Moondog in Deutschland

Der Wikinger von New York

Er war eine Kultfigur in Manhattan. 30 Jahre lang stand er gegenüber vom New York Hilton und wurde Touristen aus Stadtführungsbussen gezeigt: Moondog, der blinde Dichtermusiker mit dem langen weißen Bart, dem riesigen Speer und dem Widderhelm.

Bird's Lament - Moondog gedenkt Charlie Parker

Vielleicht kennen Sie seine berühmteste Melodie: "Bird's Lament" lief lange als Titelmelodie der Filmvorschau "Trailer"; eine Chaconne, geschrieben, um den Tod Charlie Parkers zu betrauern, und vielleicht auch das mit ihm gestorbene gemeinsame Studioprojekt "Yardbird meets Moondog".

Nicht nur Charlie Parker schätzte den exzentrischen Bach-Verehrer und dessen Kompositionen. Charles Mingus konzertierte mit ihm, Janis Joplin nahm ein Madrigal von ihm auf: "All is loneliness" (obwohl er mit dem Ergebnis nicht sehr zufrieden war: "Sie hat's kaputt gemacht" war sein Kommentar). Phil Glass lud ihn ein, eine Zeit lang bei ihm zu wohnen. Und Igor Strawinsky unterstützte ihn, als er einen Radio-DJ verklagte, weil dieser eine Veranstaltungsserie mit dem Namen "Moondog" schmückte, vor Gericht mit den Worten: "Nur, damit wir uns richtig verstehen: Er ist ein seriöser Musiker!"

Und dann war er von einem auf den anderen Tag verschwunden. Es hat ihn ins Land Bachs gezogen. Bachs Heimat wäre sein spirituelles Zuhause, erklärt er einer jungen Deutschen, die ihn zu ihrer Familie einlädt. Und dann kommt Weihnachten 1974. Der kleine Bruder der jungen Frau besteht darauf, den blinden Musiker mit dem langen Bart zum Weihnachtsfest einzuladen. Moondog kam - und blieb, 25 Jahre lang, bis zu seinem Tod 1999.

Neue Impulse aus Norwegen

20 Jahre Casablanca sind genug, meinte der junge marokkanische Musiker Michy Mano, packte seine Sentir, einen dreisaitigen Bass, und zog nach Norwegen. Zwei Jahre bringt er sich als Straßenmusiker durch, jobbt als DJ und etabliert sich schließlich in der Clubszene. Eine Art Heimweh kommentiert er musikalisch: "The cool side of the pillow", ein feiner World-Jazz-Dance-Mix. Sehr geeignet für seelische Wellness.

Wie der Vater so der Sohn

Fela Kuti war ein rotes Tuch für das Establishment. Er nahm den abgekürzten Namen eines Global Players in einer seiner üblichen 20-Minuten-Nummern als "International Thief Thief" auf. Seine Aufmüpfigkeit blieb nicht folgenlos: Man schikanierte Fela Anikulapo Kuti, Schöpfer des Afro-Beat und als "Black President" höchst unangenehmer Verbreiter von Wahrheiten, und seine MusikerInnen, wo und wann immer es möglich war.

Femi steht dem Alten in nichts nach. Ihm mit einer CD einen "Shrine" zu errichten, der im Shrine-Club in Lagos, Nigeria, aufgenommen wurde, ist vielleicht ein Marketing-Gag, aber dennoch eine tiefe Verbeugung vor einem der ganz Großen.

CD-Tipps
Moondog, "The German Years 1977 -1999", 2 CDs, Roofmusic RD 2433221
CD 1 bietet einen Querschnitt durch sein Werk, CD 2 bringt den Live-Mitschnitt seines letzten Konzerts.

Michy Mano, "The cool side of the pillow", Enja 9157-2

Femi Kuti, "African Shrine", Tropical Music 68.843

Links
Moondog's Corner
Biografie Michy Mano
Biografie Femi Kuti