Pigor & Eichhorn & Ulf's "Volumen 3 (b)"

Hip-Hop für Erwachsene

Mit ihrem Salon Hip-Hop, fern von Pathos und Rührseligkeit, haben Pigor & Eichhorn ihren charakteristischen Stil geprägt. Zumeist sehr nüchtern und bissig im Detail vertonen sie Protestbotschaften, im neuen Programm sogar zu dritt - mit Ulf, dem Groovemaster.

Ausschnitt aus "Volumen 3b": "Was ist Sein"

Thomas Pigor singt, und Benedikt Eichhorn muss ihn begleiten! Nichts hat sich geändert seit den ersten beiden Programmen des Berliner Kabarettisten-Duos. Oder doch? Der Underdog Eichhorn wird nämlich im neuen Programm "Volumen 3 (b)" auch noch mit dem jungen Technikfreak "der Ulf" - Ulf Henrich - an der Sample-Maschine bestraft und muss sich zusätzlich im Rampenlicht der Bühne abstrudeln, denn Frontmann Pigor hat beschlossen, ihn als gleichberechtigten Partner mit in sein Duo zu nehmen.

"Ich krieg den Eichhorn nicht in den Griff"

In dem bereits stilprägenden Austausch zwischen singendem Intellektuellen und dem ewig zweiten Mann am Klavier haben sich in der dritten Runde also neue Töne gemischt. Hat Pigor bislang seinen Partner immer sehr bühnenwirksam auf seine Pianistenrolle reduziert, lässt Bendikt Eichhorn diesmal aufhorchen: ätzende Kommentare vom seitlichen Bühnenrand stellen die sonore Moderatorenstimme von Pigor auf den Prüfstand. Zwei Männer reden nebeneinander über einander - ein schönes Bild.

"Der Ulf"

In "Volumen 3 (b)" lernt das Publikum auch die neue Figur Ulf, den Groovemaster, kennen. "Der Ulf“ ist Ulf Henrich, der sich früher in seiner Hip-Hop-Truppe "Mark Sein" nannte und - wie der Name schon sagt - aus Westfalen stammt. Pigor & Eichhorn begleitet er schon seit 1997 - mittlerweile nicht nur im Hintergrund, sondern auch auf der Bühne.

"Heidegger war der Rastaman unter den Philosophen"

"Großstadtsongs des ausgehenden Jahrhunderts, voller existenzieller Wehleidigkeit, eleganter Zynismen und schwüler erotischer Phantasien"

So kategorisierten schon vor einigen Jahren die Juroren beim deutschen Kleinkunstpreis die Lieder von Pigor und Eichhorn. Und in der Tat: Es gibt kein Thema, das Pigor & Eichhorn nicht als Rohstoff für Lieder nehmen könnte: die mehrsprachige Aufschrift in Zugtoiletten, die verwechselten Griffe bei Hotelduschen oder etwa die Forderung nach einem Lärmschutzgesetz - das Duo rappt, groovt und singt sich mit umwerfendem Witz durch eine Welt von Worten und Musik-Miniaturen.

Ob sie nun das Los von Petra Kelly, David Kelly und Grace Kelly besingen und sich fragen "Was ist los mit der Kelly-Family“, ob sich Thomas Pigor wehleidig darüber beklagt, wie anstrengend es ist, als Chansonier verrucht zu wirken, wo sich die Lieder doch ohne Mühen von selber schreiben oder ob die Philosophie von Martin Heidegger zu einem musikalisch-sinnlichen Skat-Erlebnis wird: Pigor und Eichhorn tun ihr Bestes, das Chanson über die Grenzen des eigentlichen Genres hinaus in neue Bereiche zu führen.

Kurzporträts der beiden Hip-Hoper

Thomas Pigor stammt aus Unterfranken, hat ein Chemiediplom der Universität Würzburg, schreibt jede Menge Liedtexte, inszeniert und singt. Benedikt Eichhorn erreichte das erste Staatsexamen in Geschichte und spielt Klavier, seit er sich erinnern kann. Gemeinsam sind sie als "Pigor & Eichhorn“ in die Chansonszene aufgebrochen und erspielten sich in den vergangenen Jahren vom deutschen Kleinkunstpreis bis zum deutschen Kabarettpreis so ziemlich alle wichtigen Trophäen im Kleinkunstbereich.

Mittlerweile zählt das Duo zu den wichtigsten Vertretern des neuen Berliner Chansons. Mit ihrem Salon Hip Hop, fern von Pathos und Rührseligkeit, haben "Pigor & Eichhorn“ ihren charakteristischen Stil geprägt. In der Darbietung zumeist sehr nüchtern und bissig im Detail, vertonen sie Protestbotschaften ebenso wie sie über die Besorgnis erregende Leibesfülle so mancher Amerikaner singen.