Timeshift und Radio on Demand

Mobil, digital und interaktiv

"Digital Audio Broadcasting" - kurz DAB - ist in Großbritannien eine Erfolgsstory, in anderen europäischen Ländern eine Geschichte des Misserfolgs. Die BBC nimmt eine Pionierrolle bei der Digitalisierung des Hörfunks ein.

"Wenn die Sender nicht die Vorteile der Digitalisierung nützen, wird Radio für die nächsten Generationen irrelevant werden und sie es nicht als ihr Medium betrachten", meint Simon Nelson, "Head of Radio & Music Interactive" bei der BBC.

Für die "British Broadcasting Corporation" ist die Zukunft des Radios digital. Aufgabe von "Radio & Music Interactive" ist es, das Radio- und Musikprogramm der BBC über die verschiedensten digitalen Plattformen zu verbreiten, dazu zählen terrestrisch empfangbares DAB-Radio, aber auch Digitales Fernsehen oder Internet.

"Digital Audio Broadcasting"

Um eine flächendeckende Versorgung für digitales Radio zu garantieren, forcierte die BBC bereits Mitte der 90er Jahre den Ausbau des digital-terrestrischen Sendernetzes. DAB, also "Digital Audio Broadcasting" ist überall empfangbar, ob im Auto, im Schlafzimmer oder im Park.

Dieser Standard für digitales Radio wurde in den 80er Jahren als Nachfolgetechnologie für UKW entwickelt und zeichnet sich durch eine wesentlich bessere Klangqualität und störungsfreien, mobilen Empfang aus. Außerdem können auf einer Frequenz sechs bis acht Programme terrestrisch verbreitet werden.

Mehrwert durch mehr Programme

Die britische Rundfunkanstalt strahlt alle fünf bundesweiten Radioprogramme digital aus. Auch das World Service, die Weltnachrichten der BBC sind digital zu empfangen. Als Anreiz für den Umstieg ins digitale Radiozeitalter, hat die BBC 2002 auch fünf neue Channels gestartet.

So bringt "Radio 6 Music" Pop- und Rockmusic Musik on Air, die ansonsten in den Archiven schlummert. "BBC 7" spielt Comedy und Hörspiele, aber auch täglich mehrere Stunden Kindersendungen.

Weitere digitale Spezialprogramme sind "BBC Asian Network", ein Sender von und für Asiatische Minderheiten oder "1Xtra", für Fans von Soul, Hip-Hop oder R&B. Mit diesen Programminitiativen hat die BBC auch neue Hörerschichten erschlossen, wie junge Leute und ethnische Minderheiten, betont Simon Nelson.

Visual Radio

Über einen Frequenzblock werden nicht nur mehrere Hörfunkprogramme ausgestrahlt, auch Programm begleitende Datendienste sind möglich, was den Radiomachern ganz neue Serviceleistungen ermöglicht.

Auf einem kleinen Bildschirm, der mit dem Empfangsgerät verbunden ist, können Zusatzinformationen ausgewählt werden. "Jedes mal wenn wir auf 'Radio 6 Music' einen Hit spielen, erfolgt eine Datenbankabfrage und am Display erscheint der Name der Musiknummer und Hintergrundinformation", erklärt Greg Boraman, Project Co-ordinator für Digitales Radio. "Das verstärkt den Appeal des Radios, es erweitert die Funktionalität des Mediums."

Timeshift für das Radio

In Großbritannien wurden bereits mehr als eine halbe Million DAB-Radiogeräte verkauft, bis Jahresende sollen es mehr als eine Million sein. Greg Boramann führt ein brandneues Radiogerät vor: "The Bug", es kostet rund 150 Pfund und ist die Killerapplikation mit der das DAB-Radio den Massenmarkt erobern wird, geben sich die Verantwortlichen von BBC "Radio & Music Interactive" optimistisch.

So werden die letzten fünf bis zehn Minuten einer Sendung automatisch gespeichert, wer die Nachrichten versäumt oder einen Lieblingssong nochmals hören will, kann das Radioprogramm anhalten, den Zurück-Knopf betätigen und die letzten Minuten wiederholen. Außerdem lassen sich digitalen Aufnahmen einer Sendung oder eines Musikstücks direkt als MP3-File via USB-Anschluss auf den Computer laden.

Radio on Demand

Radio ist kein "flüchtiges Medium" mehr, zumindest nicht bei der BBC. 11 Radio-Channels stehen nicht nur als Live-Streams bereit, sondern auch "on Demand". Wer seine Lieblingssendung versäumt, kann sie mit dem "BBC Radio Player" im Web nachhören. Jede einzelne Sendung ist eine Woche lang abrufbar, fixe Programmzeiten sind damit Vergangenheit.

Neu ist auch der Programm-Mix: Musik- und Informationssendungen werden nicht nur nach Sendern aufgelistet, sondern auch nach Genre und Sparte. Damit lassen sich aus bereits bestehenden Programm-Inhalten neue Channels generieren, etwa für Kinder, für Jazz-, Klassik-, oder Dance-Fans.

Als erstes Download-Angebot bietet die BBC die populären wissenschaftlichen Reith-Lectures an, die als MP3-Files bereits mehr als 50 000 Mal heruntergeladen wurden. "Für ein solches Programm-Angebot ist die Anzahl der Downloads enorm hoch und zeigt das Potential, das für Sendeanstalten in diesen Technologien steckt", betont Simon Nelson.

Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung nach Ende des letzten Teils der Live-Ausstrahlung am Donnerstag, dem 30. September im Download-Bereich runterladen

Veranstaltungs-Tipp
Wie die BBC die Digitalsierung des Hörfunks vorantreibt, wird Chris Kimber von "Radio & Music Interactive" am Freitag, dem 1. Oktober im RadioKulturhaus präsentieren. "Vom Sender zum multimedialen Serviceunternehmen" ist der Titel des Science-Events, bei dem internationale Experten, u. a. der Erfinder des MP3-Formats, Karlheinz Brandenburg vom Fraunhofer-Institut über die Zukunft des Radios in den neuen Medienwelten diskutieren werden.

"Vom Sender zum multimedialen Serviceunternehmen", am Freitag, 1. Oktober im RadioKulturhaus, Großer Sendesaal, Argentinierstraße 30a, 1040 Wien, Beginn 14:00 Uhr.
Eintritt: frei

Link
BBC Radio