Sie als Ö1 Clubmitglied hier downloaden.