Ein zentraler Platz im europäischen Opernleben
Der wiedererstandene Phönix aus der Asche
Lange hatte es bis zur Wiedereröffnung des "Teatro La Fenice" von Venedig, die bereits 2003 stattfand, gedauert. Doch es fehlte noch das Wesentlichste für ein Opernhaus: Das Spiel auf der Bühne. Das wurde nun mit Verdis "La Traviata", die Ö1 sendet, nachgeholt.
8. April 2017, 21:58
Bereits 2003 fand die Wiedereröffnung des "Teatro La Fenice" von Venedig statt. Doch so feierlich sich das achttägige Festival zu diesem Anlass auch präsentieren mochte, so sehr ließ es doch das Wesentlichste für ein Opernhaus vermissen: das Spiel auf der Bühne. Jetzt ist es aber endlich so weit - nachdem eine der modernsten Bühnenmaschinerien der Welt fertig gestellt werden konnte, wird es auch wieder Oper im einem der schönsten Theater der Welt geben. Mit Verdis "La Traviata" wird das wieder errichtete "Teatro La Fenice" im November dem Opernbetrieb zurückgegeben.
Lange hat es gedauert, bis es endlich so weit war: Schon kurz nachdem das renommierte Haus im Jänner 1996 bis auf die Grundmauern niedergebrannt war, wurde entschieden, das altehrwürdige Theater in seiner ganzen Pracht wieder erstehen zu lassen. Doch danach setzte erst einmal ein bürokratischer Hürdenlauf mit Zivilprozessen und Schiedsgerichten ein, bis endlich die tatsächliche Wiedererrichtung in Angriff genommen werden konnte.
Originalgetreue Rekonstruktion
Der Zuschauerraum wurde dabei originalgetreu rekonstruiert. Nach fotografischen Dokumentationen und Filmen, die in der Vergangenheit im "Teatro La Fenice" entstanden waren, wurde versucht, die aufwendigen Dekorationen wieder herzustellen und so dem wieder aufgebauten Theater erneut jenen einzigartigen Charakter zu verleihen, für den es in der Vergangenheit berühmt war.
Nicht die erste Brandkatastrophe
Der verheerende Brand von 1996 war keineswegs die erste Brandkatastrophe in der Geschichte des Theaters: Schon das erste "Fenice"-Theater "verdankte" seine Entstehung einem Feuer. Nachdem 1773 das "Teatro San Benedetto", damals das führende Opernhaus Venedigs, niedergebrannt war und um den Wiederaufbau ein Streit mit einer Patrizierfamilie entstand, entschied sich die Betreibergesellschaft, ein neues eigenes Opernhaus erbauen zu lassen - ein Theater, "Auge und Ohr des Zuschauers gefällig".
In nur zwei Jahren war es errichtet. Benannt wurde es "La Fenice", nach dem heiligen Vogel der alten Ägypter in Anspielung auf das Überleben der Gesellschaft nach der ersten Brandkatastrophe. Nach der Eröffnung 1792 wurde es schnell zu einer der zentralen Opernbühnen Italiens und Europas. Bedeutende Uraufführungen von Werken Cimarosas, Rossinis, Donizettis, Mercadantes und Bellinis gingen in diesem Haus über die Bühne - bis das Fenice erneut 1836 durch ein Feuer zerstört wurde.
Von Verdi bis Nono
Nach nur einjähriger Bauzeit konnte das Haus aber bereits wieder eröffnet werden. Von Giuseppe Verdi wurden "Ernani", "Attila", "Rigoletto", "La Traviata" und "Simon Boccanegra" im "Fenice" uraufgeführt, das Haus war aber auch im 20. Jahrhundert Schauplatz bedeutender Weltpremieren von Werken Strawinskys, Prokofjews, Brittens oder Nonos.
Das "Fenice" galt immer als "innovatives" Haus, das sich nicht bloß an seiner legendären Vergangenheit berauschte, sondern stets als lebendige, risikobereite und Zeitströmungen aufnehmende Bühne einen zentralen Platz im europäischen Opernleben einnahm. Zumindest einmal wurde allerdings die Besonderheit und Neuartigkeit einer Opern-Novität vollkommen verkannt: 1853 erlebte Verdi mit seiner "Traviata" einen totalen Misserfolg. Genau mit dieser Oper wird das "Fenice" nun wieder eröffnet.