Von "Landstreich pur" zur "Light-Ausgabe"

Kein Karriere-"Stau"

"Landstreich light" werden jene lieben, denen "Landstreich pur" bisher zu fett, süß und teerig war: Die Musik eines Polen und dreier Steirer, deren Rhythmen fetzen und deren Texte sich an der Realität wetzen und das schlechte Gewissen schüren.

Ausschnitt aus neuem Programm

Seit 1991 hat sich das musikalisch-satirische Quartett "Die Landstreich" beständig an die Spitze der heimischen Musikkabarett-Szene gearbeitet. Bei ihren Auftritten verbinden die Künstler Weltmusik, Kabarett und neue "Volksmusik".

Aktionsradius erweitert

"Stau“ heißt das Programm, für das die Gruppe "Landstreich" den Salzburger Stier 2003 erhalten hat. Und seither staut sich absolut nichts mehr in der Karriere der vier Musikkabarettisten Edith Zimmermann, Gerhard Traxler, Krystof Dobrek und Christof Spörk. Im Gegenteil!

Seit dem Juni 2003 konnten die vier ihren Aktionsradius auch im Ausland weiter ausdehnen. Der einstige Underground-Geheimtipp hat sich zum Publikumsliebling bei diversen Festivals und Kabarettveranstaltungen entwickelt. Und das trotz oder wegen der Schwierigkeit, "die Landstreich" so gar nicht in irgendeiner Schublade unterzubringen.

Die "Geigenpartie"

Geige, Klarinette, Bassgeige und Akkordeon - das ist die musikalische Besetzung von "Landstreich", wobei der Name übrigens ein alter Ausdruck für "Geigenpartie" ist und aus jener Zeit vor mehr als zehn Jahren stammt, als sich die Musikgruppe formierte. Damals war "Landstreich" noch in der österreichischen Volksmusik beheimatet und spielte in Tracht bei Hochzeiten und diversen Festen auf. Irgendwann waren den Musikern die herkömmlichen Texte der Volksmusik zu langweilig, und sie begannen traditionelle Klänge mit aufmüpfigen Geschichten zu verbinden - ein Umstand, der nicht immer goutiert wurde.

Mit Krystof Dobrek international

Nach und nach hat "die Landstreich" die Tracht abgelegt und damit immer mehr auch das Image der Volksmusikgruppe. Internationale Töne und Rhythmen - östliche, jiddische und südamerikanische - schmuggelten sich in die musikalischen Arrangements.

Wesentlichen Anteil daran hatte Krystof Dobrek, der vor etwa acht Jahren zu "Landstreich" stieß. Als Akkordeonist trat er auch öfters mit der "Tschuschenkapelle" in Erscheinung, begleitete Maria Bill bei ihren Jaques-Brel-Abenden, war kongenialer, musikalischer Partner von Wolfram Berger beim Hörspiel "Come back Liza“ und hat mit Roland Neuwirth und Abado Marwan musiziert.

Für "Landstreich" komponierte er, arrangierte und spielte mit seinem Akkordeon den Subtext zu den Liedern. Im Laufe dieses Sommers wird Krystof Dobrek "Landstreich" verlassen. Sein Nachfolger Anton Sauprügl wird die Funktion des Akkordeonisten übernehmen. Krystof Dobrek hat vor, sich seinen eigenen Projekten und vor allem seiner Formation "Dobrek Bistro" zu widmen.

Mit "Profil"-Redakteur Christof Spörk urban

Im Laufe der Jahre hat sich nicht nur die Besetzung verändert, auch die Inhalte der satirischen Texte von "Landstreich" haben sich stark gewandelt: Sie setzen sich zwar immer noch auch mit den bäuerlichen Wohlstandsverlierern in Zeiten der EU auseinander, spiegeln aber zunehmend den urbanen Alltag wider. So mischt sich steirischer Hintergrund mit großstädtischen Themen.

Verantwortlich dafür ist vor allem Christof Spörk. Während Edith Zimmermann, die erste Geige spielt und nach wie vor als Musikpädagogin tätig ist und Gerhard Traxler immer noch seinen betriebswirtschaftlichen Hintergrund pflegt, ist Christof Spörk der Haupttexter der Gruppe. Bis vor zwei Jahren war er noch innenpolitischer Redakteur beim "Profil". Inzwischen hat er diesen Brotberuf an den Nagel gehängt und versucht, noch weitere Musikprojekte wie "Massimo Lieder“ und "Global Krainer" zu etablieren.

Atemberaubend in Wort und Ton

Vier CDs sind von "Landstreich" bereits erschienen: "Die Steirische Landstreich“, "Herzschrittmacher“, "Spenden Sie“ und "Stau“. Dazu kommen noch die CDs "Dobreks Bistro“ von Krystof Dobrek und "Global Krainer“ von Christof Spörk.

Unumstrittene Spezialität von "Landstreich" ist nach wie vor das atemberaubende Tempo, das die vier Musikkabarettisten vorlegen: sowohl musikalisch, als auch was die Wortkaskaden der Lieder und Texte betrifft. Beruhigend ist, dass "Landstreich" dabei nie ins Schleudern gerät. Im Gegenteil! Das Temperament der Gruppe überträgt sich selbst auf etwas behäbigere Gemüter. Das kann man beim nächsten Auftritt am 17.August im Theater am Spittelberg in Wien überprüfen.