William "Count" Basie zum 100. Geburtstag
Count of Swing
Er nannte sich selbst "Count" - Graf des Jazz - und gehörte zu den führenden Jazzpianisten und Bandleadern. Seine Kompositionen waren dermaßen der Inbegriff von Swing, dass er in der Geschichtsschreibung des Jazz einen bleibenden Eindruck hinterließ.
8. April 2017, 21:58
CD-Ausschnitt "Count Basie - Line up": "Li'l Darlin'"
Er gilt als einer der am meisten nachgeahmten Pianisten und ist wohl einer der einflussreichsten Orchesterchefs der Jazzgeschichte gewesen - William "Count" Basie, der dieser Tage seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Er selbst nannte sich Count of Jazz - Graf des Jazz; seine Kompositionen waren der Inbegriff von Swing und hinterließen in der Geschichtsschreibung des Jazz einen mehr als bleibenden Eindruck.
Klavierspieler in Stummfilmen
Am 21. April 1904 kam William "Count" Basie in Red Bank, New Jersey, zur Welt. Nach dem Klavier- und Orgelunterricht bei seiner Mutter bzw. bei Thomas "Fats" Waller arbeitete Basie als Klavierspieler in Vaudeville-Shows und in Stummfilm-Kinos.
Ab 1929 war er Pianist in der Band seines späteren Kontrabassisten, bei Walter Page's Blue Devils. Anschließend ging er zur Band von Benny Moten. Nach 1934 gründete Basie sein eigenes Orchester, das er - mit kurzen Unterbrechungen und mit sich stets ändernden Besetzungen - bis zu seinem Tod leitete.
Der Kansas-City-Stil
Die Basie-Band wurde in der Folge zum Swingorchester schlechthin, nicht zuletzt durch Basie's unnachahmliches Klavierspiel: Mit wenigen Akkorden der rechten Hand (die Rolle der linken übernahm die Rhythmusgruppe, die "All American Rhythm Section") gab er seiner Band einen unglaublichen Drive. Die "Head Arrangements" der ersten Jahre prägten den sogenannten "Kansas-City-Stil", wurden aber später durch geschriebene Arrangements ersetzt.
Viele berühmte Jazzgrößen
Nach einer kurzen Pause, in der Count Basie's Orchester aus wirtschaftlichen Gründen nicht existieren konnte, erfolgte 1952 die Neugründung des Klangkörpers. Über fast fünf Jahrzehnte hinweg agierten im Basie-Orchester viele große Jazzinstrumentalisten und Solisten: die Trompeter Buck Clayton, Harry Edison, Thad Jones oder Joe Newman etwa oder die Posaunisten Dickie Wells, Vic Dickenson und Al Grey, weiters die Saxofonisten Hershal Evans, Marshall Royal, Frank Wess, Frank Foster und Eddie Lockjaw Davis sowie die Schlagzeuger Jo Jones und Sonny Payne.
Der Saxofonist Lester Young
Die herausragendste Figur einer Count-Basie-Formation war der stilbildende Saxofonist Lester Young (im Orchester von 1936 bis 1940 und von 1943 bis 1944), der in wenigen Tagen - am 27. August - 95 Jahre alt geworden wäre. Young war mit seinem "trockenen", vibratolosen Ton, seiner melodischen Erfindungsgabe und einer neuen rhythmischen Konzeption nicht nur Bindeglied zwischen Tradition und Moderne, sondern auch Vorbild für ganze Musikergenerationen nach ihm, nicht zuletzt für Stan Getz oder Miles Davis.
Die Arrangeure des Original-Count-Basie-Swing-Sound
Zu den Arrangeuren, die den Klang des Count-Basie-Orchesters mitgeprägt haben, gehören u. a. Jimmy Mundy, Buck Clayton oder Buster Harding in der Frühzeit des Orchesters und Neal Hefti, Ernie Wilkins, Thad Jones oder Quincy Jones in den 50er und 60er Jahren.
Ebenso bedeutend wie Count Basie's großes Orchester waren für die Entwicklung des Swing-Stiles auch diverse Kleingruppen des Pianisten, etwa die "Kansas City Seven" oder die Combos der 70er Jahre, mit denen Basie für das Plattenlabel "Pablo" Aufnahmen machte.
Im Rollstuhl swingend
Nach einem Herzinfarkt swingt Basie noch im Rollstuhl bis in die 80er Jahre auf zahlreichen Bühnen weiter. Selbst Dizzy Gillespie holte sich mit ihm im hohen Alter noch einen Grammy.
1984, nach seinem Tod, führten ehemalige Orchestermitglieder die Big Band weiter. Diese Band wird übrigens auch am 6. November beim "Salzburger Jazzherbst" spielen.
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Links
Count Basie - Biografie und Diskografie
Jazzzeitung - Artikel zum 100. Geburtstag