Geburtshelferin des “Aktuellen Dienst“

Dolores Bauer

Dolores Bauer war die erste Frau im Österreichischen Fernsehen, die 1972 das “Pressegespräch“ leitete. Begonnen hatte sie ihre ORF-Karriere beim Radio, für das sie Religions-Beiträge gestaltete. Aber auch den Aktuellen Dienst des ORF hob sie mit aus der Taufe.

Dolores Bauer

"Ich bin ein Radiomensch. Das Radio ist einfach das spannendste Medium, weil es schnell und das intelligenteste und politischste Medium ist. Da es eigentlich nur das Ohr beansprucht, lässt es die ganze Kreativität der Menschen frei. Damit kannst du Bewusstseinsveränderung erreichen."

Dolores Bauer wurde 1934 in Schwarzenbach bei St. Wolfgang geboren. Ihre Kindheit und Jugendzeit verbrachte sie bis zur Matura in Gmunden am Traunsee. Neben ihrem Studium der Theaterwissenschaft und Romanistik in Wien, begann sie als freie Journalistin zu arbeiten. Sie war für die "Furche", das "Offene Wort" und kurze Zeit auch für die "Kronen Zeitung" tätig.

Anfang der Sechziger Jahre kam sie für fünf Jahre als Redakteurin zur Tageszeitung "Neues Österreich". In dieser Zeit wurden zwei ihrer drei Kinder geboren. Auch einen Ausflug ins Verlagswesen startete Dolores Bauer: sie leitete einige Jahre den Fritz Molden Bühnenverlag.

Erste Frau im "Pressegespräch"

Dolores Bauer wurde 1968 eingeladen, den “Aktuellen Dienst“ des ORF mit aufzubauen. Ab Herbst 1968 begann sie als Leitende Redakteurin in der Abteilung "Dokumentation und Zeitgeschehen" zu arbeiten. Neben ihrer Mitarbeit an Journalen und Live-Reportagen, bestückte Bauer regelmäßig ihre eigenen Sendungen "Im Brennpunkt" und "Kinder ohne Zukunft".

Außerdem trat sie 1972 als so genannte "dramaturgische Provokation" vor die Fernsehkamera. Als erste Frau im Österreichischen Fernsehen leitete Dolores Bauer das damals neue "Pressegespräch", eine analysierende Diskussions-Sendung zur Politik. Im Jahre 1986 verließ Dolores Bauer den ORF.

Engagement für Kirche und Entwicklungspolitik

Nach drei Jahren als ÖVP-Abgeordnete kehrte Bauer zum geliebten Radio zurück. Hier war sie in der Abteilung "Religion" bis 1999 regelmäßig tätig.

Die wesentlichen Interessen von Dolores Bauer haben sich im Laufe der Jahre aber kaum geändert: Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung stehen bis heute im Zentrum ihrer Arbeit als Journalistin und Friedens-Arbeiterin. Mit kritischem Engagement setzt sie sich in der katholischen Kirche und der Entwicklungspolitik ein. Unzählige Reportagen und Reisen in die Länder Afrikas, Südost-Asiens und Lateinamerikas waren Folge und Ursache ihres Interesses.

"Was ich in meinem Beruf liebe, ist die ungeheure Chance gerade in der Art wie ich arbeiten konnte, jeden Tag was Neues zu lernen. Und das Zweite, was ich in meinem Beruf unglaublich liebe, ist die Begegnung mit Menschen in allen Lebensvollzügen, das ist unglaublich bereichernd."