Wieso wissen die das?
Eine kurze Geschichte von fast allem
Wo kommen wir her? Wie groß ist das Universum? Was wiegt unsere Erde? Wie fühlt sich das Innere einer menschlichen Zelle an? Auf alle diese und viele andere Fragen gibt es Antworten. Das Problem dabei: Die sind meist kompliziert, und langweilig. Die Lösung: Bill Bryson.
8. April 2017, 21:58
Der amerikanische Bestsellerautor Bill Bryson hat sich nach seinen berühmten Reisebüchern nun zu einer besonderen Reise aufgemacht: einer Reise durch Raum und Zeit. In seiner " kurzen Geschichte von fast allem" hat er das Wissen der Welt in 30 Kapitel gepackt und verblüfft dabei erneut mit seinem verständlichen und humorvollen Stil.
Der Knall aus dem Nichts
Starten wir beim vermeintlichen Beginn und der damit verbundenen größten Herausforderung unserer Vorstellungskraft. Der Urknall und die Dimensionen des Universums sind tatsächlich für das menschliche Gehirn zwar erklärbar, aber nicht wirklich greifbar. Wie viele Millionstel zu welcher Zeit - darüber wird nach wie vor heftig gestritten, fest steht aber, dass der gesamte Urknall nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert hat.
Aus der Sicht des Menschen ist besonders bemerkenswert, wie sich dabei alles zum Guten gewendet hat. Hätte das Universum bei seiner Entstehung nur ein kleines bisschen anders ausgesehen, wäre etwa die Schwerkraft geringfügig stärker oder schwächer gewesen, oder wäre die Ausdehnung nur ein wenig schneller oder langsamer passiert, dann würden wir schlicht und einfach nicht existieren.
Dass aus dem Nichts ein Etwas hervorgeht, erscheint unmöglich, aber die Tatsache, dass vorher nichts da war und jetzt ein Universum existiert, ist der Beweis, dass es möglich ist.
Nur ein Haufen Atome
Kommen wir zum nächsten ewigen Rätsel: Wer sind wir? Im Grunde genommen nichts als ein Haufen Atome. Oder, wie Bill Bryson meint, "geistlose Teilchen", die nicht wissen, dass es uns gibt und die nicht wissen, dass es sie selbst gibt. Würden wir uns selbst mit einer Pinzette Atom für Atom auseinander nehmen, bliebe nichts übrig außer ein wenig Staub. Nichts davon wäre lebendig, und dennoch wäre alles zusammen zuvor "wir" gewesen.
Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff, ein wenig Calcium, ein Schuss Schwefel, ein kleine Prise von ein paar anderen ganz gewöhnlichen Elementen, das ist alles, was man braucht. Das einzig Besondere an den Atomen, die Sie bilden, besteht darin, dass sie Sie bilden. Und das ist natürlich das Wunder des Lebens.
Die Erde ist eine Torte
Brysons persönlicher Ausgangspunkt seiner Entdeckungsreise liegt lange zurück. Es war ein illustriertes Schulbuch über Naturwissenschaften im typischen Stil der 50er Jahre. Es enthielt eine Abbildung, die den späteren Bestseller-Autor von Anfang an fesselte: ein Schnittbild des Erdinneren. Es sah aus, als hätte jemand mit einem großen Messer in den Planeten geschnitten und dann ein Stück Torte rausgezogen, das ungefähr ein Viertel der Gesamtmasse ausmachte.
Klar ersichtlich war, dass die Erde aus drei Schichten besteht mit einer glühenden Kugel aus Eisen und Nickel in der Mitte, die der Bildlegende zufolge so heiß wie die Sonnenoberfläche ist. Völlig unklar hingegen war für ihn - damals wie heute - die Frage: "Woher wissen die das?"
Um nichts in der Welt konnte ich mir vorstellen, wie der Geist eines Menschen herausfinden kann, was sich Tausende von Kilometern unter uns befindet, wie das aussieht und aufgebaut ist, was noch kein Auge gesehen hat und kein Röntgenstrahl durchdringen kann. Das war für mich ein echtes Wunder. Die gleiche Einstellung zur Naturwissenschaft habe ich noch heute.
Laie schreibt für Laien
Hier will kein Experte sein Fachwissen laiengerecht aufbereiten, sondern hier schreibt ein Laie für Laien und das Niveau bleibt trotzdem hoch. Bill Bryson hat sich jahrelang unermüdlich durch einschlägige Bücherberge gekämpft und Geologen, Chemiker, Paläontologen, Mathematiker, Astronomen, Klimaforscher und Biologen haben ihm ihre Theorien erklärt, die er zu einem klugen, teilweise höchst amüsanten und vor allem immer verständlichen Kompendium des Wissens der Welt zusammenfasste.
Das hohe Maß an Spannung und Unterhaltung erzielt er dabei aus der Tatsache, dass er nicht nur Ergebnisse vorlegt, sondern den Weg zu diesen beschreibt. Die Entstehung des Universums, Einstein und die Quantentheorie, die Feinheiten der Teilchenphysik, die Wunder der Tiefsee, die Geheimnisse von Mikroorganismen und Fossilien, die Entdeckung der DNA oder die Entwicklung des Menschen: Die "Kurze Geschichte von fast allem" ist vor allem eine kurzweilige geworden, die ihre besten Momente immer wieder in der Relation von Raum und Zeit findet.
Menschen gibt es erst seit 0,00001 Prozent der Erdgeschichte. Aber selbst um diesen kurzen Zeitraum zu überstehen, brauchten wir eine fast endlose Verkettung glücklicher Umstände.
Buch-Tipp
Bill Bryson, "Eine kurze Geschichte von fast allem", ins Deutsche übertragen von Sebastian Vogel, Goldmann Verlag, ISBN 3442310024