Der Tiroler Angriff auf das ewige Eis

Gletscher retten

13 Jahre lang waren die Alpen-Gletscher in Tirol streng geschützt. Nach einer Gesetzesänderung im Mai dürfen jetzt in Gletscherschigebieten neue Liftanlagen gebaut werden. Beifall kommt von den Liftkaisern - die Gegner wollen die Gletscher retten und Erschließungen verhindern.

Die stolzen Gletscher formen seit Jahrtausenden die Landschaft in Tirol. Sie sind ein Stück Tiroler Identität, ein Meisterwerk der Natur und auch wichtige Wasserspeicher.

Die Seilbahn- und Tourismuswirtschaft in den Wintersportregionen forderte schon seit Jahren mehr Skilifte auf den bislang unberührten eisigen Riesen. Sie haben nun für bestimmte Ausbaupläne auf den Gletschern quasi "grünes Licht" bekommen.

Novellierung des Tiroler Naturschutzgesetzes

Die Landesregierung hat das Naturschutzgesetz geändert. Die Novellierung des Tiroler Naturschutzgesetzes wurde ohnehin notwendig: Das Gesetz musste den EU-Richtlinien angepasst werden.

Da hat sich der Tiroler Landtag auch gleich mit dem Gletscherschutz beschäftigt und einen Text hinzugefügt, in dem heißt es, die Tiroler Gletscherskigebiete dürfen weiter ausgebaut werden. Bei den bestehenden Gletscher-Skigebieten sollen unter bestimmten Voraussetzungen komplett neue Anlagen gebaut werden können und zwar dann, wenn es touristisch besonders bedeutend sei, wie es heißt.

Neue Pisten auf jungfräulichem Gletschergebiet

Wie vor der Landtags-Wahl zugesichert, sollen das Kaunertal und das Pitztal jene Gegenden sein, die vom neuen Gesetzes-Passus zum Gletscher-Schutz profitieren.

Fast 500 Hektar Gletscherfläche bislang jungfräuliches Gletschergebiet sollen die Pitztaler und die Kaunertaler neu dazubekommen. Diese beiden engen Täler hätten wirtschaftliche Probleme - so rechtfertigt die Tiroler Landesregierung die Novelle. Der Ausbau der Gletscherskigebiete soll in den Tälern die Arbeitsplätze sichern, meint die SPÖ.

Wettbewerbsfähig durch Schneesicherheit?

Die Zahl der Skifahrer stagniere, und im massiven Verdrängungswettbewerb im internationalen Tourismus können Orte nur überleben, wenn sie in die Höhen expandieren und Schneesicherheit bieten, glauben ÖVP-Landeshauptmann Herwig van Staa und sein SPÖ-Stellvertreter Hannes Gschwentner.

Auch die FPÖ stimmte den Ausbau-Möglichkeiten bei den bestehenden Gletscher-Skigebieten zu. Im Gegenzug sollen mehr Ruhegebiete ausgewiesen werden. Ein maßvoller Ausbau der Gletscher, meinen die einen, ein undenkbarer Tabubruch, meinen die Gegner. Sie setzen sich gegen die Erschließungspläne bereits zur Wehr.

Naturschützer fürchten den Ausverkauf der Gletscher

Naturschützer sehen schwarz für die weißen Riesen und fürchten den Ausverkauf der Tiroler Gletscher. Die Tiroler Grünen sprechen von einer alpinen Katastrophe in Sachen Gletscherschutz.

Alarm schlägt auch der Umweltanwalt und der Alpenverein. Peter Hasslacher vom Alpenverein warnt davor, aus wirtschaftlichen Überlegungen naturschutzrechtliche Bestimmungen zu biegen. Konkret meint er die Ausnahmen beim Gletscherschutz für die Tourismus-Pläne im Kaunertal und im Pitztal.

Die Naturschützer wollen die Gletscher retten und weitere Erschließungen unbedingt verhindern. Ohnehin fürchten sie zusehends einen Ansturm auf die Alpengletscher. In 30 Jahren werde es in den Tälern immer weniger Schnee geben.

Ewiges Eis heißt sicheres Geld

Und ewiges Eis heißt sicheres Geld: Die schneesicheren Gletscher werden, so wie im Pitztal und im Kaunertal, in Anbetracht der Klimaerwärmung für die Tourismus-Wirtschaft verstärkt zum Objekt der Begierde.