Die Rassentrennung im Kopf
Die Festung der Einsamkeit
Brooklyn in den 70ern: Dylan, Sohn einer Hippie-Mutter, fällt auf im Stadtteil der Schwarzen. Immer wieder wird Dylan als "white boy" angemacht. Eine Erfahrung, die auch Autor Jonathan Lethem machte, als er in Brooklyn aufwuchs.
8. April 2017, 21:58
"Es ist eine Sache, rassendiskriminierende Gesetze auszumerzen und eine völlig andere Sache zu hoffen, dass die viel subtilere Verankerung des Rassismus, den eine ganze Klasse in einem ökonomischen System schuf, auf einmal verworfen werden könnte", sagt Jonatham Lethem. Und genau diesen Rassismus im Kopf thematisiert er in seinem neuen Roman.
"Die Festung der Einsamkeit" ist ein doppelter Entwicklungsroman, aber noch viel mehr. "Die Festung der Einsamkeit" gilt nicht umsonst als Musikbuch des Jahres. Schon die Wahl der Vornamen verweist auf Hintergründiges: Der weiße Dylan und der schwarze Mingus, sein Freund.
Der neue "Fänger im Roggen"
"Die Festung der Einsamkeit", heißt es in einer US-Rezension, ist der "Fänger im Roggen" dieser Generation, und Dylan ist Holden Caulfield. Dieses Lob ist nicht zu hoch gegriffen, bietet uns Jonathan Lethem mit seiner "Festung der Einsamkeit" doch mehr als der "Fänger im Roggen": eine packende Geschichte, innere Entwicklung, eine präzise Lokalgeschichte, ein Fallbeispiel von Gentrifikation und dazu noch einen stimmigen Abriss von drei Jahrzehnten Popkultur.
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Buch-Tipp
Jonathan Lethem, "Die Festung der Einsamkeit", Tropen Verlag, ISBN 3932170687