Dem Nachklang lauschen

Neue österreichische Klaviermusik

Die aktuellen Klavierkonzerte von Michael Amann und Wolfgang Liebhart haben einiges gemeinsam. Zum einen sind auf der CD-Neuerscheinung “piano project“ der Pianistin Sigrid Trummer enthalten. Zum anderen liegen beiden Werken ältere Stücke der Komponisten zu Grunde.

Ausschnitt aus "trans"

Die aktuellen Klavierkonzerte von Michael Amann und Wolfgang Liebhart haben einiges gemeinsam. Beide Werke sind auf der CD-Neuerscheinung “piano project“ der Pianistin Sigrid Trummer enthalten und beiden Werken liegen ältere Stücke der Komponisten zu Grunde.

Altweibersommer

Der 40-jährige Vorarlberger Michael Amann hat für sein Klavierkonzert das Stück “indian summer“ aufgegriffen.

“Als ich dieses Klaviersolostück 1999 schrieb, hatte ich noch keine Idee für einen Titel. Da es aber ein sehr ruhiges meditatives Stück geworden ist und im Oktober fertig wurde, nannte ich es “indian summer’. So bezeichnet man in Nordamerika den Altweibersommer.“

Klangliche Vertiefung

Zwei Jahre später wurde er von der Pianistin Sigrid Trummer gebeten, ein Klavierkonzert zu schreiben. Michael Amann nahm die Gelegenheit war, sich erneut mit “indian summer“ zu beschäftigen. Musikalische Ideen, die in dem Solostück auf Grund technischer Begrenzungen nur angedeutet werden konnten, hat Michael Amann im Klavierkonzert nun vertieft. Daher sind einige Passagen auch länger und intensiver geworden.

Darüber hinaus konnte die Klangpalette durch das Orchester erweitert werden. Während z. B. Vierteltöne, stufenlose Glissandi oder ein lauter Werden eines stehenden Klangs einem Klavier nicht möglich sind, kann das alles mit einem Orchester realisiert werden.

Unbegreifliche Szenarien

Einen ungewöhnlichen Ausgangspunkt für sein Klavierkonzert hat Wolfgang Liebhart gewählt. Der 46-jährige Kärntner hat diese Komposition aus dem Vokalwerk “Szenario III“ entwickelt. Diesem Werk für Kinderchor und Kammer-Orchester liegen Gedichte jüdischer Kinder zu Grunde, die in einem Konzentrationslager umgekommen sind. Wolfgang Liebhart schrieb “Szenario III“ 1999 für Peter Keuschnigs Ensemble “Kontrapunkte“.

Aber Wolfgang Liebhart war mit seinem Stück nicht zufrieden: “Ich erkannte, dass man die Thematik, mit der ich mich befasst habe, schwer in Musik fassen kann. Jeder der einmal in einem Konzentrationslager war, wird verstehen was ich meine. Es sind dort unvorstellbare Dinge passiert. Und die Gefühle, die einem in diesem Zusammenhang ergreifen, sind einfach übermächtig. Heute denke ich, dass es sogar gefährlich ist, wenn man versucht, so etwas in Musik umsetzen zu wollen.“

"trans"

Wolfgang Liebhart entschloss sich erneut ausschließlich mit dem musikalischen Material von “Szenario III“ auseinander zu setzen. Auf die Texte der Kinder hat er verzichtet. “Ich habe zum Teil Strukturen übernommen. Ebenso gibt es markante Abschnitte, die auch im Klavierkonzert vorhanden sind. Auch die bewusst fahl klingende Trompete hört man im Konzert wieder. Aber es gibt auch einige Änderungen: ich habe einiges uminstrumentiert. Und das Klavier spielt nun eine viel wichtigere Rolle. Mein Klavierkonzert “trans“ ist ein eigenständiges Stück, das auf Material von “Szenario III“ zurückgreift.“

Dennoch: das Klavierkonzert besitzt eine düstere Ausstrahlung. “Es ist interessant. Ich habe ein anderes Stück geschrieben. Aber die dunkle Stimmung ist geblieben.“