Sänger-Gedenken und neue CD-Sammlung

Einstige Könige des Bariton-Fachs

In dieser "Apropos Oper"-Ausgabe wird zweier bedeutender Sänger gedacht: Des US-Baritons Robert Merrill sowie seines Sowjet-Gegenparts Pavel Lisitsian. Im Zentrum steht aber das neue CD-Album "Les Introuvables du Chant Francais" mit großen Sängern von einst.

Passend zum Allerseelen-Tag beginnt diese "Apropos Oper"-Ausgabe mit einem Nachruf auf den am 23. Oktober verstorbenen amerikanischen Star-Bariton Robert Merrill. Er war für mehr als drei Jahrzehnte nicht nur einer der wichtigsten Stars der New Yorker "Metropolitan", sondern zählte auch international zu den bedeutendsten Künstler seines Faches.

Und Merrill hat nicht zuletzt auch eine große Anzahl maßstabsetzender Platten hinterlassen. Da das geplante Sendungsthema in erster Linie der französischen Oper gewidmet ist, wird Robert Merrill auch im französischen Fach zu hören sein - nämlich mit der Arie "Vision fugitive" aus Jules Massenets "Herodiade".

Robert Merrill (1917/19? - 2004)

Bereits mit knapp 30 war Merrill auf dem Weg, ein würdiger Nachfolger etwa eines Lawrence Tibbett zu werden. Und er galt damals bereits auch als nahezu gleichrangig mit seinem heute ebenso legendären und nur wenige Jahre älteren Landsmann Leonard Warren, der allerdings sehr früh gestorben ist.

So war Merrill zweifellos für einige Jahre faktisch allein der "regierende König" der amerikanischen Baritone. Leider war er nie an der Wiener Staatsoper zu Gast.

Sowjet-Gegenpart Pavel Lisitsian

Ebenso gedacht wird in dieser Sendung sozusagen des sowjetischen "Gegenparts" Merills - des armenischen Baritons Pavel Lisitsian (1911-2004). Denn auch er ist heuer -v on den Kultur-Gurus quasi unbemerkt - im vergangenen Juli, einen Monat nach seinem 93. Geburtstag, gestorben. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass damit zwei der schönsten Baritonstimmen des 20. Jahrhunderts für immer verstummt sind.

Mehr als ein Vierteljahrhundert lang war Lisitsian Star des Moskauer "Bolschoi". Er zählte aber auch zu jenen wenigen Sängern, denen das Sowjetregime zumindest in eingeschränktem Rahmen sogar eine Westkarriere gestattet hat - sogar bis zu einem Gastspiel an der New Yorker "Met".

"Les Introuvables du Chant Francais"

Nun aber zum ursprünglich geplanten Thema dieser "Apropos Oper"-Ausgabe: Das relativ neue erschienene 8-CD-Album der "EMI France" mit dem Titel "Les Introuvables du Chant Francais".

Der erste Sänger aus dieser umfangreichen Sammlung großer französischer Gesangskunst ist der korsische Tenor José Luccioni, Jahrgang 1903. Er war übrigens ein ganz besonderer Liebling von Marcel Prawy, der ihn während seiner Militärzeit sehr bewundert hat.

Nicht nur Französisches

Weiters werden in der Sendung u. a. die norwegische Sopranistin Karolina Hansen - berühmt geworden als Eidé Norena, der Tenor Gaston Micheletti, Léon Escalais, quasi der Prototyp eines französischen Helden-Tenors, der Bassbariton André Pernet, der Tenor Cesar Vezzani, Bariton Lucien Fugère, Helden-Bariton Marcel Journet, Pol Plancon, Ninon Vallin, Andre d Arkor, Andre Bauge, George Thill, der elegante französische Tenor par excellance sowie die große Koloratur-Diva Renée Doria.

Diese einst berühmten Künstler sind aber keineswegs nur in Aufnahmen aus dem französischen Repertoire, sondern auch in Werken von u. a. Mozart, Verdi, Puccini - und auch von Wagner zu hören.