Josef Haders neues Solo "total unpolitisch"?

"Hader muss weg"

"In dem Programm kommen u. a. eine heruntergekommene Tankstelle, ein grindiges Lokal, ein Kuvert mit 10.000 Euro, eine Schusswaffe und ca. sieben verpfuschte Leben vor. Nicht vorkommen werden Prominente und Bundeskanzler. Es wird also wieder total unpolitisch".

Ausschnitt aus "Hader muss weg"

"Hader muss weg". Das ist für den Kabarettisten diesmal Auftrag und Programm zugleich. Nach elf Jahren kehrt Josef Hader zurück auf die Kleinkunstbühne, um sich selber aus dem Weg zu räumen.

Unfreiwillig "privat"

Ziel des neuen Programms von Josef Hader ist es, endlich den wirklichen Theaterfiguren das Terrain zu überlassen. Diesen Plan verbirgt der Kabarettist allerdings zu Beginn des Abends genial vor seinem Publikum. Zur Ablenkung kreiert er eine Situation, vor der wohl jedem Bühnenmenschen grauen mag: Nach dem Soundcheck zurück in der Garderobe, denkt niemand daran, das Mikrofon auszuschalten, und aus dem "Off" wird der Kabarettist für das wartende Publikum im Zuschauerraum plötzlich ganz unfreiwillig "privat“.

Kabarettisten sind wie Delphine

Sich unbelauscht wähnend, erklärt der Kabarettist seinem Techniker die Welt und attackiert in Thomas Bernhard'scher Manier alles und jeden: "Wie beurteilen sie die österreichische Kabarettszene“ äfft er eine unlängst gestellte Journalistenfrage nach. "Werden Fleischhauer auch gefragt, wie sie die österreichische Fleischhauerszene einschätzen und: Warum können sich Frauen in dieser männlich dominierten Fleischhauerszene nicht durchsetzen?" Aus der Garderobe postuliert Josef Hader:

"Kabarettisten sind wie Delphine. Sie gleiten durch das versiffte Meer und schnattern sinnlos herum ... Warum ist das Darmkrebsrisiko in Afrika so gering? ... Wie sieht der ostösterreichische Sondermüll aus? Gefühlsarm, patschert aber berechnend, willkommen in Stockerau ...“

Der scheinbar politisch unkorrekte Ausbruch des Kabarettisten endet mit der jähen Erkenntnis, dass sein Publikum mitgehört hat. Und damit ist man mitten im Stück.

Mischung aus Sommernachtstraum und Pulp Fiction

Josef Hader schickt sich selber zu einer Tankstelle, um Mikrofonbatterien zu holen, und wird dort unter widrigen Umständen erschossen. Daraufhin treten diverse Figuren in das Leben der Zuschauer, die den Abend entlang eines schmalen Grats menschlicher Abgründe zu einem originellen Ende bringen.

"Ich wollte gerne irgendetwas machen, das die Leichtigkeit einer Mozartoper hat, ein Stück zwischen Sommernachtstraum und Pulp Fiction“,

sagt Josef Hader über sein neues Programm. Dass den "Wurschtel“ keiner erschlagen kann, diese Theorie aus dem heiter-beschwingten Nachkriegs-Wien straft der Kabarettist Lügen.

Dialoge über Himmel, Frauen und Geld

"Hader muss weg“ ist in den Abläufen filmisch gedacht, es ist ein dichtes Kunststück, das den Spielraum zwischen Satire und Kammerstück voll ausnützt. Manche Gedanken, manche Szenenabfolgen erinnern an frühe Becket-Stücke. Schwarzer Humor dient gleichsam als Bindemittel für die Dialoge, deren Sprache und Intensität sich wohltuend vom kabarettistischen Welterklärungsjargon absetzen.

"Ich möchte so etwas Ähnliches wie Kunst machen“, hat Josef Hader vor mehr als zehn Jahren einmal in einem Interview gesagt. Und dieses Vorhaben hat er mit "Hader muss weg“ wohl unwiderruflich in die Tat umgesetzt.