Im Zeichen der Welt-Währungskrise

1971

Das Jahr 1971 ist gezeichnet von der Welt-Währungskrise. Die USA und die UdSSR einigen sich über den Abbau von biologischen Waffen und China steigt zur Weltmacht auf. In Österreich herrscht weitgehend sozialer Friede.

Teil 48: 1971

Das Jahr 1971 steht im Zeichen der Welt-Währungskrise. Ursache ist die Schwäche des Dollars auf Grund des exorbitant hohen Budget-Defizits der Vereinigten Staaten. Der Dollar wird durchschnittlich um zwölf Prozent abgewertet. In Europa herrscht Angst vor Inflation.

Papst Paul VI. bezeichnet Österreich als eine “Insel der Seligen“, da in unserem Land die sozialen Verhältnisse vorbildlich seien. Abgesehen von Demonstrationen in Wien, Salzburg und der Steiermark, bei denen tausende Bauern auf ihre Probleme aufmerksam machen, herrscht in Österreich weitgehend sozialer Friede und Wohlstand. Bei einer vorzeitigen Nationalratswahl am 10. Oktober wird Bundeskanzler Kreiskys SPÖ mit absoluter Mehrheit wiedergewählt.

“Berlin-Abkommen“

1971 ist die Welt um einen Krisenherd ärmer geworden. In der Berlin-Frage kommt es zwischen den vier Sieger-Mächten des Zweiten Weltkrieges zwar noch zu keiner Lösung, wohl aber zu einer so genannten “Regelung“: Die Westberliner dürfen zumindest wieder Freunde und Verwandte im Osten besuchen.

Am 10. Dezember 1971, einen Tag vor der Unterzeichnung des “Berlin-Abkommens“, wird Bundeskanzler Willy Brandt für seine Vermittlungs-Aktivitäten mit dem Friedens-Nobelpreis ausgezeichnet.

Abbau biologischer Waffen

In der UdSSR kommt es 1971 zu großen politischen Veränderungen. Im Juni erklärt Parteichef Breschnjew die sowjetische Bereitschaft zu Verhandlungen über einen Truppen-Abzug in Europa. Einen Monat später verstärkt die Sowjetunion ihre Flotte im Mittelmeer. Im August einigen sich Moskau und Washington in Genf über den Abbau biologischer Waffen.

Breschnjews größter außenpolitischer Erfolg dieses Jahres ist der Besuch Willy Brandts auf der Krim. Es geht um das europäische Friedens-Programm der UdSSR.

China wird Weltmacht

1971 rückt China - oft als “gelbe Gefahr“ oder “rote Drache“ bezeichnet - neben den USA und der Sowjetunion zur dritten Weltmacht auf. Das Land, das aus seiner Isolation ausbricht, wird zu einer weiteren Atom-Macht. Ministerpräsident Chu En Lai und Präsident Nixon treffen in Peking zu Gesprächen zusammen, um die Beziehungen der beiden Länder zu normalisieren. Ziel der “Volksrepublik China“ ist auch die völkerrechtliche Anerkennung und seine Aufnahme in die Vereinten Nationen.

Das China Mao Tse Tungs, also die “Volksrepublik China“ wird bald darauf Voll-Mitglied der Vereinten Nationen. Gleichzeitig wird “National-China“ ausgeschlossen. Für die Vereinigten Staaten ist dies eine der schwersten außenpolitischen Niederlagen.

Höhepunkt des Vietnam-Kriegs

Der Vietnam-Krieg ist 1971 auf seinem Höhepunkt. Schon seit Jahren engagieren sich hier die USA in Vietnam, doch nun steuert der Krieg seinem blutigen Höhepunkt entgegen. Die Kämpfe greifen auf das benachbarte Kambodscha und auf Laos über. Trotz heftiger Proteste der amerikanischen Bevölkerung sind fast eine Million US-Soldaten im Einsatz. Zehntausende kommen ums Leben.

1971 ist auch das Jahr des Krieges zwischen Indien und Pakistan, aus dem Indien letztlich als Sieger hervorgeht. Unmittelbar davor wird die Grenz-Region von Wirbel-Stürmen und Springfluten katastrophalen Ausmaßes heimgesucht. Betroffen sind Millionen ostpakistanischer Flüchtlinge, die auf indischem Gebiet Zuflucht gesucht hatten. Indiens Ministerpräsidentin Indira Gandhi besuchte damals Wien.